Unter den Anbietern offener Immobilienfonds ist die Stimmung bestens, ähnlich positiv äußern sich Investoren. Zu diesem Fazit kommt die Ratingagentur Scope, die im Mai 2017 eine Umfrage eine Marktumfrage unter Anbietern und Anlegern durchgeführt hat. Teilgenommen hatten 13 Fondsgesellschaften, die zusammen rund 180 Milliarden Euro verwalten, zudem wurden 149 institutionelle Anleger, Vermögensverwalter und Vertriebsunternehmen befragt.

Ihre aktuelle Situation beurteilen 60 Prozent der Anbieter derzeit als „gut“, 40 Prozent bezeichnen sie sogar als „sehr gut“. Die Einschätzung für das kommende Jahr wird nahezu identisch bewertet. Diese Meinung spiegelt sich auch in den Mittelzuflüssen wieder: So verbuchten die Fonds schon 2016 Rekordzuflüsse, für 2017 erwarten die Anbieter ein Neugeschäft auf ähnlichem Niveau: So gehen mehr als 60 Prozent der befragten Gesellschaften von deutlichen Zuflüssen aus, 40 Prozent erwarten einen moderaten Zuwachs im Neugeschäft.

Durch die Bank planen die Fondsgesellschaften angesichts ihrer positiven Einschätzung der Marktlage in den kommenden zwei bis drei Jahren die Auflegung neue Produkte. Bei der vorangegangenen Umfrage im Frühjahr 2015 hatte lediglich die Hälfte der Befragten angegeben, neue Produkte zu planen.

Höhere Zuflüsse führen zu mehr Liquidität

Die gute Stimmung birgt allerdings auch Nachteile: So müssen die Mittelzuflüsse auch angelegt werden – und das Angebot geeigneter Immobilien ist knapp. Daher gehen nur rund 40 Prozent der Anbieter von steigenden Investitionen aus. Weitere 25 Prozent erwarten eine Investitionstätigkeit auf dem Niveau des Vorjahres, 40 Prozent rechnen mit einem geringeren Investitionsvolumen – trotz der erwarteten hohen Mittelzuflüsse. Infolgedessen rechnen 45 Prozent der Befragten bis Jahresende mit einer steigenden Liquiditätsquote, 40 Prozent gehen davon aus, dass der Anteil des Kassebestands im Jahresverlauf in etwa dem Niveau des Vorjahres entspricht. Lediglich 15 Prozent der Anbieter erwarten eine niedrigere Kassequote. Für Investoren macht sich eine hohe Kasseposition durch eine niedrigere Rendite bemerkbar, da dieser Portfoliobestandteil kaum Erträge abwirft.

Deutschland bleibt im Fokus von Anlegern und Anbietern

Im Fokus aller Anbieter stehen schwerpunktmäßig deutsche Immobilien, drei von vier Befragten haben auch den französischen Immobilienmarkt im Visier. Mehr Verkäufe als Käufe planen die Anbieter hingegen in Japan. Auch auf der Nachfrageseite wird der deutsche Immobilienmarkt eindeutig favorisiert: Drei Viertel der befragten Teilnehmer sind der Ansicht, dass offenen Immobilienfonds auf dem heimischen Markt verstärkt investieren sollten. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Großbritannien und Frankreich, die USA belegen Rang neun. Ein geringeres Engagement wünschen sich die Anleger hingegen in Australien, Japan und Südostasien.

Wie bei den Anbieter herrscht auch auf bei den Anlegerseite eine optimistische Stimmung: Zwei von drei Umfrageteilnehmer bezeichnen die aktuelle Lage in puncto offene Immobilienfonds als „positiv“ bis „sehr positiv“, 30 Prozent beurteilen sie als „neutral“. Lediglich vier Prozent der Befragten äußern sich negativ.

Mehr Rendite gewünscht

Nahezu die Hälfte aller befragten Investoren wünscht sich eine größere Produktauswahl und hält das aktuelle Angebot für zu gering. Gegenüber 2015 ist der Wunsch nach neuen Produkten damit deutlich gestiegen – seinerzeit äußerten lediglich 30 Prozent der Befragten den Wunsch nach einem breiteren Angebot. Gestiegen sind auch die Ansprüche an die Zielrendite: Waren vor zwei Jahren fast jeder zweite Investor mit einer Rendite von zwei bis drei Prozent pro Jahr zufrieden, vertraten zuletzt nur noch 31 Prozent der Befragten diese Ansicht. Eine Zielrendite von mehr als vier Prozent erwarten aktuell 30 Prozent der Umfrageteilnehmer – rund doppelt so viele wie 2015. Für dieses Ziel ist fast die Hälfte der Anleger bereit, höhere Risiken über Projektentwicklungen einzugehen. Und 40 Prozent wären hierfür bereit, auch risikoreichere Investments zu akzeptieren, die mehr Rendite bringen – etwa so genannte Value-Add-Objekte oder opportunistische Immobilienkäufe. Der Grund: Mit klassischen Büroimmobilien in erstklassiger Lage sind diese Renditeziele derzeit nicht umsetzbar.