Die Finanzmärkte wurden vergangene Woche einerseits durch Aussagen des amerikanischen Präsidenten Donald Trump zu Steuerentlastungen positiv beeinflusst, andererseits weiterhin durch politische Risiken in Europa gebremst. Von den Gesprächen zwischen General Motors und Peugeot über einen Verkauf Opels an den französischen Autohersteller erhielten Automobilaktien Rückenwind.

Kaum belastet wurden die Aktienmärkte durch unerwartet deutliche Äußerungen der US-Notenbankchefin Janet Yellen. Vor dem US-Senat deutete sie an, dass bei den nächsten Zinssitzungen der Fed die Leitzinsen erhöht werden dürften – insbesondere wenn sich die Situation am Arbeitsmarkt weiter verbessert und die Inflation anzieht. Im Januar sind die Verbraucherpreise in den USA stärker gestiegen als erwartet, gegenüber Vorjahr um 2,5 Prozent, während Volkswirte 2,4 Prozent vorhergesagt hatten. Für die von der Fed stärker beachtete Kerninflation – sie lässt die schwankungsanfälligen Energie- und Nahrungsmittelpreise außen vor – wurde ein Anstieg von 2,3 Prozent gemeldet, mit 2,2 Prozent war gerechnet worden. Vor diesem Hintergrund stiegen die Erwartungen steigender US-Leitzinsen im Laufe der Woche leicht an.

Frühindikatoren signalisieren Belebung der Weltwirtschaft
Die Konjunkturzahlen der letzten Woche fielen im Vergleich zu den Prognosen der Analysten durchwachsen aus. Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) des vierten Quartals lag mit +0,4 Prozent für die Eurozone und +0,2 Prozent für Japan geringfügig unterhalb der Erwartungen. Der ZEW- Index der Konjunkturerwartungen für Deutschland sank von 16,6 auf 10,4 Punkte und verfehlte damit gleichfalls die Markterwartung (15,0 Punkte). In den USA übertraf der gemeldete Einzelhandelsumsatz für Januar die Konsens-Prognose, die Industrieproduktion lag dagegen darunter. Durch die Bank stark präsentierten sich die Frühindikatoren, etwa der Philly Fed Index und der Empire State Manufacturing Index.
Insgesamt deuten die Daten nach wie vor darauf hin, dass sich die globale Konjunktur im Aufwind befindet. 2016 war für die Weltwirtschaft mit einem Wachstum von 2,9 Prozent das schwächste Jahr seit der Krise 2009. 2017 dürfte die globale Wirtschaftsleistung nach Einschätzung von Experten um gut einen Viertel Prozentpunkt dynamischer zulegen.

Lateinamerika schafft Konjunkturwende
Tatsache ist: Die weltweiten Frühindikatoren signalisieren seit rund einem halben Jahr, dass sich eine Erholung der Weltkonjunktur abzeichnet. Eine wichtige Signalfunktion kommt in diesem Zusammenhang auch den Rohstoffpreisen zu. Vor allem die Notierungen für Nicht-Eisen-Metalle stehen in einem recht engen Zusammenhang mit der weltweiten Industrieproduktion. Und der Ölpreis wird über die globale Nachfrage ebenfalls von den Konjunkturschwankungen beeinflusst. Seit einigen Monaten weisen etwa die Weltmarktpreise für Kupfer, Rohöl und Agrarrohstoffe recht steil nach oben.
Starke Impulse zur globalen Konjunkturerholung kommen 2017 voraussichtlich aus Nord- und Südamerika. Allein die für dieses Jahr erwartete Wachstumsbeschleunigung in den USA dürfte fast ein Drittel zur globalen Wachstumsbeschleunigung beitragen. Noch erheblich größer ausfallen könnte der Wachstumsbeitrag Lateinamerikas, das 2016 noch in einer tiefen Rezession steckte. Für dieses Jahr zeichnet sich in Brasilien zumindest ein Ende des wirtschaftlichen Schrumpfungsprozesses ab, in Argentinien dürfte das BIP wieder wachsen.
Zwar dürfte die Wirtschaft in Mexiko unter Auseinandersetzungen mit der neuen US-Regierung leiden und die Talfahrt Venezuelas anhalten. Dennoch schafft Lateinamerika insgesamt in diesem Jahr die Wende zum Besseren. In den übrigen Schwellenländern wird sich besonders die Stabilisierung der russischen Wirtschaft, die vom gestiegenen Ölpreis profitiert, positiv bemerkbar machen. Die sich im Trend verlangsamende Konjunktur in China bleibt dagegen auch in diesem und im nächsten Jahr tendenziell ein Bremsschuh für den globalen Aufschwung.

