Für die Finanzmärkte war vergangene Woche die Zinsanhebung durch die US-Notenbank Fed das wichtigste Ereignis. Da sie allgemein erwartet worden war, wurde sie von den Aktienmärkten ohne negative Reaktionen aufgenommen. Die europäischen Börsen profitierten sogar, da der Euro nach der Fed-Entscheidung schwächer tendierte. Ein schwächerer Euro erhöht die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in der Eurozone im Vergleich zu Firmen im Dollar-Währungsraum.

Unterstützung für die Aktienmärkte kommt derzeit aber auch von Seiten der Konjunktur. Die letzte Woche veröffentlichten Frühindikatoren bestätigten die positive wirtschaftliche Entwicklung. Der ZEW-Index der Konjunkturerwartungen für Deutschland verharrte bei 13,8 Punkten, womit der Erholungstrend intakt blieb. Auf eine anziehende Konjunktur weist auch der Einkaufsmanagerindex (PMI) für das Verarbeitende Gewerbe im Euroraum hin, der von 53,7 Zählern auf ein 68-Monats-Hoch von 54,9 Punkten stieg. Und der Philadelphia-Fed-Index in den USA sprang von 7,6 auf 21,5 Punkte.

Gutes Geschäftsklima schürt Wachstumserwartungen
Außerdem hat sich bei den deutschen Unternehmen im Dezember die Stimmung weiter aufgehellt. Denn der Ifo-Geschäftsklimaindex ist erneut gestiegen und liegt nun mit 111,0 Punkten so hoch wie zuletzt Anfang 2014. Besser eingeschätzt wurde insbesondere die aktuelle Geschäftslage, während sich die Erwartungen kaum verändert haben. Der Aufwärtstrend des Ifo-Geschäftsklimas befeuert Hoffnungen auf ein stärkeres Wachstum der deutschen Wirtschaft, zumal schon die Auftragseingänge der Industrie zuletzt stark ausfielen.

Tatsächlich dürfte das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vierten Quartal 2016 und im ersten Vierteljahr 2017 mit jeweils +0,5 Prozent gegenüber Vorquartal kräftiger wachsen als im dritten Quartal, als das BIP nur um 0,2 Prozent zulegen konnte. Andererseits sind durchaus Zweifel angebracht, ob sich dieses Expansionstempo vor dem Hintergrund nach wie vor ungelöster Probleme im Euroraum und in vielen Schwellenländern sowie der inzwischen hohen Auslastung der deutschen Wirtschaft als nachhaltig erweisen wird.

Gemessen an den Erwartungen sind die in jüngerer Zeit veröffentlichten Konjunkturdaten gleichfalls positiv zu werten. So zeigt der Economic-Surprise-Index der Citigroup, dass die veröffentlichten Konjunkturdaten zuletzt meist besser ausfielen als die Prognosen der Analysten. Er liegt für die G10-Staaten mit gut 34 Punkten eindeutig im positiven Bereich bei seit zwei Monaten aufwärts gerichteter Tendenz. Dabei gab es nicht nur in Europa und den USA positive Konjunkturüberraschungen, sondern auch in China. Vergangene Woche übertrafen im Reich der Mitte die Industrieproduktion und der Einzelhandelsumsatz von November die Erwartungen.

Fed-Zinserhöhung war an den Märkten eingepreist
Die guten Konjunkturzahlen dürften dazu beigetragen haben, dass die Aktienmärkte auf die Leitzinsanhebung der Fed gelassen reagiert haben. Wie erwartet, hob die US-Zentralbank die Fed Funds Target Rate um 25 Basispunkte auf eine Spanne von 0,50 bis 0,75 Prozent an. Darüber hinaus stellte sie in ihren Projektionen drei statt bislang zwei Zinsschritte für das kommende Jahr in Aussicht. Dabei habe nach Aussage von Fed-Präsidentin Janet Yellen die künftige Wirtschaftspolitik Donald Trumps keine Rolle gespielt.

Den etwas steileren Zinspfad für 2017 begründete Yellen mit der verbesserten konjunkturellen Lage in den USA. Die Projektionen für die Folgejahre erhöhten sich um diesen Zinsschritt, das heißt der Anhebungspfad nach 2017 fällt nicht steiler aus als bisher. Bleibt der in Aussicht gestellte Zinspfad der Fed weiter flach, der Anstieg der Kapitalmarktzinsen moderat und der konjunkturelle Trend aufwärts gerichtet, besteht nach Ansicht von Aktienstrategen im gegenwärtig frühen Straffungszyklus der Fed vorerst keine große Gefahr für die Aktienmärkte.

Fondsmanager sind optimistisch
Zunehmenden Optimismus für Konjunktur und Unternehmensgewinne signalisiert auch die internationale Fondsmanagerumfrage der Bank of America/Merrill Lynch, die zwischen 2. und 8. Dezember erhoben wurde. Netto 57 Prozent der Fondsmanager (Saldo aus positiven und negativen Antworten) rechnen derzeit auf Sicht von zwölf Monaten mit einem beschleunigten weltweiten Wirtschaftswachstum (Vormonat: 35 Prozent) und netto 56 Prozent mit steigenden Unternehmensgewinnen (Vormonat: 29 Prozent). Seit Mai 2015 waren die Anlageprofis nicht mehr so optimistisch für die Konjunktur.

