In puncto Geldanlage wird nicht immer rational gehandelt. Welche typischen Fehler Anleger machen, haben Forscher des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) anhand von Studien zur Verhaltensökonomie (Behavioural Finance) untersucht. Warum sich Anleger so verhalten und wie sie ihre Anlageentscheidungen optimieren können, zeigt die Studie ebenfalls auf.

Fehler 1: Der Ankereffekt
Aktienanleger neigen dazu, dem Einstiegskurs zu viel Bedeutung beizumessen. Sie behalten die Aktie, solange sie unter dem Kaufkurs liegt. Der Grund: In Entscheidungssituationen lassen sich die Menschen häufig vom so genannten Ankereffekt beeinflussen. Dieser besagt, dass Zahlen und Werte eine Rolle für die Entscheidungsfindung spielen – selbst dann, wenn sie thematisch gar nicht im Zusammenhang mit der Fragestellung stehen. Anstatt sich vom Einstiegskurs leiten zu lassen, sollten Anleger laut IW vielmehr regelmäßig überprüfen, ob sie die Aktie wieder kaufen würden – etwa weil die Dividendenerwartungen vielversprechend sind. Und wenn die Antwort ‚nein’ lautet, sollte die Aktie der Studie zufolge verkauft werden.

Fehler 2: Der Tunnelblick
Viele Anleger horten einerseits mager verzinstes Geld auf dem Sparbuch oder Tagesgeldkonto und überziehen parallel ihr Girokonto. Für den Dispokredit zahlen sie weitaus höhere Zinsen als sie für das Sparguthaben erhalten. Dennoch schichten sie nicht um. Der Grund: So genanntes Mental Accounting. Dies besagt, dass Anleger bei ihren Entscheidungen nicht alle Anlageklassen im Kopf haben, sondern jeweils für jede gedanklich ein eigenes Konto führen. Abhilfe kann geschaffen werden, indem man eine Übersicht aller Guthaben erstellt und diese regelmäßig abgleicht.

Fehler 3: Die Verlustaversion
Viele Anleger halten Verliereraktien, deren Kurse seit Jahren auf Talfahrt sind. Statt sie zu verkaufen, halten sie an den Aktien fest. Der Grund: Verlustaversion. Diese besagt, dass sich die meisten Menschen mehr über einen Verlust in einer bestimmten Höhe ärgern als sie sich über einen Gewinn in gleicher Höhe freuen würden. Gegensteuern lässt sich beispielsweise über das Setzen von Kursuntergrenzen beim Aktienkauf. Wird diese Marke erreicht, sollte die Aktie verkauft werden. Dies erfordert allerdings viel Disziplin.

Fehler 4: Die Gegenwartspräferenz
Für die Altersvorsorge zu sparen fällt vielen Menschen enorm schwer. Der Grund: Sie neigen dazu, einen schnell zu realisierenden niedrigeren Gewinn einem später anfallenden vorzuziehen – auch wenn dieser höher ist. Diese Gegenwartspräferenz, oft kombiniert mit der so genannten Altersaversion – der Abneigung, sich mit dem ungeliebten Thema ‚Alt werden’ zu beschäftigen – hält viele Menschen davon ab, sich um ihre Altersvorsorge ausreichend zu kümmern. Hilfreich kann es sein, sich mit langen Laufzeiten zur Disziplin zu verpflichten. Auch eine laufend automatisch steigende Sparquote kann helfen, die Gegenwartspräferenz zu überwinden, berichtet das IW. Als Selbstbindungsmechanismus funktioniere auch der Erwerb eines Eigenheims, so das IW.

Fehler 5: Die nationale Brille (Home Bias)
Anleger neigen dazu, ihr Aktienportfolio nicht breit über internationale Investments zu streuen. Damit wird ihr Depot risikoanfälliger, falls es auf dem heimischen Markt zu größeren Verwerfungen kommt. Der Grund: Meist neigen Anleger zum so genannten Home Bias und bevorzugen Aktien aus ihrem Heimatland, weil sie glauben, sich auf diesem Markt besonders gut auszukennen. Auch manche Aktienfonds weisen einen Home Bias auf – etwa Europa-Fonds mit hohem Deutschland-Anteil. Allerdings kennen sich die Fondsmanager in der Regel weitaus besser mit ihrem Heimatmarkt aus als Privatanleger, so dass der Home Bias nicht unbedingt nachteilig sein muss. Wer einen Home Bias generell vermeiden möchte, kann etwa über weltweit anlegende Fonds dafür sorgen, dass das Portfolio breit gestreut wird.

Fehler 6: Die Selbstüberschätzung
Anleger neigen dazu, Aktien zu häufig zu handeln – also zu schnell zu kaufen und zu verkaufen. Der Grund: Viele neigen zur Selbstüberschätzung und sind überzeugt, die Märkte im Griff zu haben. Dies führt unterm Strich zu höheren Transaktionskosten, die die Gewinne schmälern. Zudem kann sich längeres Halten einer Aktie oftmals mehr auszahlen. Das IW empfiehlt, der Versuchung zu widerstehen, kurzfristige Gewinne zu realisieren und das Depot nicht täglich oder gar laufend per App zu beobachten. Auch sollte verstärkt ein Feedback von anderen eingeholt werden, um die Selbstüberschätzung geradezurücken. Generell empfiehlt sich laut IW das Börsenmotto „Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen“.

Fehler 7: Die Überreaktion
Häufig kaufen oder verkaufen Anleger bestimmte Aktien nur deshalb, weil die Medien gerade intensiv über sie berichten. Dies trifft besonders auf unerfahrene Investoren zu. Der Grund: Sie neigen aufgrund mangelnder Kenntnisse zur Überreaktion und reagieren stärker auf Meldungen, als dies sachlich gerechtfertigt wäre. Oft tritt dieses Phänomen in Kombination mit dem Home Bias auf. Das IW empfiehlt, den Schwerpunkt auf Langzeitergebnisse zu den Aktien oder Produkten zu legen. Dies trage dazu bei, dass sich Käufer allein von neuen aufmerksamkeitserregenden Informationen leiten lassen. Auch dies erfordere jedoch ein hohes Maß an Selbstkontrolle, räumen die Forscher ein. Auch hier empfehlen sie eine Börsenweisheit: „Buy low, never sell“. Diese Einstellung besagt, langfristig zu planen und nicht sofort wegen einer Nachricht aktiv zu werden.