Optimistische Anlageprofis
Wie groß der Konjunkturoptimismus der Investoren ist, zeigt die aktuelle internationale Fondsmanagerumfrage von Bank of America/Merrill Lynch. So erwarten netto 59 Prozent der Befragten (Saldo aus positiven und negativen Antworten) auf Sicht von zwölf Monaten eine stärkere Weltwirtschaft. Im Oktober 2016 – also vor der Wahl Trumps – waren es nur 19 Prozent. 23 Prozent der Fondsmanager rechnen sogar mit einem Boom-Szenario.

Kein Wunder also, dass sich die professionellen Investoren zuletzt zunehmend offensiver positioniert und ihre Liquidität weiter reduziert haben. Die durchschnittliche Liquiditätsquote in den Portfolios der Befragten lag im Februar bei 4,9 Prozent nach 5,1 Prozent im Januar und noch sehr hohen 5,8 Prozent im Oktober 2016. Im historischen Vergleich ist die Liquidität aber immer noch relativ üppig. Aktien werden aktuell von netto 39 Prozent der Fondsmanager übergewichtet, was moderat über dem langfristigen Durchschnitt liegt. Im Oktober hatte der Wert noch bei elf Prozent gelegen.
Der Risk & Liquidity Indicator, der sich aus verschiedenen Teilkomponenten der Fondsmanagerumfrage zusammensetzt und den Risikoappetit der Investoren anzeigt, ist wieder über seinen langjährigen Durchschnitt gestiegen, nachdem er Mitte 2016 noch auf sehr niedrigem Niveau gelegen hatte. Dieser Indikator ist als Kontraindikator zu interpretieren. Außergewöhnlich niedrige Werte wie Mitte 2016 gelten als Kaufsignal, da der Aktienmarkt in derartigen Phasen tendenziell überverkauft ist. Umgekehrt sind besonders hohe Werte kritisch zu sehen. Trotz der nun schon überdurchschnittlichen Werte zeigt der Risk & Liquidity Indicator aktuell allerdings noch keine gefährliche Überhitzung an. Die Neupositionierung der Fondsmanager in Richtung einer offensiven Positionierung ist zwar schon weit fortgeschritten, könnte sich aber noch etwas fortsetzen.

US-Unternehmen mit Gewinnwachstum
Die bessere Konjunktur spiegelt sich zunehmend in den Geschäftsergebnissen der Unternehmen wider. So weisen die größten US-Firmen für das vierte Quartal 2016 ein stattliches Gewinnwachstum aus. Von den 500 Unternehmen des S&P 500 haben etwa 350 ihre Zahlen für das Schlussvierteljahr vorgelegt. Davon konnten rund zwei Drittel die Gewinnschätzungen übertreffen. Der durchschnittliche Gewinn liegt fast sieben Prozent über dem Wert des vierten Quartals 2015. Vor Beginn der Berichtssaison waren Aktienanalysten noch von einem Gewinnzuwachs von lediglich drei Prozent ausgegangen. Vor allem Unternehmen aus den Sektoren Finanzen sowie Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe legten ein starkes Wachstum hin.
Trotz des vorherrschenden Optimismus sind sich Profianleger allerdings der vorhandenen Risiken bewusst. Gemäß den Ergebnissen der Bank of America/Merrill Lynch-Umfrage sehen Fondsmanager die größten „tail risks“ – das sind Risiken mit geringer Eintrittswahrscheinlichkeit, aber starker negativer Marktwirkung – in einer zunehmenden Desintegration in Europa im Zuge der anstehenden Wahlen sowie in einem Handelskrieg.

Optimismus birgt Enttäuschungspotential
Allerdings haben diese Risiken auf den Aktienmärkten aktuell nicht zu nennenswert erhöhten impliziten Volatilitäten geführt. Denn der VIX für den US-Aktienmarkt und der VDAX-NEW für den deutschen Aktienmarkt befinden sich mit gut zwölf Punkten bzw. knapp 15 Punkten auf historisch niedrigen Niveaus. Der Grund für die niedrigen Volatilitätsniveaus dürften in erster Linie die zuletzt guten Fundamentaldaten sein.
Insgesamt birgt der an verschiedenen Indikatoren abzulesende Optimismus der Investoren vor allem in den USA Enttäuschungspotenzial – und damit Risiken für die Aktienmärkte. Das gilt umso mehr, falls bei den Maßnahmen der Trump-Regierung die hoch gesteckten Erwartungen nicht erfüllt oder stärkere protektionistische Töne angeschlagen werden. Solange größere Enttäuschungen ausbleiben und der Trend bei den Konjunkturdaten aufwärts gerichtet bleibt, sind größere Kursrückschläge aber eher unwahrscheinlich. Wichtig wird die Rede Trumps zur Lage der Nation am 28. Februar sein, bei der mit wichtigen Ankündigungen zu rechnen ist.

