Nach einem starken Juli konnten die meisten großen Aktienmärkte im August weiter zulegen. Das gilt insbesondere für den deutschen Leitindex DAX und den EURO STOXX 50, während in den USA der S&P 500 seitwärts tendierte. Kursstützend wirkten die weitgehend günstig ausfallenden konjunkturellen Frühindikatoren. Selbst verstärkt aufkeimende Erwartungen einer Zinserhöhung der US-Notenbank Fed konnten die Anleger nicht nachhaltig verunsichern. Zuletzt konnte der DAX wieder zulegen und nähert sich seinem Jahreshöchststand von 10.802 Punkten, den er Mitte August erreicht hatte. Auf Branchenebene setzten die lange Zeit arg gebeutelten Banken ihre Kurserholung fort.
Im Fokus der Börsianer stand vergangene Woche insbesondere die Fed. Deren Chefin Janet Yellen blieb in ihrer mit Spannung erwarteten Rede auf der Notenbank-Konferenz in Jackson Hole zum Zinsausblick wenig konkret. Ihre Aussagen deckten sich keineswegs vollständig mit den Bemerkungen anderer führender Fed-Repräsentanten, die auf eine Zinserhöhung drängten. Gleichzeitig sagte Yellen jedoch, dass die Wahrscheinlichkeit für eine Zinsanhebung in den letzten Monaten zugenommen hätte.

US-Arbeitsmarktbericht nur vordergründig schwach

Das führte dazu, dass die an den Fed-Funds-Futures gemessenen impliziten Wahrscheinlichkeiten für eine Leitzinserhöhung noch in diesem Jahr spürbar zunahmen. Sie erhielten Ende der Woche dann aber wieder einen Dämpfer, nachdem der US-Arbeitsmarktbericht für den August schlechter ausfiel als von Ökonomen vorausgesagt. So hat die US-Wirtschaft letzten Monat nur 151.000 neue Stellen geschaffen, während man am Markt von 180.000 ausgegangen war. Die Arbeitslosenquote verharrte bei 4,9 Prozent, der durchschnittliche Stundenlohn legte nur um 0,1 Prozent zu (Konsens 0,2 Prozent).

Auch wenn das Jobwachstum sich etwas stärker verlangsamte als erwartet, kann es weiter als solide bezeichnet werden. Zumal in den vergangenen Jahren die Erstveröffentlichung im August regelmäßig enttäuschte. So wurden im Durchschnitt der Jahre 2012 bis 2015 zunächst nur 145.0000 neue Stellen gemeldet. Inzwischen wurde diese Zahl aber auf 207.000 nach oben revidiert. Der Grund für die Diskrepanz dürfte sein, dass während der Sommerferien viele Betriebe ihre Zahlen zu spät melden, um noch für die erste Schätzung berücksichtigt zu werden. Entsprechend könnte auch diesmal der Bericht die Lage schlechter darstellen als sie tatsächlich ist.
Bei den Löhnen ist die Situation gleichfalls besser als es die Zahlen andeuten. Für den geringen Anstieg um 0,1 Prozent gegenüber Juli ist nämlich ein Kalendereffekt maßgebend. Schon im September dürfte dieser wieder positiv ausfallen und für einen stärkeren Anstieg sorgen. Das bedeutet, dass der Lohndruck zunimmt, wenn auch nur langsam.

Fed-Zinserhöhung wahrscheinlich erst im Dezember

Zusammen mit anderen aktuellen Konjunkturindikatoren deuten die Arbeitsmarktzahlen darauf hin, dass die amerikanische Wirtschaft im dritten Quartal um rund drei Prozent gewachsen ist. Zieht man die Sondereffekte ins Kalkül, blieb der Jobmarkt im August stark. Da der Inflationsdruck allerdings nur ganz allmählich steigt, ist für den September noch nicht mit einem Zinsschritt der Fed zu rechnen. Plausibler ist eine Erhöhung im Dezember, nicht zuletzt, weil dann auch die US-Präsidentschaftswahl gelaufen ist.

Selbst wenn das Risiko für eine raschere Fed-Zinserhöhung erneut zunehmen sollte, müssen die Aktienmärkte deswegen nicht unbedingt schwächer tendieren. Denn letzten Endes spielen die Konjunkturerwartungen eine größere Rolle für die Börsen als minimale Leitzinsanhebungen oder veränderte Zinserwartungen. Dies war dieses Jahr gut zu beobachten, in dessen Verlauf die an den Fed-Funds-Futures gemessenen US-Leitzinserwartungen mit dem S&P 500 positiv korreliert waren und meist parallel verliefen.

Zu Beginn des Jahres waren es Rezessionsängste, die Aktienkurse und Zinserwartungen fallen ließen. Danach erholten sich mit wieder zunehmendem Konjunkturoptimismus sowohl die Aktienindizes als auch die Fed-Funds-Futures. Die Aufwärtsbewegung des S&P 500 ab Ende Juni wurde ebenfalls von zunehmenden Zinserwartungen begleitet. Hintergrund war eine Vielzahl von positiven Überraschungen bei den Konjunkturdaten. Kritisch wäre für die Aktienmärkte, wenn sich parallel zu einer geldpolitischen Straffung der Fed die Konjunktur-Frühindikatoren abschwächen würden.

Frühindikatoren überwiegend positiv

Die in den vergangenen Wochen veröffentlichten vorlaufenden Indikatoren für die USA signalisierten für die größte Volkswirtschaft der Welt jedoch ein insgesamt stabiles Bild, obwohl einzelne Indikatoren leicht rückläufig waren. In der Eurozone haben sich die Frühindikatoren trotz des Brexit-Votums widerstandsfähig gezeigt, der Manufacturing-PMI fiel nur moderat auf 51,7 Punkte im August von 52,0 im Juli und 52,8 im Juni. Weil die relativ robusten Konjunkturindikatoren mit einer vergleichsweise defensiven Positionierung der Anleger einhergingen, tendierten die Aktienmärkte in den letzten Wochen positiv.

