Die vergangene Woche hatte es in sich: An den Aktienmärkten ging die Rekordjagd abrupt zu Ende. Ausgehend von einem empfindlichen Einbruch der Wall Street gaben die Börsen auch in Europa kräftig nach. Damit ist auch die Volatilität der Kurse zurück, die für längere Zeit kaum noch eine Rolle gespielt hatte.

Insbesondere in den USA waren die Notierungen 2017 und Anfang dieses Jahres außerordentlich stark nach oben gegangen. Seit der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten hatte der Dow Jones um fast 50 Prozent zugelegt, der S&P 500 um 40 Prozent und der DAX immerhin um rund ein Drittel. In diesem Tempo konnte es auf Dauer nicht weitergehen.
Mit der jüngsten Korrektur sind die Kursübertreibungen ein gutes Stück abgebaut worden, so dass sich für den S&P 500 aktuell ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf Basis der für 2019 erwarteten Gewinne von 15,5 ergibt. Das ist im langfristigen Vergleich keine unattraktive hohe Bewertung mehr, viele Unternehmen sind wieder eine Überlegung zum Einstieg wert.

Echte Trendwende nach unten eher unwahrscheinlich

Allerdings ist die Frage, ob es nicht noch weiter deutlich abwärts gehen könnte mit den Kursen. Die meisten Analysten sehen die Lage relativ gelassen. Schließlich korrigierte der S&P 500 seit Ende der 1960er-Jahre im Durchschnitt mindestens einmal pro Jahr – und zwar im Mittel um 13 Prozent, der DAX sogar um durchschnittlich 18 Prozent. Meist erholten sich die Notierungen danach wieder, nur jede achte Korrektur war der Beginn einer echten Trendwende.

Wer jetzt in Panik verfällt und verkauft, handelt sich unter Umständen herbe Verluste ein und verpasst möglicherweise die sich anschließende Erholung. Zu einem „Crash“ kommt es in der Regel nur dann, wenn die Korrektur am Aktienmarkt von einer konjunkturellen Abschwächung – sprich Rezession – begleitet wird. Seit dem zweiten Weltkrieg war dies drei Mal der Fall: Im Zusammenhang mit dem Ölpreisschock 1973/74, nach dem Platzen der dotcom-Blase 2000, nach dem Platzen der Häusermarkt-Blase bzw. der Lehman-Pleite 2008/09.

Stellt sich also die Frage, ob sich fundamentale Lage so verschlechtert hat, dass man schon bald eine deutliche konjunkturelle Abschwächung befürchten muss. Im Euroraum hat das Wirtschaftsklima laut ifo Institut im ersten Quartal 2018 den höchsten Stand seit Sommer 2000 erreicht und bewegt sich weiter in die konjunkturelle Zyklusphase „Boom“ hinein. Zuletzt hat zudem der Euro wieder nachgegeben, was den europäischen und deutschen Exportunternehmen zugutekommt.

Und was passiert in den USA, wo die Notenbank Fed ja begonnen hat, die Zinsschraube anzuziehen? Volkswirte sehen die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession in der größten Volkswirtschaft der Welt derzeit als gering an, stufen aber die Möglichkeit, dass dort die Konjunktur allmählich heiß läuft, höher ein. Steigende Löhne könnten zu einer beschleunigten Inflation führen, diese zu höheren Leitzinsen, was wiederum den Aufschwung bremsen könnte. Es waren solche Befürchtungen, die nach Meinung von Beobachtern die jüngsten Kurseinbrüche an den Börsen ausgelöst haben.

Fed-Währungshüter beruhigen die Anleger

Experten halten solche Ängste allerdings für übertrieben. So sorgen der scharfe weltweite Wettbewerb und die Bedrohung von Jobs durch die fortschreitende Digitalisierung dafür, dass Löhne und Preise im Zaum gehalten werden. Vor diesem Hintergrund wird verständlich, warum die US-Währungshüter zuletzt bemüht waren, die Märkte zu beruhigen, nachdem diese wegen der höheren Lohndynamik in den USA eine straffere Geldpolitik eingepreist hatten.

