In Europa haben Anleger weltweit die besten Chancen, nachhaltig zu investieren. So lassen sich die Ergebnisse der zweiten Nachhaltigkeitsanalyse der Ratingagentur Morningstar zusammenfassen. Der zum zweiten Mal veröffentlichte „Nachhaltigkeits-Atlas“ wurde anhand der Auswertung von 46 Länder-Indizes des Research-Unternehmens erstellt. Um die Nachhaltigkeit von Regionen beziehungsweise der dort gelisteten Unternehmen zu messen, werten die Analysten die so genannte ESG-Bilanz der Indexunternehmen aus. Dabei steht das Kürzel ESG für Environmental Social Governance – frei übersetzt: Umweltbilanz, soziale Faktoren und Grundsätze der Unternehmensführung. Von der so erreichten Punktzahl wird der so genannte Controversy Score abgezogen – ein Abschlag, den Morningstar aufgrund von Skandalen und Kontroversen vornimmt.

Portugal nimmt Spitzenstellung ein

Wie die regionale Analyse zeigt, weist Europa die höchste Dichte an nachhaltigen Indizes auf. Wie im Vorjahr belegt Portugal erneut den Spitzenplatz. Dazu tragen der Versorger EDP und der Energiekonzern Galp Energia bei, die den Index dominieren. Auf Platz zwei liegt Dänemark, das vor allem mit dem Pharmakonzern Novo Nordisk punktet. Auf den folgenden Plätzen liegen Finnland, die Niederlande und Norwegen, gefolgt von Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Australien und Taiwan schneiden gut ab

Außerhalb Europas schneidet Australien am besten ab, was Morningstar vor allem auf die guten ESG-Werte der Großbanken Westpac und NAB zurückführt. Unter den asiatischen Ländern punktet vor allem Taiwan, dessen ESG-Bilanz sich im Vergleich zu 2016 deutlich verbessert hat. Hierfür sei vorwiegend die stärkere ESG-Ausrichtung des Halbleiterherstellers Taiwan Semiconductor verantwortlich, berichten die Analysten. Unter den Schwellenländern stechen in puncto ESG-Bewertung vor allem Südafrika, die Türkei und Kolumbien hervor, heißt es in dem Bericht.

Skandale und Kontroversen belasten unter anderem die Schweiz

Schlecht stehen in puncto Nachhaltigkeit hingegen die USA da, was Morningstar nicht nur auf schwache ESG-Werte, sondern auch auf schlechte Wert beim Controversy Score zurückführt. Als Beispiele nennt die Ratingagentur Probleme bei Apple, Johnson & Johnson sowie Wells Fargo. Am schlechtesten schneidet Russland ab, China und Katar gehören ebenfalls zu den Ländern, die hinsichtlich der Nachhaltigkeitsaspekte nicht überzeugen können. Als besonders nachteilig für die Gesamtbilanz erwiesen sich Skandale und Kontroversen für Korea und die Schweiz, was Morningstar zufolge an Unternehmen wie Samsung, Nestlé, Novartis, Roche und UBS liegt. Auch Deutschland schneidet – Stichwort Dieselskandal – unter Berücksichtigung des Controversy Score schwächer ab, ebenso Russland, Italien und Brasilien.

Umweltbilanz: Europäer führend

Wie die Analyse weiter zeigt, punkten europäische Unternehmen vor allem aufgrund ihrer Umweltbilanz, die unter anderem durch Faktoren wie Schadstoffemissionen, Energieverbrauch und die Effizienz der Müllentsorgung beeinflusst wird. In diesem Bereich liefern sie mit Abstand die besten Ergebnisse. Auf Länderebene führt Frankreich aufgrund des guten Abschneidens von Unternehmen wie Total, Sanofi, BNP Paribas und AXA. Schwächer stehen in Sachen Umweltbilanz hingegen die USA, Japan, Indien und Großbritannien da.

Sozialbilanz: Auch Kolumbien und Australien gut aufgestellt

Bei der Betrachtung der sozialen Bilanz, bei der die Grundsätze guter Unternehmensführung entscheidend für die Bewertung sind, schneiden vorwiegend europäische Firmen gut ab, allerdings schaffen es auch Australien und Kolumbien, sich gut zu positionieren. Damit lieferte das mittelamerikanische Land das beste Ergebnis der Schwellenländer, was laut Morningstar auf die beiden Unternehmen Cementos Argos und Ecopetrol zurückzuführen ist. Innerhalb dieses Teilsegments schneiden die USA enttäuschend ab und stehen auf einer Stufe mit Polen, Peru, Indien und einigen südostasiatischen Ländern. Auch Japan schneidet in dieser Teilrubrik schlecht ab, ebenso China, Russland, Chile und Griechenland.