Mit Beginn des zweiten Quartals starteten die Aktienmärkte dies- und jenseits des Atlantiks eine Erholung. So konnten die Kurse in DAX und S&P 500 seitdem um sechs bis sieben Prozent zulegen. Das ist insofern bemerkenswert, als die Stimmung an den Börsen nach wie vor erheblich durch Unsicherheiten belastet wird. Hier sind die Angst der Anleger vor höherer Inflation und steigenden Zinsen zu nennen, aber auch die Unsicherheit infolge des Zollstreits und des Syrienkriegs sowie die Neubewertung von Tech-Werten. Allerdings verschlechterte sich die Stimmung zuletzt kaum noch, was genügte, dass sich die Aktiennotierungen erholten.

Für die weitere Entwicklung besteht das Risiko, dass die Verunsicherung bei Unternehmen und Verbrauchern zu einem Aufschub von Investitionen und Konsumausgaben führt – was letztlich das globale Wirtschaftswachstum bremsen könnte. Vorerst gehen die Blicke der Investoren jedoch Richtung USA, wo die Unternehmens-Berichtssaison zum ersten Quartal 2018 angelaufen ist. Erfreulich ist, dass diese bislang überraschend gut verläuft. Von den Firmen, die bereits ihre Ergebnisse vorgelegt haben, konnten die meisten die Erwartungen übertreffen.

Deutliche steigende US-Firmengewinne

Mit einem Gewinnwachstum von mehr als 17 Prozent ist die aktuelle Berichtssaison die beste seit dem ersten Vierteljahr 2011. Die US-Unternehmen profitieren vor allem von der Steuerreform, aber auch der schwächere Dollar und die solide Weltkonjunktur kommen den Profiten zugute. Zusätzlicher Schub kommt vom gestiegenen Ölpreis, der die Gewinne der Ölkonzerne sprudeln lässt.

Trotz der bestehenden Belastungen auf Grund der oben angesprochenen Risiken stellen die meisten Unternehmen die positiven Einflussfaktoren in den Vordergrund. Aktienanalysten gehen davon aus, dass die US-Konzerne dieses Jahr mit einem Gewinnwachstum von fast 20 Prozent aufwarten können.

In den kommenden Wochen dürften die Märkte zudem wieder verstärkt auf die Fundamentaldaten achten. Nachdem die Bewertungen von Aktien im Zuge der Korrektur deutlich gesunken und damit wieder relativ attraktiv sind, dürften sich die Aktienindizes im April/Mai weiter erholen. Es ist sogar keineswegs ausgeschlossen, dass die steigenden Unternehmensgewinne und hohe Dividendenausschüttungen die Aktienmärkte im Frühsommer wieder in Richtung der alten Höchststände treiben. Gleichzeitig wird wohl die anhaltende Unsicherheit – nicht zuletzt wegen der geopolitischen Risiken – dazu führen, dass die Volatilität an den Aktienmärkten hoch bleibt.

EZB wird auf Wachstumsrisiken hinweisen

Mögliche Risiken sehen vorsichtige Anleger auch auf Seiten der Geldpolitik, die nicht bis zum Sankt Nimmerleinstag extrem expansiv bleiben kann. Aus dem Protokoll zur jüngsten geldpolitischen Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) geht unter anderem hervor, dass nach Einschätzung der Euro-Währungshüter das Risiko von Handelskonflikten zuletzt zugenommen habe. Die möglichen Folgen für die globale Konjunktur und den Euro-Außenwert sind dem Protokoll zufolge abhängig vom Ausmaß der Strafzölle und den potenziellen Vergeltungsmaßnahmen. Das Sitzungsprotokoll enthält aber keine konkrete Einschätzung der Notenbank über die mögliche Bremswirkung auf die Weltkonjunktur. Die Notenbanker waren sich einig, dass auf Grund der Gefahren das Risikoprofil für den Wachstumsausblick nach unten gerichtet sei.

Was den Inflationsausblick betrifft, seien die Hinweise für eine mittelfristige Annäherung der Teuerungsrate an das EZB-Inflationsziel noch nicht ausreichend. Zwar zeigten sich EZB-Chef Mario Draghi und Co. grundsätzlich optimistisch, dass sich die Inflationsrate in die richtige
Richtung bewege, doch gäbe es noch immer zahlreiche Unsicherheiten: etwa über das Ausmaß der Unterauslastung der europäischen Wirtschaft oder die Auswirkungen der zuletzt eingetretenen Aufwertung des Euro.

