Amerikas Präsident Donald Trump hat Strafzölle von 25 Prozent auf Stahlimporte und zehn Prozent auf Aluminiumeinfuhren verhängt – und damit die Aktienmärkte verunsichert. Trump argumentiert, dass eine Sicherung eigener Produktionskapazitäten für die nationale Verteidigung wichtig sei. Dabei ist die Bedeutung der Stahlindustrie für die US-Wirtschaft gering. So sank die Zahl der Beschäftigten in der Branche von 216.000 im Jahr 1998 auf inzwischen 140.000. Für die Nutzer von Stahl und Aluminium in den USA würden sich durch Zölle allerdings die Kosten erhöhen, so dass deren Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt wird und die US-Wirtschaft insgesamt mehr verliert als gewinnt.
An den Märkten haben das Vorgehen Trumps und die Ankündigung möglicher Vergeltungsmaßnahmen, etwa von Seiten der EU, Ängste vor einem drohenden Handelskrieg geschürt. Nüchtern betrachtet ist zu konstatieren, dass es in den USA protektionistische Tendenzen gibt, diese (bislang) aber noch nicht zu massiv verschärften Handelshemmnissen geführt haben. Außerdem sind in anderen Teilen der Welt Liberalisierungen zu beobachten, so dass noch kein genereller Trend zu mehr Protektionismus festzustellen ist. Richtig ist jedoch auch, dass die Gefahren merklich gestiegen sind. Im schlimmsten Fall kommt es zu einer Kettenreaktion mit einer empfindlichen Zunahme von Handelsbeschränkungen.

Europäische Zentralbank streicht Passus

Während Trump mit Drohungen, möglicherweise auch Zölle auf Autoimporte aus Europa zu erheben, für weitere Irritationen sorgte, ließ die EZB-Sitzung der vergangenen Woche die Anleger ziemlich kalt. Zwar haben die Euro-Notenbanker ihre über längere Zeit aufrecht erhaltene Aussage kassiert, dass sie im Fall der Fälle ihre Wertpapierkäufe aufstocken oder verlängern würden. Genau dies wurde von EZB-Beobachtern aber erwartet und stellte somit keine Überraschung mehr dar.
Seit 2016 hatte die EZB in ihren Kommuniqués immer wieder festgestellt: „Sollte sich der Ausblick eintrüben oder sollten die Finanzierungsbedingungen nicht mehr mit einem weiteren Fortschritt hin zu einer nachhaltigen Korrektur der Inflationsentwicklung im Einklang stehen, so sind wir bereit, das Programm zum Ankauf von Vermögenswerten im Hinblick auf Umfang und/oder Dauer auszuweiten.“ Kurz gesagt: Wenn es schlecht läuft, fahren wir unsere Anleihenkäufe wieder hoch. Diesen Passus hat die EZB nun gestrichen.
Er war zuletzt ohnehin eine leere Hülle. Zum einen wächst die Wirtschaft der Eurozone wieder ganz passabel, so dass von Deflationsgefahr längst keine Rede mehr sein kann. Zum anderen würde die EZB bei einem Aufstocken oder einer Verlängerung der Käufe bald mehr als ein Drittel aller Staatsanleihen besitzen, was rechtliche Problemen heraufbeschwören könnte. Es war also nur eine Frage der Zeit, wann die Währungshüter den Satz streichen würden. Entsprechend hat EZB-Chef Mario Draghi diesen Sachverhalt heruntergespielt und betont, dass von der Änderung des Kommuniqués kein Signal für die künftige Geldpolitik ausgehe.

Klassischer Zinserhöhungszyklus nicht in Sicht

Experten gehen davon aus, dass auch das wahrscheinliche Einstellen der Anleihenkäufe am Jahresende kein großes Ereignis für die Märkte mehr darstellen wird. Denn Draghi werde dann darauf hinweisen, dass die EZB fällig werdende Anleihen noch lange reinvestieren und noch lange knapp ein Drittel aller Staatsanleihen halten werde, was die Renditen von Staatsanleihen dauerhaft senkt.

Einen deutlichen Anstieg der Leitzinsen in der Eurozone würde es wohl nur geben, falls die Inflation Fahrt aufnähme. Das halten die meisten Volkswirte jedoch für unwahrscheinlich. Erstens herrscht im Euroraum noch immer hohe Arbeitslosigkeit und 60 Prozent des Rückgangs der Arbeitslosigkeit hat in Spanien, Portugal und Griechenland stattgefunden, wo die Arbeitslosenrate sehr hoch ist und ein Rückgang noch lange nicht zu höheren Lohnabschlüssen führt. Zweitens dämpfen die Globalisierung und die Digitalisierung die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer, so dass die Löhne sogar in den fast vollbeschäftigten USA oder in Deutschland kaum beschleunigt anziehen. Selbst falls sich die Kerninflation schneller als derzeit erwartet in Richtung zwei Prozent bewegt, dürfte die EZB keinen klassischen Zinserhöhungszyklus starten. Schließlich wird der EZB-Rat von Vertretern der hoch verschuldeten südeuropäischen Länder dominiert, deren Finanzminister nur wegen der niedrigen Zinsen über die Runden kommen.