Das hat die Fondsmanager veranlasst, die Gewichtung von Aktien signifikant anzuheben. So stieg der Nettoanteil der Fondsmanager, die angaben, in Aktien übergewichtet zu sein, von acht Prozent im Vormonat auf 31 Prozent, was den höchsten Wert seit Dezember 2015 darstellt. Dies bedeutet, dass die Investoren ungefähr so stark in Aktien positioniert sind wie im Durchschnitt seit Anfang 2010.
Gleichzeitig hielt die Sektorrotation innerhalb der Asset-Klasse Aktien an. Banken und zyklische Aktien bauten ihren Anteil aus, wobei die Übergewichtung von Bankaktien auf einen Rekordwert stieg. Parallel dazu werden angesichts erhöhter Wachstums- und Inflationserwartungen Telekom- und Versorgeraktien sowie defensive Konsumaktien merklich untergewichtet. Bei der regionalen Aktienaufteilung fand eine deutlich stärkere Hinwendung der Fondsmanager zu japanischen Aktien statt, die nun per Saldo zu 21 Prozent übergewichtet werden. Mit einer Netto-Übergewichtung von 15 Prozent sind aktuell aber auch US-Aktien beliebt. Demgegenüber werden europäische Aktien mit netto einem Prozent untergewichtet.

Die gewachsene Zuversicht der Fondsmanager hat zu einer weiter rückläufigen Liquiditätsquote in den Portfolios geführt. Sie ist von fünf Prozent im Vormonat auf nun 4,8 Prozent gesunken, nachdem sie im Oktober noch einen Rekordwert von 5,8 Prozent erreicht hatte. Damit sind die professionellen Investoren spürbar offensiver positioniert als in den Monaten davor. Zwar kann die Umschichtung von Liquidität in Aktien durchaus noch einige Zeit weitergehen, die Unterstützung für Aktien dürfte von dieser Seite in den kommenden Monaten jedoch nachlassen.

Was die neue Woche bringt
Für die USA hält die neue Woche einige wichtige Daten bereit. Die Auftragseingänge langlebiger Güter sollten im November kräftig gesunken sein, da die Bestellungen in der Luftfahrtindustrie wieder deutlich zurückgegangen sind (Do.). Damit bleibt dieser Konjunkturindikator äußerst volatil. Die weniger schwankungsanfällige Komponente der Auftragseingänge ohne Transportgüter sollte nach den starken Daten des Vormonats im November nur noch ein leichtes Plus aufweisen.

Moderat positiv ausfallen sollten dagegen die Zahlen zu den privaten Einkommen und Konsumausgaben für November (Do.). Mit Blick auf die zuletzt langsam anziehende Lohndynamik sollten die privaten Einkommen gegenüber dem Vormonat leicht zugelegt haben. Für die Konsumausgaben dürfte im November ebenfalls ein moderates Plus bekannt gegeben werden. Zwar hat sich der Ausgabenspielraum wegen zuletzt wieder etwas gestiegener Ersparnisse erhöht. Das nur leichte Plus der Einzelhandelsumsätze im November deutet aber an, dass der Konsum nur mäßig zugelegt haben dürfte.

Der PCE-Deflator sollte von Oktober bis November moderat gestiegen sein (Do.). Dies dürfte sowohl die Gesamtrate insgesamt als auch die Kernrate ohne Energie und Nahrungsmittel um je 0,1 Prozentpunkte auf 1,5 bzw. 1,8 Prozent angehoben haben und damit zumindest kurzfristig in die Nähe des Inflationsziels der Fed von zwei Prozent bringen. Das BIP für das dritte Quartal dürfte in der dritten Veröffentlichung mit 3,3 Prozent in etwa dem Wert der zweiten Veröffentlichung entsprechen (Do.).

In der Eurozone stehen in der neuen Woche nur wenig wichtige Konjunkturzahlen zur Veröffentlichung an. Angesichts der zuletzt positiv überraschenden Indikatoren dürfte sich in Deutschland das GfK-Konsumklima zum Jahreswechsel weiter verbessern (Fr.). Dies spricht dafür, dass das Weihnachtsgeschäft 2016, gestützt vom starken Arbeitsmarkt, dem tiefen Zinsniveau und der niedrigen Inflation, insgesamt gut ausfällt.

 

Die wichtigsten Konjunkturdaten der neuen Woche

MonatPrognoseLetzter
Montag, 19.12.2016
keine wichtigen Daten
Dienstag, 20.12.2016
Bank of Japan ZinsentscheidDezember-0.1-0.1
Mittwoch, 21.12.2016
Verbrauchervertrauen Euroland (Punkte)Dezember-6-6.1
Donnerstag, 22.12.2016
BIP USA (% zum Vorquartal)Q33.33.2
Auftragseingang langl. Güter USA (% zum Vorm.)November-4.74.6
Private Einkommen USA (% zum Vormonat)November0.30.6
Konsumausgaben USA (% zum Vormonat)November0.40.3
Empire State-Index USA (Punkte)Dezember2.61.5
PCE-Deflator USA (% zum Vorjahr)November1.51.4
Freitag, 23.12.2016
GfK-Konsumklima Deutschland (Punkte)Januar9.99.8
Neubauverkäufe USA (Tsd.)November575563