Eine Versicherung gegen Berufsunfähigkeit (BU) sollte zur Grundausstattung in puncto Risikovorsorge gehören. Doch die Risiken werden offensichtlich unterschätzt: So haben nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft haben nur knapp 40 Prozent der Erwerbstätigen eine BU-Versicherung abgeschlossen. Die Statistiken zum Thema Berufsunfähigkeit zeigen allerdings, dass das Risiko nicht unterschätzt werden sollte. So ist statistisch gesehen jeder vierte Arbeitnehmer vor dem Rentenalter erwerbsgemindert.

Warum ist eine BU-Versicherung so wichtig?

Wer aufgrund gesundheitlicher Probleme seiner Arbeit nicht mehr nachgehen kann, kann im ungünstigsten Fall in arge finanzielle Schwierigkeiten geraten. Denn für alle nach dem 1. Januar 1961 geborenen gesetzlich Versicherten gibt es im Ernstfall lediglich noch eine Erwerbsunfähigkeitsrente. Sie liegt nach Angaben des Bundes der Versicherten (BdV) bei rund 32 Prozent des letzten Bruttogehalts. Die Rente wird jedoch nur gezahlt, wenn man nicht nur seinen bisherigen Beruf, sondern auch andere Tätigkeiten nicht mehr ausüben kann. Diesen Nachweis zu erbringen, dürfte in der Regel sehr schwer sein. Zudem muss noch unterschieden werden zwischen voller und teilweiser Erwerbsunfähigkeit. Wem etwa noch eine Arbeit im Umfang von bis zu sechs Stunden täglich zugemutet werden kann, der erhält zwar im Prinzip die halbe Erwerbsunfähigkeitsrente. Bedingung ist allerdings, dass der Verdienst unterhalb bestimmter Freibeträge liegt. Und diese können je nach Fall so niedrig sein, dass Rente und Arbeitseinkommen zu gering sind, um die Lebenshaltungskosten auch weiterhin zu bestreiten.

Wann sollte man eine BU-Versicherung abschließen?

Vereinfacht gilt: Je früher, desto besser. Der BdV rät beispielsweise dazu, die Versicherung bei Beginn der Berufsausbildung oder des Studiums abzuschließen. Denn wer in jungen Jahren eine BU-Versicherung abschließt, hat noch keine Wehwehchen und zahlt noch recht niedrige Beiträge. Wer sich erst später dazu entschließt und beispielsweise bereits Rückenprobleme hat, kommt nun schwerer an eine Police heran und kann dieses gesundheitliche Problem entweder nicht mehr versichern oder muss happige Aufschläge zahlen. Um später den BU-Vertrag an veränderte Bedingungen – etwa über eine Erhöhung der versicherten Rente – anpassen zu können, sollte darauf geachtet werden, dass der Vertrag eine Nachversicherungsgarantie ohne erneute Gesundheitsprüfung enthält.

Was ist vor dem Abschluss der BU-Versicherung zu beachten?

Wer sich entscheidet, eine BU-Versicherung abzuschließen, muss sich auf einigen Aufwand gefasst machen, denn es gilt, umfassende Angaben zu Vorerkrankungen zu machen. Und wer hier nachlässig vorgeht, verspielt im schlimmsten Fall den Versicherungsschutz. Der Grund: Macht man zur Gesundheit fehlerhafte Angaben oder verschweigt etwas, kann sich der Versicherer im Ernstfall darauf berufen und die Zahlung der Rente verweigern.

Wichtig ist es zudem, lieber auf die Dienste eines Versicherungsmaklers zurückzugreifen statt direkt Angebote einzuholen. Denn ein Makler kann eine anonyme Risikovoranfrage starten, mit der sich zunächst herausfinden lässt, welcher Anbieter bereit ist, den Interessenten zu versichern. Dies empfiehlt sich insbesondere dann, wenn die Krankheitsgeschichte Schwierigkeiten beim Abschluss erwarten lässt. Lehnt ein Anbieter ab, bleibt dies ohne Folgen. Wurde direkt angefragt und abgelehnt, kann sich dies nachteilig auf die weitere Suche auswirken, da dies je nach Anbieter im Hinweis- und Informationssystem der Versicherungswirtschaft (HIS) vermerkt wird. Zwar melden nicht alle Versicherer die Ablehnung an das HIS, doch mit der anonymen Risikovoranfrage ist man grundsätzlich auf der sicheren Seite.

Sinnvollen Versicherungsumfang wählen

Wichtig ist es auch, die Höhe der BU-Rente passend zu wählen. Wer beispielsweise rund 2.000 Euro netto verdient und eine BU-Versicherung über 500 Euro abschließt, kommt im Ernstfall nicht weit. Die Verbraucherzentralen raten dazu, etwa zwei Drittel bis drei Viertel des aktuellen Nettoeinkommens zu wählen.

Was tun bei Erkrankungen oder risikoreichen Berufen?

Wer bereits Vorerkrankungen oder einen risikoreichen Beruf hat und beispielsweise Dachdecker ist, bleibt bei der Suche nach einer BU-Versicherung im schlimmsten Fall erfolglos oder muss mit Beiträgen rechnen, für die das Budget nicht reicht. Einen Ausweg kann die Versicherung gegen Erwerbsunfähigkeit (EU) bieten. Sie hilft zumindest, im Fall der EU die Einkommenslücke zu schließen, die sich aufgrund einer zu niedrigen staatlichen Rente sonst auftun würde. Auch eine so genannte Grundfähigkeitsversicherung kann eine Option sein. Hier kann der Makler passende Lösungen anbieten.

Arbeitgeberangebot nutzen

Gerade in größeren Unternehmen wird die Chance geboten, sich gegen Berufsunfähigkeit zu versichern. Viele Firmen nutzen solche Zusatzleistungen mittlerweile als Instrument, um gute Mitarbeiter zu finden und an sich zu binden. In diesem Fall handelt es sich um eine Gruppenversicherung, für die nur wenige Gesundheitsfragen beantwortet werden müssen. Eine solche Versicherung ist vor allem für Angehörige von Handwerksberufen interessant, da in diesem Bereich oft hohe Beiträge fällig werden. Die Gruppenversicherung bietet eine kostengünstige Alternative.

Rechtsschutzversicherung kann sinnvoll sein

Das Verbraucherportal Finanztip weist darauf hin, dass der Abschluss einer Rechtsschutzversicherung sinnvoll sein kann. Oftmals stellen sich die Versicherer zunächst quer, wenn es um den Leistungsfall geht. Mit einer Rechtsschutzversicherung wäre im schlimmsten Fall gewährleistet, dass man nicht auf den Kosten für den Rechtsstreit sitzen bleibt. Wer bereits eine Police hat, sollte prüfen, ob die Versicherung auch diesen Themenbereich einschließt.