Insgesamt stimmten die EZB-Ratsmitglieder darin überein, dass nach wie vor ein umfangreicher geldpolitischer Stimulus nötig sei, damit sich die wirtschaftliche Erholung der Eurozone fortsetze und sich der Inflationsdruck weiter aufbaue. Der Beschluss, in der aktuellen geldpolitischen Ausrichtung auf die Möglichkeit einer erneuten Aufstockung der monatlichen Anleihekäufe zu verzichten, wurde von allen Ratsmitgliedern gut geheißen. Hierdurch würde die Handlungsfähigkeit der Notenbank im Falle von Schocks oder unvorhergesehenen Ereignissen nicht eingeschränkt.

In den Tagen vor der in dieser Woche stattfindenden EZB-Sitzung gaben sich die Währungshüter eher wortkarg. Angesichts zuletzt schwächelnder konjunktureller Frühindikatoren dürfte ein wichtiges Thema der Pressekonferenz die EZB-Einschätzung zu diesem Thema sein. Aller Voraussicht nach wird die aktuelle Datenlage aber noch nicht ausreichen, um die grundsätzliche Diagnose der EZB eines soliden und breit angelegten Aufschwungs bei unverändert zu schwacher Inflationsentwicklung zu ändern.

Hinweise auf zunehmende Konjunkturrisiken sind aber zu erwarten. Mit Änderungen der geldpolitischen Ausrichtung sowie beim Ausblick (Forward Guidance) rechnen EZB-Beobachter im April noch nicht. Diese werden wohl frühestens in der zweiten Jahreshälfte auf dem Plan stehen.

Fed-Zinserhöhungen sind programmiert

Zum US-Konjunkturausblick äußerten sich in den vergangenen Tagen verschiedene regionale Fed-Präsidenten zuversichtlich. Boston Fed-Chef Eric Rosengren merkte an, dass selbst bei dem Risiko von Marktverwerfungen durch Handelsstreitigkeiten die Fed den Leitzins zumindest weitere zwei Mal in diesem Jahr anheben müsse, um ein Überschießen des Arbeitsmarktes und der Inflation zu verhindern. Für ihn stellt die aktuelle Handelspolitik ein kurzfristiges Konjunkturrisiko dar, die stützende Fiskalpolitik mit der hohen Schuldenzunahme wäre dagegen ein langfristiges Risiko. Rosengren geht nicht davon aus, dass es zu einem Handelskrieg kommen wird und prognostiziert daher „etwas mehr als drei Zinsschritte“ für dieses Jahr.

Ähnlich äußerte sich San Francisco Fed-Chef John Williams. Er erwartet, dass das Inflationsziel dieses Jahr erreicht und die Teuerungsrate in den kommenden Jahren über dem Zielwert von zwei Prozent liegen werde. Daher müsse die Fed den Leitzins erhöhen. Eine länger anhaltende Unsicherheit um die Handelspolitik der Regierung stelle dabei ein deutliches, aber längerfristiges Risiko für die Wirtschaftstätigkeit in den USA dar.

Was die neue Woche bringt

Im Euro-Raum steht diese Woche die April-Sitzung der EZB im Mittelpunkt des Datenkalenders (Do.). Die meisten Ökonomen rechnen nicht mit einer Änderung der Geldpolitik und sehen zu diesem Zeitpunkt auch noch keine Änderung der Forward Guidance. Vielmehr dürfte der Fokus darauf liegen, die zuletzt schwächeren Konjunkturindikatoren einzuordnen und den Märkten zu versichern, dass sich das EZB-Bild einer starken Konjunktur nicht signifikant geändert hat.

Die Frühindikatoren im Euroraum dürften allerdings auch im April keinen Grund für Euphorie liefern. Die Einkaufsmanagerindizes (PMIs) haben voraussichtlich im April, sowohl im exportorientierten Industriesektor als auch im Dienstleistungsbereich, noch etwas weiter an Höhe verloren (Mo.). Ein ähnlich starker Rückgang wie im März ist allerdings nicht noch einmal zu erwarten. Weiterhin gilt, dass die Niveaus der PMIs trotz dieser Rückgänge weiterhin eine Ausweitung der Wirtschaftsleistung anzeigen.

