Vermögen und insbesondere Immobilienbesitz mindert das Risiko der Altersarmut. Allerdings wird das selbstgenutzte Eigenheim in der Praxis oftmals zu einem Belastungsfaktor, da es einerseits den Großteil des Vermögens ausmacht und andererseits das laufende Einkommen nicht erhöht. Das ist das Fazit einer aktuellen Studie, die das Analyseinstitut Empirica im Auftrag des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) durchgeführt hat. Anders als bei typischen Studien zur Armutsmessung wurde bei dieser Auswertung auch das Vermögen berücksichtigt. Üblicherweise führe diese laut Empirica-Studienautor Dr. Reiner Braun nicht zu Verzerrungen, da zu Recht unterstellt werde, dass Arme kein Vermögen besitzen. Dies gelte jedoch nicht beim Thema Altersarmut, betont er. Diese Altersgruppe habe im Laufe ihres Lebens überproportional viel Vermögen angehäuft. Daher ist Braun zufolge bei dieser Altersgruppe auch dann von Einkommensarmut die Rede, wenn Vermögen vorhanden ist, aber die laufenden Einkünfte wie Rentenzahlungen unzureichend sind. Vielfach handelt es sich laut Braun bei dem Vermögen um selbstgenutztes Wohneigentum.

Risiko für Altersarmut bei Immobilienbesitzern geringer

Der Studie zufolge sinkt das Armutsrisiko aller Personen in Deutschland um einen Prozentpunkt auf 15,6 Prozent, wenn das vorhandene Vermögen über die restliche Lebenszeit in laufende Einkünfte umgerechnet wird. Auf 14,8 Prozent sinkt das Armutsrisiko, wenn zusätzlich das Immobilienvermögen entsprechend umgerechnet wird, berichtet das DIA. In puncto Altersarmut sinkt das Risiko deutlicher, wenn Vermögen berücksichtigt wird: Es reduziert sich um vier Prozentpunkte auf 14,9 Prozent, wenn das Geldvermögen in die Berechnung einfließt. Um einen weiteren Prozentpunkt sinkt das Risiko der Altersarmut ab, wenn auch das Immobilienvermögen berücksichtigt wird. Gemäß dieser Berechnung sind damit laut DIA weniger Menschen von Altersarmut betroffen.

Immobilie kann im Alter zur Belastung werden

Allerdings nützte diese Sichtweise vielen Senioren mit Immobilieneigentum, aber geringer Rente, nicht unbedingt etwas: „Die Verrentung der Immobilie – so wie in diesen Berechnungen angenommen – findet in der Regel gar nicht statt“, erläutert DIA-Sprecher Klaus Morgenstern. Die Folge: Die Senioren haben zwar einerseits geringere Ausgaben, da sie keine Miete zahlen müssen. Andererseits müssen sie aber auch Geld für Modernisierungen und Reparaturen vorhalten. Die Problematik zeigt auch eine Umfrage, die das Institut für Versicherungswissenschaft der Universität Köln im Auftrag der Deutschen Leibrenten AG unter Senioren ab 69 Jahren durchgeführt hat: Demnach gab jeder vierte Befragte an, dass das Geld „gerade so zum Leben reicht“. Und rund ein Drittel der Umfrageteilnehmer hat bis auf die Immobilie kein weiteres Vermögen.

Leibrente und Umkehrhypothek als Lösung?

Das DIA fordert daher, dass stärker als bisher an Lösungen gearbeitet werden sollte, um über die Verrentung von Wohneigentum ein zusätzliches Einkommen im Alter zu generieren. Dies ist zum einen über eine so genannte Umkehrhypothek möglich, die in den angelsächsischen Ländern verbreitet ist. Bei diesem Modell nimmt der Immobilieneigentümer ein Darlehen auf, das von der Bank in monatlichen Raten ausgezahlt wird. Die Immobilie wechselt den Besitzer nicht. Anders bei der Leibrente – einer weiteren Möglichkeit, die Immobilie zu Geld zu machen und sie weiter zu bewohnen: Hier geht das Objekt an einen neuen Eigentümer über, der dem Leibrentenbezieher ein lebenslanges Wohnrecht einräumt, das auch im Grundbuch eingetragen wird. Der Kaufpreis wird mit einer Leibrente abgegolten, wobei auch eine Einmalzahlung oder ein Mix aus Rente und Einmalbetrag vereinbart werden kann.

Früh entschulden, Zusatzvorsorge aufbauen

Eines sollten Immobilienbesitzer angesichts des schmaleren Budgets im Alter generell beachten: Sie sollten ihre Immobilie möglichst frühzeitig vor dem Rentenbeginn entschulden. So bleibt bis zum Ruhestand noch Zeit, eine Reserve für Modernisierungen und Reparaturen aufzubauen. Je nach Budget sollte zudem auch die private Altersvorsorge nicht vernachlässigt werden. Wer dies in jüngeren Jahren versäumt hat, kann auch mit 50 noch Vorkehrungen treffen. Allerdings sind dann wegen der relativ kurzen Zeitspanne bis zur Rente höhere monatliche Sparraten erforderlich, um eine nennenswerte Zusatzrente aufzubauen.