Was machen Frauen bei der Geldanlage anders als Männer? Dieser und anderen Fragen ging die Investmentgesellschaft Blackrock im Rahmen ihrer Studie „Investor Pulse“ nach. Diese wird regelmäßig durchgeführt und umfasst aktuell auch eine Auswertung dazu, wie Frauen die Geldanlage beurteilen. Nach Aussage von Blackrock gibt es zahlreiche Parallelen zum männlichen Anlegerverhalten, aber auch einige deutliche Unterschiede. Ihre zukünftige finanzielle Lage schätzt rund jede zweite Frau optimistisch ein, bei Männern trifft dies auf 54 Prozent der Befragten zu. Allerdings schätzen Frauen die Risiken höher ein – etwa die Gefahr, im Alter kein Geld mehr zu haben. Weitere Risiken sehen sie in hohen Lebenshaltungs- und Gesundheitskosten. In puncto finanzielle Prioritäten steht Sparen für die befragten Frauen ganz oben.

Frauen sehen sich im Vergleich zu Männern als weniger kompetent

Deutliche Unterschiede zu Männern zeigen sich der Umfrage zufolge hinsichtlich der Entscheidungssicherheit: Lediglich 37 Prozent der Frauen geben an, dass sie ihrer Entscheidungskompetenz vertrauen. Unter den Männern behaupten dies 47 Prozent der Befragten. Diese Unsicherheit kommt nicht von ungefähr, denn das Interesse an Finanzthemen ist bei Frauen deutlich verhaltener als bei Männern. So gaben deutlich weniger Frauen als Männer an, bestimmte Themen in der Presse verfolgt zu haben. Am ehesten haben sie zu den Themenbereichen Altersvorsorge, niedrige Zinsen und zunehmende Langlebigkeit Artikel gelesen.

Als Informationsquelle für ihre Anlageentscheidungen nutzt rund jede dritte Frau das Internet, jede fünfte bezeichnet dieses Medium sogar als das ausschlaggebende. Männern zeigen eine höhere Affinität zu diesem Medium. Gleiches gilt für das Online-Banking und die Nutzung von Online-Depots: Auch hier sind die Nutzerquoten bei Männern höher als bei Frauen. Der Umfrage zufolge wickeln 63 Prozent der Frauen ihre Bankgeschäfte online ab, 37 Prozent trauen sich zu, via Internet zu investieren. Allerdings würde das rund jede zweite von ihnen nicht allein, sondern gemeinsam mit einem Berater oder nach einem Beratungsgespräch tun.

Nur wenige Frauen ziehen Wertpapiere als Investment in Betracht

Was das Anlageverhalten angeht, herrscht bei Frauen großer Handlungsbedarf: Insgesamt haben laut der Blackrock-Studie zwei Drittel der Deutschen trotz Niedrigzins nicht einmal in Erwägung gezogen, Geld in Wertpapiere umzuschichten. Unter den Frauen ist der Anteil mit drei Vierteln noch höher. Und diejenigen, die eine Umschichtung in Investmentprodukte in Erwägung ziehen würden, legen dabei großen Wert auf Garantien für das eingezahlte Kapital.

Die geringe Risikofreude der Frauen zeigt sich auch darin, dass sie drei Viertel ihres Vermögens auf Spar- und Girokonten horten. Deutlich zögerlicher sind sie bei Investments in Aktien oder Multi Asset-Produkten: Sie greifen seltener zu diesen rentierlicheren, aber auch risikoreicheren Anlagen. Lediglich eine von fünf Frauen sagt, dass sie Aktien für langfristig aussichtsreich hält, nur jede siebte meint von sich, dass sie sich mit diesen Investments auskennt. Auch in puncto Investmentfonds zeigten sich die Frauen weniger informiert als die Männer.

Jede dritte Frau unterschätzt private Altersvorsorge

Immerhin zwei von drei Frauen sagen, dass sie fürs Alter vorsorgen müssen, und legen etwas für den Ruhestand beiseite. Die anderen halten die private Vorsorge zwar nicht für obsolet, allerdings geben 62 Prozent an, dass ihnen hierfür das nötige Geld fehlt. Weitere 20 Prozent unter denen, die nicht vorsorgen, nennen andere Prioritäten als Grund für ihre Untätigkeit in puncto Altersvorsorge. Diese Zahlen sind fatal, denn gerade Frauen sind statistisch gesehen deutlich stärker von Altersarmut bedroht als Männer. Derzeit liegt die durchschnittliche gesetzliche Altersrente bei Frauen mit 617 Euro rund 433 niedriger als bei Männern. Zudem leben sie Stand heute rund fünf Jahre länger und werden im Schnitt 83,4 Jahre alt. Sprich: Die private Altersvorsorge muss länger reichen, um die Vorsorgelücke zu schließen, die sich aus einer zu niedrigen gesetzlichen Rente ergibt.