Was die neue Woche bringt
Diese Woche ist der Datenkalender relativ dünn gefüllt. Im Euroraum steht die Woche konjunkturell im Zeichen der Frühindikatoren für Februar, die ihr hohes Niveau wohl insgesamt in etwa gehalten haben. Den Reigen beginnen die Einkaufsmanagerindizes (Di.), die nach fünf Anstiegen infolge erstmals wieder leicht gesunken sein dürften. Vor allem im Verarbeitenden Gewerbe könnte die Stimmung auf Grund der zunehmenden Unsicherheit über die Auswirkungen des Brexits und der künftigen US-Handelspolitik etwas eingetrübt worden sein. Das Niveau der Indikatoren bleibt aber hoch und spricht für eine robuste konjunkturelle Dynamik im ersten Quartal. Dies gilt vor allem für Deutschland.

Eine ähnliche Entwicklung sollte sich auch beim ifo-Geschäftsklima zeigen (Mi.). Der Index zur aktuellen Geschäftslage dürfte sein Fünfjahreshoch gehalten haben. Die Erwartungs-komponente dürfte dagegen erneut von den globalen Unsicherheiten belastet worden sein. Auch die Konsumentenstimmung in der Eurozone und Deutschland dürfte auf hohem Niveau stagniert haben. Das Verbrauchervertrauen der Eurozone wird durch die leichte Belebung am Arbeitsmarkt gestützt (Mo.). Gleiches gilt für Deutschland, wo das GfK-Konsumklima von der positiven Stimmung am Aktienmarkt profitiert haben sollte (Do.).

Am Donnerstag steht die zweite Veröffentlichung der Ergebnisse zum deutschen BIP im vierten Quartal an. Die Details zur Nachfrageseite dürften zeigen, dass der Außenhandel keinen positiven Wachstumsbeitrag geliefert hat. Dies könnte Sorgen vor Bremseffekten durch das unsichere außenwirtschaftliche Umfeld schüren.
Auf politischer Seite steht das Treffen der Eurogruppe zu Griechenland im Fokus (Mo.). Vor allem die Frage über eine weitere Beteiligung des Internationalen Währungsfonds am Hilfsprogramm für Athen dürfte kontrovers diskutiert werden. Entscheidungen diesbezüglich sind allerdings nicht zu erwarten.

In den USA steht die Veröffentlichung des ersten Stimmungsindikators für die Industrie im Februar im Mittelpunkt des Interesses. Getrieben von Spekulationen auf Steuersenkungen durch die Trump-Regierung sollte der Einkaufsmanagerindex weiter gestiegen sein und damit ein recht hohes Niveau erreichen (PMI, Di.). Das Konsumentenvertrauen der Universität von Michigan dürfte dagegen noch stärker zurückgegangen sein als bisher angezeigt (Fr.). So sollte der Anstieg der Verbraucherpreisinflation die Kauflaune der Amerikaner ausgebremst haben. Der Vertrauensindex liegt jedoch weiterhin auf einem hohen Niveau und deutet eine zumindest robuste Konsumentwicklung im Februar an.

Auf geldpolitischer Seite geht der Blick hin zur Veröffentlichung des Protokolls der Februar-Sitzung der Fed (Mi.). Auf der Sitzung zeigte sich die Fed besonders mit den Fortschritten der Inflationsentwicklung zufrieden. Das Protokoll könnte Hinweise liefern, inwieweit diese Fortschritte ausreichen, um bereits im März einen weiteren Zinsschritt zu beschließen, oder ob die Unsicherheit über Trumps künftige Fiskalpolitik die Fed mit dieser Entscheidung doch abwarten lässt.

 

Die wichtigsten Konjunkturdaten der neuen Woche

MonatPrognoseLetzter
Montag, 20.2.2017
Verbrauchervertrauen Euroland (Punkte)Februar-4.8-4.9
Dienstag, 21.2.2017
PMI Verarb. Gewerbe Deutschland (Punkte)Februar56.256.4
PMI Dienstleistungen Deutschland (Punkte)Februar53.753.4
PMI Verarb. Gewerbe Euroland (Punkte)Februar5555.2
PMI Dienstleistungen Euroland (Punkte)Februar53.853.7
PMI Verarb. Gewerbe USA (Punkte)Februar54.755
PMI Dienstleistungen USA (Punkte)Februar55.755.6
Mittwoch, 22.2.2017
ifo-Geschäftsklima Deutschland (Punkte)Februar109.7109.8
ifo-Aktuelle Geschäftslage (Punkte)Februar116.7116.9
ifo-Geschäftserwartungen Deutschland (Punkte)Februar103.2103.2
Verbraucherpreise Euroland (% zum Vorjahr)Januar1.81.8
Verbraucherpr. Euroland Kernrate (% zum Vorjahr)Januar0.90.9
Donnerstag, 23.2.2017
BIP Deuschland (% zum Vorquartal)Q40.40.4
GfK-Konsumklima Deutschland (Punkte)März10.210.2
Freitag, 24.2.2017
Uni Michigan Konsumklima USA (Punkte)Februar9695.7
Neubauverkäufe USA (Tsd.)Januar575536