Der Chef der St. Louis Fed, James Bullard signalisierte, dass gute Lohndaten an sich nicht für ein unmittelbares Anziehen der Inflation und damit eine restriktivere Geldpolitik sprechen. Im
Gegenteil, sollten die Inflationsdaten erneut schwach ausfallen, wäre auch eine langsamere geldpolitische Gangart möglich. Unterstützung fand Bullard bei den regionalen Fed-Chefs Neel Kashkari und Charles Evans. Beide wollen eine deutliche und nachhaltige Belebung der Inflation sehen, bevor sie für einen weiteren Zinsschritt stimmen. Evans war der Ansicht, dass dies nicht vor Mitte 2018 der Fall wäre. Jerome Powell, der vergangene Woche sein Amt als Fed –Chef antrat, äußerte sich nicht.

EZB-Chefökonom präferiert Verlängerung des Wertpapier-Kaufprogramms

Bei der Europäischen Zentralbank (EZB) stand letzte Woche der Ausblick (Forward Guidance) mit Blick auf ein mögliches Enddatum für die Anleiheankäufe im Zentrum der Diskussionen. EZB-Präsident Mario Draghi blieb bei seinem Rechenschaftsbericht vor dem europäischen Parlament in diesem Punkt neutral. Er wies darauf hin, dass die Geldpolitik rein datenabhängig und zeitkonsistent erfolge.

Demgegenüber sprach sich EZB-Chefvolkswirt Peter Praet eher für eine Verlängerung des Anleihen-Kaufprogramms aus, sollte die Inflation bis September nicht nachhaltig und
ausreichend gestiegen sein. Generell betonte auch Draghi, dass der „Kampf gegen die niedrige Inflation“ noch nicht beendet sei und wies in diesem Zusammenhang auf die inflationsbremsende Wirkung eines starken Euros hin.

Im Gegensatz dazu äußerten sich Direktionsmitglied Sabine Lautenschläger und Bundesbank-Präsident Jens Weidmann optimistisch, dass die Käufe noch in diesem Jahr beendet werden könnten. Soweit die konjunkturelle Erholung in der Eurozone anhalte, wären „substanzielle“ Käufe über den bisher abgestimmten Zeitraum nicht nötig. Mit Blick auf die Forward Guidance sprach sich Praet für eine Konkretisierung des Plans der Zeit nach Ende des Kaufprogramms aus, sobald dieses absehbar sei.

DAX günstig bewertet

Konjunktur weiter gut, Inflationsängste übertrieben, Geldpolitik anhaltend vorsichtig. Trotzdem hat der DAX im Vergleich zu seinem erst kürzlich erreichten Jahreshoch mehr als 1.000 Punkte eingebüßt. Was heißt das für die weitere Entwicklung? Da die Analysten ihre Gewinnschätzungen für die DAX-Unternehmen für 2018 und 2019 jüngst angehoben haben, beträgt das 2018er-KGV 13 und das 2019er-KGV sogar nur 12. Das sind historisch betrachtet niedrige Werte und damit ein attraktives Niveau für einen Einstieg.

Was die neue Woche bringt

In der Eurozone wird in dieser Woche konjunkturell Bilanz für das Jahr 2017 gezogen. So wird nicht nur das Bruttoinlandsprodukt (BIP) für den Euroraum veröffentlicht sondern gleichzeitig auch die BIP-Zahlen der Mitgliedsländer (Mi.). Für Euroland sollte die zweite Schätzung die vorab veröffentlichte Rate von 0,6 Prozent zum Vorquartal bestätigen.

Einen spürbaren Anteil hieran dürfte die deutsche Wirtschaft gehabt haben. Sie wird wohl ein deutliches Wachstumsplus von 0,6 Prozent ausweisen. Dabei dürfte zum Jahresende
vor allem die starke Investitionstätigkeit der Wirtschaft Impulse verliehen haben. Robust, aber wenig spektakulär sollte sich dagegen das BIP Italiens entwickelt haben. Ein Plus von 0,3 Prozent zum Vorquartal sollte aber im Verbund mit den vorangegangenen soliden Quartalszahlen gereicht haben, eine Jahreswachstumsrate von 1,5 Prozent im Jahr 2017 zu erreichen.

