EZB-Beobachter hatten erwartet, dass die EZB die Märkte bei ihrer Juli-Sitzung vorsichtig auf ein Herunterfahren ihrer Anleihenkäufe vorbereiten würde. Doch die Euro-Währungshüter taten ihnen den Gefallen nicht. Stattdessen betonte EZB-Chef Mario Draghi unverändert die Bereitschaft der Notenbank, bei Bedarf die Anleihenkäufe nicht nur zu verlängern, sondern auch auszuweiten.

Nach Draghis Worten wurde dies vom EZB-.Rat einstimmig beschlossen. Das Gleiche gilt für die Entscheidung, kein Datum für eine Überprüfung der weiteren Vorgehensweise bei den Anleihenkäufen anzukündigen. Die Gremien wurden nicht einmal beauftragt, die bestehenden Optionen zu prüfen.

Das von Draghi verlesene Statement stimmte mit dem von vor sechs Wochen weitgehend überein. Die einzige halbwegs nennenswerte Änderung war der Hinweis, dass sich die konjunkturelle Erholung nicht nur verstärkt, sondern auch an Breite gewonnen hat.

In der Diskussion nach der Ratssitzung wies Draghi darauf hin, dass es – anders als vom Markt gesehen – zwischen seinen Äußerungen bei der letzten Ratssitzung und denjenigen bei der Konferenz in Sintra keine Unterschiede gegeben habe. Die Konjunktur liefe gut, aber entscheidend sei die Entwicklung der Verbraucherpreise und damit auch der Löhne, An deren zu schwachem Anstieg habe sich nichts geändert. Andererseits gab sich der EZB-Chef von vom festeren Euro und den gestiegenen Renditen wenig beeindruckt. Die Finanzierungsbedingungen bezeichnete er als weiterhin gut.

Mit anderen Worten: Die EZB hat bei ihrer Juli-Zinssitzung nicht einmal einen kleinen Schritt in Richtung einer etwas weniger expansiven Geldpolitik gemacht. Offenbar möchte sie sich trotz der besseren Wachstumsperspektiven alle Türen möglichst lange offen halten. Die meisten Volkswirte rechnen dennoch damit, dass sie im September ankündigen wird, ihre Anleihenkäufe ab Anfang 2018 zu verringern.