Zwei, drei oder vier Zinsschritte der Fed 2018?

Und was macht die US-Notenbank Fed? In den letzten Tagen meldeten sich mehrere Fed-Vertreter zu Wort, ohne allerdings eine spürbare Änderung der Markterwartungen an die Zinserhöhungen in diesem Jahr zu bewirken. So hält der Präsident der Minnepolis Fed, Neel Kashkari, Strafzölle auf Stahl und Aluminium unter dem Strich konjunkturell für schädlich. Der Präsident der Dallas Fed, Robert Kaplan, schob hingegen die durch den Arbeitsmarkt ausgelösten Inflationsgefahren in den Vordergrund und sprach sich daher weiterhin für drei Zinsanhebungen im Jahr 2018 aus.

Demgegenüber plädierte der Präsident der Federal Reserve Bank of Atlanta, Raphael Bostic, für eine „wait and see“ Strategie: „Je nachdem, wie sich die bisherige Straffung auf die Wirtschaft auswirke, könnten in diesem Jahr noch zwei, drei oder gar vier weitere Schritte notwendig sein.“ Der Konjunkturbericht der Fed (Beige Book) bestätigte die im Grunde bekannte Gemengelage der amerikanischen Wirtschaft.

In diesem Zusammenhang wurden mit Spannung die jüngsten Zahlen vom US-Arbeitsmarkt erwartet. Sie fielen weit besser aus als von Analysten vorhergesagt. Denn die Beschäftigung ist im Februar um 313.000 gestiegen, während lediglich ein Plus von 205.000 prognostiziert worden war. Zudem wurden die Daten der Vormonate um 54.000 nach oben wurden korrigiert. Die Arbeitslosenquote blieb bei 4,1 Prozent. Gleichzeitig hat der Lohnanstieg etwas nachgelassen. Die durchschnittlichen Stundenlöhne legten nur 0,1 Prozent gegenüber Januar zu und 2,6 Prozent gegenüber Vorjahr, nach 2,8 Prozent im Januar.

Offenbar sind die US-Unternehmen vor dem Hintergrund der soliden Nachfrage aus dem In- und Ausland und der Impulse durch die Steuersenkungen sehr optimistisch gestimmt. Jedenfalls hat die Beschäftigung zuletzt sogar noch an Dynamik gewonnen. In den ersten beiden Monaten des Jahres entstanden durchschnittlich 276.000 neue Stellen. Das sind deutlich mehr als im Durchschnitt 2017 (182.000). Dabei wurden weitere Reserven an Arbeitskräften mobilisiert, der Anteil der Amerikaner, die arbeiten oder Arbeit suchen, stieg im Februar spürbar. Deshalb sank die Arbeitslosenquote nicht weiter.

Aktien bleiben attraktive Anlageklasse

Obwohl die harten volkswirtschaftlichen Daten aktuell keine Hinweise geben, dürften die Ängste der Anleger vor einem Anziehen von Inflation und Zinsen sich kaum verflüchtigen.
Zugleich wird die Sorge vor Einführung von Zöllen, und daraus folgend einem möglichen Handelskrieg, auf mittlere Sicht nicht kleiner werden. Das bedeutet, dass in den kommenden Monaten schwankungsintensive Zeiten an den Aktienmärkten drohen.

Für langfristig orientierte Börsianer ist das aber kein Grund Trübsal zu blasen. Denn die Unternehmensgewinne in Europa sollten 2018 und 2019 jeweils um rund zehn Prozent zulegen, was eine sehr gute Basis für die Aktienmärkte darstellt. Zudem ist die Bewertung der Indizes DAX und Euro Stoxx nach der Korrektur vergleichsweise günstig. Die Dividendenrenditen der Indizes gehören zu den höchsten unter den etablierten Indizes weltweit. Gleichzeitig bieten die niedrigen Kapitalmarktrenditen Anlegern keine echte Alternative zu Aktien.

Angesichts der erhöhten Bewertungsniveaus und der steigenden Zinsen wird jedoch die Auswahl der Sektoren und Titel wichtiger. Unternehmen, die relativ hoch verschuldet sind bzw. kurz- bis mittelfristig hohen Refinanzierungsbedarf haben, sollte man eher meiden. Unattraktiver werden zudem Engagements in Firmen, deren Dividendenausschüttungen nicht durch freie Cash Flows gedeckt sind. Kapitalintensive Branchen sind im Umfeld einer zunehmenden Inflation tendenziell durch den Preisanstieg der Investitionen für den Erhalt des Geschäftsmodells belastet. Dies trifft jedoch weniger auf Unternehmen zu, für deren Aktiva eine langfristige Nutzungsdauer gilt.