Allerdings wurden für den Euroraum in jüngster Zeit auch Frühindikatoren veröffentlicht, die Zweifel schürten. Dazu gehörte der ifo-Geschäftsklimaindex für Deutschland, dessen am Aktienmarkt besonders stark beachtete Komponente für die Geschäftserwartungen von 102,1 auf 100,1 Zähler absackte – und damit auf den niedrigsten Wert seit Februar. Der überraschende Rückgang des ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe in den USA von 52,6 auf 49,4 Punkte ist ebenfalls negativ zu werten, zumal die Auftragseingangs-Komponente kräftig auf 49,1 Punkte fiel.
Ermutigend ist dagegen die kräftige Erholung des Manufacturing-PMI in Großbritannien, der nach dem Brexit-Votum auf ein 41-Monatstief von 48,3 Punkten gefallen war und nun auf 53,3 Punkte nach oben schnellte.

In diesem Zusammenhang waren sicherlich die positiven Impulse des schwächeren Pfund hilfreich. Allerdings hat der britische Aktienmarkt eine entsprechende Entwicklung schon vorweggenommen. Schließlich hat sich der FTSE 250 seit Anfang Juli kräftig erholt und notiert mittlerweile sogar wieder leicht oberhalb seines Standes zu Jahresbeginn.
Auf mittlere Sicht sind für die Entwicklung der Aktienmärkte zwei Faktoren von überragender Bedeutung: die Geldpolitik der großen Zentralbanken und der globale Konjunkturverlauf. Angesichts der bevorstehenden geldpolitischen Straffung durch die Fed und einer relativ stabilen, aber nicht gerade überschäumenden Weltkonjunktur sind an den Börsen keine großen Kursgewinne zu erwarten. Hinzu kommen politische Risiken in Europa, die sich in den nächsten Monaten verschärfen könnten.

Was die neue Woche bringt

Der Woche stehen die endgültigen Markit-PMI für den Dienstleistungsbereich aus China, die Eurozone und die USA auf der Agenda (Mo./Di.) sowie der ISM-Dienstleistungs-Index für die USA (Di.) ins Haus. Letzterer steht nach dem schwachen Manufacturing-ISM-Index verstärkt im Fokus. Fällt auch der Service-Index stärker als erwartet, würde dies zwar die Zinserwartungen dämpfen, hätte aber Belastungen für die Aktienmärkte zur Folge. Es ist allerdings zu erwarten, dass die Unternehmensstimmung in der Service-Branche unverändert gut bleibt.
Mit Spannung blicken Investoren der EZB-September-Sitzung am Donnerstag entgegen. EZB-Chef Mario Draghi und seine Kollegen dürften eine Verlängerung der Mindestlaufzeit des QE-Programms bis September 2017 beschließen und gleichzeitig die Koppelung der Anleihekäufe an den Einlagesatz aufheben oder aufweichen, um eine reibungslose Umsetzung des Kaufprogramms über einen längeren Zeitraum zu gewährleisten.
Das Sentix-Investorenvertrauen für September sollte, vor dem Hintergrund der zuletzt weiter positiven Entwicklung an den Finanzmärkten, erneut gestiegen sein (Mo.). Für die harten Konjunkturzahlen in Deutschland im Juli ist ein gemischtes Bild zu erwarten: Die Auftragseingänge dürften, nach der insgesamt noch positiven Entwicklung der Frühindikatoren im Juli und auf Grund wohl überdurchschnittlich ausgefallener Großaufträge zu Beginn des dritten Quartals, spürbar gestiegen sein (Di.).

Dagegen ist bei der Industrieproduktion eine etwas schwächere Entwicklung plausibel (Mi.). Ursache hierfür ist unter anderem die Lage der Sommerferien, die die Produktion im Vormonat weniger stark gebremst hat als üblich und damit saisonbereinigt für eine hohe Zuwachsrate gesorgt hat. Dieser Sondereffekt ist im Juli weggefallen.

Ein erster Effekt der Brexit-Abstimmung wird sich wohl im deutschen Außenhandel zeigen (Fr.). Während für die Warenausfuhr im Juli allenfalls ein kleines Plus gegenüber Juni zu erwarten ist, dürfte die Wareneinfuhr den zweiten Monat in Folge deutlich gestiegen sein. Grund hierfür ist auch das schwächere Pfund, das die Importgüter aus Großbritannien in Euro verbilligt und damit tendenziell für zusätzliche Nachfrage sorgt.

 

Die wichtigsten Konjunkturdaten der neuen Woche

MonatPrognoseLetzter
Montag, 25.9.2016
PMI Dienstleistungen Deutschland (Punkte)August53.353.3
PMI Dienstleistungen Euroland (Punkte)August53.153.1
Sentix-Investorenvertrauen Euroland (Punkte)September54.2
Dienstag, 6.9.2016
Auftragseingang Deutschland (% zum Vormonat)Juli0.5-0.4
PMI Dienstleistungen USA (Punkte)August51.150.9
Mittwoch, 7.9.2016
Industrieproduktion Deutschland (% zum Vormon.)Juli0.20.8
Donnerstag, 8.9.2016
EZB Zinsentscheid Euroland (%)September00
Freitag, 9.9.2016
Exporte Deutschland (% zum Vormonat)Juli0.20.2
Importe Deutschland (% zum Vormonat)Juli0.51.1