Im vergangenen Jahr haben die Anleger haben so viel Gold gekauft wie seit 2009 nicht mehr. Seinerzeit knackte der Goldpreis erstmals die 1000-Dollar-Marke. Beobachter fragen sich, ob das wiedererwachte Interesse der Investoren auf eine neue Hausse bei dem Edelmetall hindeutet oder ob es sich um ein Strohfeuer handelt. Tatsache ist, dass es durchaus einige stichhaltige Argumente gibt, die für anziehende Goldnotierungen sprechen.

Wie der World Gold Council in seinem Jahresbericht schreibt, gingen die Käufe von Gold-ETFs 2016 auf 532 Tonnen nach oben. Im Jahr davor war es noch zu Abflüssen in Höhe von 128 Tonnen gekommen. Höher als 2016 war der Absatz von Gold-ETFs nur im Jahr 2009 gewesen. Bei Gold-ETFs handelt es sich um das wichtigste Finanzprodukt zum Kauf des gelben Metalls, sowohl für Privatanleger als auch für institutionelle Investoren.

2009 war das Jahr, in dem der Goldpreis die 1000-Dollar-Grenze überstieg; 2012 erreichte er dann fast 2000 Dollar je Feinunze. In den drei Jahren danach trennten sich Anleger dann in großem Stil von Gold-ETFs, was den Goldpreis zur Jahreswende 1015/16 auf unter 1100 Dollar abstürzen ließ.

Mittlerweile haben sich die Notierungen wieder erholt, auf derzeit rund 1240 Dollar. Dabei wurde der Aufwärtstrend sogar durch zwei Faktoren gebremst: Erstens durch den Nachfragerückgang in Indien, lange Zeit das Land, das am meisten Gold kaufte, bevor es von China abgelöst wurde. Die Goldkäufe der indischen Schmuckindustrie sanken 1016 um 22 Prozent auf 514 Tonnen, die Käufe von Goldmünzen und –barren gingen um 17 Prozent auf 162 Tonnen zurück. Das hatte mit höheren Zöllen auf Gold zu tun, aber auch mit dem partiellen Bargeldverbot, das die Regierung erließ. Dieses führte zu geringeren Goldkäufen, da Inder diese oft bar bezahlten.

Nachdem die indische Regierung jüngst im Rahmen ihres Budgets für dieses Jahr beschlossen hat, keine weiteren Hindernisse für den Erwerb von Gold zu errichten, macht sich am Goldmarkt wieder Optimismus breit. Sie will sogar eine offizielle Goldbörse einrichten und mit Steuersenkungen dafür sorgen, dass Goldschmiede und Juweliere wieder mehr Schmuck produzieren. Diese Maßnahmen dürften die Nachfrage nach dem Edelmetall beflügeln. Außerdem sollen die Steuern für Indiens Landbevölkerung, bei der sich Gold seit jeher starker Beliebtheit erfreut, ebenfalls gesenkt werden. Auch das wird wohl zu einer Belebung der Nachfrage führen.

Ein weiteres Argument pro Gold kommt von Seiten der Zentralbanken. Diese erwarben 2016 netto ein Drittel weniger Gold für ihre Devisenreserven als im Jahr davor und haben damit eine stärkeren Preiserholung verhindert. Im laufenden Jahr dürften sie wieder vermehrt investieren. Während China, Russland und Kasachstan, auf die laut World Gold Council voriges Jahr 80 Prozent der Goldkäufe von Währungsbehörden entfielen, ihre Reserven weiterhin stetig von Dollar in Gold umschichten dürften, werden die Notenbankverkäufe von Ölländern wie Venezuela auf Grund des wieder höheren Ölpreises nachlassen.

Und schließlich spricht noch ein klassisches Argument für Gold: die Inflation. Weltweit gingen die Teuerungsraten in den vergangenen Monaten nach oben. Die Zeit der Deflationsängste dürfte vorerst vorbei sein. Die Sorge um den Werterhalt seiner Ersparnisse wird wohl so manchen Anleger in den sicheren Hafen Gold treiben. Es spricht also einiges dafür, dass wir am Anfang einer neuen langfristigen Aufwärtsbewegung bei Gold stehen.