Finanzwerte, vornehmlich Banken und Versicherungen, sind der wahrscheinlichste Profiteur
steigender Zinsen. Zwar ist der Renditeanstieg für europäische Banken im Verhältnis zu den USA bisher immer noch mager und die Kosten für Regulierung und Digitalisierung sind auf Grund des wettbewerbsintensiveren Umfelds hoch. Allerdings ist dafür im Gegenzug die Renditekurve in Europa steiler als in den USA. Zudem ist der Einlagenbestand europäischer Banken im Durchschnitt niedriger als in Amerika. Das hat zur Folge, dass ein kleinerer Anteil des Zinsanstiegs an die Kunden weitergegeben werden muss.

Was die neue Woche bringt

In der Eurozone stehen diese Woche kaum wichtige Konjunkturdaten auf der Agenda. Lediglich die Industrieproduktion für Januar sollte nach den schwachen Vorgaben aus Deutschland und Frankreich bestenfalls leicht gestiegen sein (Mi.). Gegen einen Rückgang (wie in Deutschland und Frankreich) spricht, dass die Bauproduktion, die in die deutsche Produktionsstatistik eingerechnet wird und sich im Januar schwach entwickelt hat, nicht Teil der europäischen Produktionszahl ist.

Die endgültigen Veröffentlichungen der Februar-Inflationsdaten für Deutschland (Mi.), Frankreich (Do.), Spanien (Di.) und die Währungsunion insgesamt (Mi.) dürften, wie so oft, keine Neuigkeiten zu den bereits bekannten Zahlen enthalten. Die weiterhin schwache Inflationsentwicklung bleibt die höchste Hürde für die EZB auf dem Weg zum Ausstieg aus der ultraexpansiven Geldpolitik.

In den USA liegt der Fokus auf den Inflationsdaten für Februar (Di.). Hier dürfte die Kernrate erneut moderat gestiegen sein. Die Energiepreise sollten, bedingt durch etwas höhere Preise für Kraftstoffe, zum Vormonat ebenfalls Auftrieb erhalten haben und damit die Inflationsrate stützen. Ein Anstieg auf 2,2 Prozent zum Vorjahr scheint für die Gesamtinflationsrate realistisch. Abgesehen von den zuletzt deutlich erhöhten politischen Unsicherheiten für die Inflationsentwicklung durch eventuelle Strafzölle auf US-Importe dürfte sich die Fed damit vor der März-Sitzung (21.3.) in ihrem Zinsanhebungszyklus bestätigt sehen.

Der US-Einzelhandel sollte für Februar gleichfalls eine solide Ausweitung zum Vormonat zeigen (Mi.). Dies ist allerdings als Rückpralleffekt nach dem schwachen Januar zu sehen und geht auf eine Normalisierung der Witterung zurück, die im Januar deutliche Bremsspuren im Kaufverhalten der Amerikaner hinterlassen hatte. Die US-Produktion dürfte im Februar hingegen spürbar zugelegt haben (Fr.). Neben dem insgesamt aufwärtsgerichteten Trend kam im Februar wohl noch eine Erhöhung der Ölproduktion hinzu.

Die wichtigsten Konjunkturdaten der neuen Woche

MonatPrognoseLetzter
Montag, 12.3.2018
keine wichtigen Daten
Dienstag, 13.3.2018
Verbraucherpreise USA (% zum Vorjahr)Februar2.22.1
Verbraucherpr. Kernrate USA (% zum Vorjahr)Februar1.91.8
Mittwoch, 14.3.2018
Auftragseing. Maschinenbau Japan (% zum Vorm.)Januar5.2-11.9
Verbraucherpreise Deutschland (% zum Vorjahr)Februar1.41.4
Industrieproduktion Euroland (% zum Vormonat)Januar0.10.4
Einzelhandelsumsatz USA (% zum Vormonat)Januar0.4-0.3
Erzeugerpreise USA (% zum Vorjahr)Februar2.82.7
Donnerstag, 15.3.2018
Empire State Index USA (Punkte)März1313.1
Philadelphia Fed Index USA (Punkte)März2125.8
NAHB Wohnungsmarktindex USA (Punkte)März7272
Freitag, 16.3.2018
Verbraucherpreise Euroland (% zum Vorjahr)Februar1.21.3
Verbraucherpr. Kernrate Euroland (% zum Vorj.)Februar11
Wohnungsbaubeginne USA (Tsd.)Februar12861326
Industrieproduktion Deutschl. (% zum Vormonat)Januar0.41.1
Industrieproduktion USA (% zum Vormonat)Februar0.5-0.1
Uni Michigan Verbrauchervertrauen (Punkte)März99.599.7