In Deutschland dürfte zudem das ifo Geschäftsklima für April ein weiteres Mal gesunken sein (Di.). Dies gilt sowohl in alter als auch in neuer Definition des Indikators, wenngleich auf unterschiedlichen Niveaus. Die Eintrübung dürfte angesichts der weiterhin hohen Unsicherheit um einen Handelskrieg zwischen den USA und China ein weiteres Mal hauptsächlich auf sinkende Geschäftserwartungen zurückzuführen sein. Die Einschätzung der Geschäftslage sollte dagegen gut und stabil geblieben sein. Die Stimmung der Konsumenten dürfte nach wie vor nicht mit in den Abwärtsstrudel der Unternehmensstimmung gezogen werden und für Mai sogar einen leichten Anstieg des Konsumklimas prognostizieren (Do.). Grund hierfür ist unter anderem die hervorragende Arbeitsmarktlage, denn auch im April ist von einem weiteren Rückgang der Arbeitslosigkeit auszugehen (Fr.). Preisseitig stehen die ersten April-Inflationsdaten aus Spanien und Frankreich zur Veröffentlichung an (Fr.). Hierbei ist jedoch keine Veränderung der Jahresraten wahrscheinlich, womit sich auch die Datenlage von dieser Seite für die EZB nicht ändern sollte.

In den USA fällt diese Woche der Datenkalender knapp aus. Im Fokus steht die erste Veröffentlichung des Bruttoinlandproduktes (BIP) für das erste Quartal 2018 (Fr.). Hier waren wohl zwei entgegengesetzte Einflussfaktoren am Werke: Auf der einen Seite haben im Winterquartal wie schon in den Jahren zuvor heftige Schneestürme an der US-Ostküste gewütet, die vor allem den Privaten Konsum gebremst haben sollten. Auf der anderen Seite
hat die Einführung der Steuerreform die Investitionstätigkeit der Industrie und ihre Produktion deutlich belebt. Per saldo sollte die Wirtschaftsleistung damit um annualisiert 2,0 Prozent zum Vorquartal gestiegen sein.

Für den weiteren Jahresverlauf ist mit einer deutlichen Konjunkturbelebung zu rechnen. Hierauf weisen auch die weiterhin dynamischen Auftragseingänge langlebiger Güter im März hin (Do.). Diese dürften zum einen von starken Transportgüterbestellungen gestützt worden sein. Hier sollte sich die aktuell gute Situation der Automobilhersteller widerspiegeln sowie die hohen Neubestellungen beim Flugzeugbauer Boeing. Zum anderen ist derzeit die Aktivität in der US-Industrie ungewöhnlich stark und die Frühindikatoren der letzten Monate deuten auf eine Fortführung dieser guten Entwicklung hin. In diese Richtung sollte auch der PMI für das Verarbeitende Gewerbe im April weisen, denn dieser dürfte seinen aktuell hohen Stand von 55,6 Punkten bestätigen (Mo.).

 

Die wichtigsten Konjunkturdaten der neuen Woche

MonatPrognoseLetzter
Montag, 23.4.2018
PMI Verarb. Gewerbe Deutschland (Punkte)April57.758.2
PMI Dienstleistungen Deutschland (Punkte)April53.553.9
PMI Verarb. Gewerbe Euroland (Punkte)April55.956.6
PMI Dienstleistungen Euroland (Punkte)April54.554.9
PMI Verarb. Gewerbe USA (Punkte)April55.655.6
PMI Dienstleistungen USA (Punkte)April5454
Dienstag, 24.4.2018
Importpreise Deutschland (% zum Vorjahr)März-0.1-0.6
Ifo Geschäftsklima Deutschland (Punkte)April102.6103.2
Ifo Geschäftserwartungen Deutschland (Punkte)April98.7100.1
Ifo Akt. Geschäftslage Deutschland (Punkte)April106.5106.5
Neubauverkäufe USA (Tsd.)März625618
Richmond Fed Index USA (Punkte)April1615
Conf. Board Verbrauchervertrauen USA (Punkte)April126127.7
Mittwoch, 25.4.2018
keine wichtigen Daten
Donnerstag, 26.4.2018
GfK Verbrauchervertrauen Deutschland (Punkte)Mai1110.9
EZB Zinsentscheid (%)April00
Auftragseingang langl. Güter USA (% zum Vorm.)März1.13
Freitag, 27.4.2018
Industrieproduktion Japan (% zum Vorjahr)März0.52
Bank of Japan Zinsentscheid (%)April-0.1-0.1
Einzelhandelsumsatz Deutschland (% zum Vorm.)März1-0.5
Arbeitslosenrate Deutschland (%)April5.35.3
ESI Index Euroland (Punkte)April111.9112.6
Industrievertrauen Euroland (Punkte)April5.76.4
BIP USA (% zum Vorquartal, annualisiert)Q122.9
Uni Michigan Konsumentenvertrauen USA (Punkte)April98.497.8