Neben den BIP-Zahlen stehen noch die letzten „harten“ Konjunkturzahlen für Dezember in der Eurozone zur Veröffentlichung an. Hierzu gehört die europäische Industrieproduktion (Mi.). Diese dürfte zwar von der etwas schwächeren Entwicklung in Deutschland gebremst worden sein, die starken Zahlen aus Italien und Spanien sowie die robuste Unterstützung aus Frankreich dürfte aber zu einem Gesamtplus von 0,6 Prozent gegenüber November geführt haben. Wegen der im letzten halben Jahr sehr starken Produktionszahlen sollte die Jahresrate im Dezember ein Plus von 4,8 Prozent erreichen, dem höchsten Stand seit April 2011.

In den USA liegt in der neuen Woche der Fokus auf den ersten Inflationszahlen für Januar (Mi.). Dabei könnte überraschen, dass sowohl die Inflationsrate als auch die Kernrate
gefallen sind. Hintergrund dieser Entwicklung ist ein negativer Basiseffekt aus dem Vorjahr, der die Raten nach unten zieht. In der monatlichen Betrachtung dürfte dagegen bei beiden Inflationsmaßen ein moderates Plus zu verzeichnen gewesen sein.

Die Industrieproduktion sollte im Januar verhalten ausgefallen sein (Do.). So dürfte zwar die Aktivität im Bergbau und im Verarbeitenden Gewerbe gegenüber Dezember spürbar zugelegt
haben. Diese Dynamik wird aber wohl von der rückläufigen Energieproduktion gebremst worden sein. Einen verhaltenen Start ins Jahr 2018 haben wohl auch die Einzelhandelsumsätze hingelegt (Mi.). So dürfte zum einen die kalte Witterung die Umsatzzuwächse gebremst haben, zum anderen waren bereits die veröffentlichten PKW-Verkäufe rückläufig.

Weniger von der Witterung beeinflusst sollte der Wohnungsbau im Januar gewesen sein (Fr.). Hier spricht die erhöhte Anzahl an Bauvorhaben und Baugenehmigungen für einen leichten Anstieg mit 1219 Tsd. Baubeginnen. Für Februar sollten die Konjunkturaussichten positiv bleiben. So dürfte der Frühindikator der Federal Reserve von Philadelphia weiterhin auf seinem aktuell erhöhten Niveau verharren (Do.).

Die wichtigsten Konjunkturdaten der neuen Woche

MonatPrognoseLetzter
Montag, 12.2.2018
keine wichtigen Daten
Dienstag, 13.2.2018
keine wichtigen Daten
Mittwoch, 14.2.2018
BIP Japan (% zum Vorquartal)Q40.40.6
BIP Deutschland (% zum Vorquartal)Q40.60.8
Verbraucherpr. Deutschland (% zum Vorjahr)Januar1.61.6
Industrieproduktion Euroland (% zum Vormonat)Dezember0.61
BIP Euroland (% zum Vorquartal)Q40.60.6
Verbraucherpr. USA (% zum Vorjahr)Januar1.92.1
Verbraucherpr. Kernrate USA (% zum Vorjahr)Januar1.71.8
Einzelhandelsumsatz USA (% zum Vormonat)Januar0.10.4
Einzelhandelsums. ohne PKW USA (% zum Vorm.)Januar0.40.4
Donnerstag, 15.2.2018
Empire State Index USA (Punkte)Februar17.917.7
Philadelphia Fed Index USA (Punkte)Februar2322.2
Industrieproduktion USA (% zum Vormonat)Januar0.20.9
NAHB Wohnungsmarktindex USA (Punkte)Februar7272
Freitag, 16.2.2018
Wohnungsbaubeginne USA (Tsd.)Januar12191192
Uni Michigan Konsumentenvertrauen USA (Punkte)Februar9695.7