Die Deutschen interessieren sich zwar für Wirtschaftsthemen und schätzen ihre Kenntnisse in Finanzangelegenheiten als gut ein. Letzteres trifft allerdings in der Realität eher nicht zu. Das ist eines der Kernergebnisse der Studie „Finanzwissen und Finanzplanungskompetenz der Deutschen“, die von der Gesellschaft für Konsumforschung im Auftrag des Bundesverbands Deutscher Banken durchgeführt wurde. Wie ein Vergleich mit den Ergebnissen aus 2014 zeigt, hat sich die Kompetenz der Deutschen in puncto Finanzfragen verschlechtert.

Nach Aussage von Andreas Krautscheid, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bankenverbands, sei diese Entwicklung ungünstig: In Zeiten der Digitalisierung aller Lebensbereiche sei ein wirtschaftliches Grundverständnis immer wichtiger. Gerade bei Erwachsenen unter 30 Jahren lasse sich den Studien zufolge eine Abnahme der Finanzkompetenz erkennen. Das Fatale daran besteht laut Krautscheid darin, dass damit schlechte Voraussetzungen dafür geschaffen werden, die eigenen Finanz- und Vorsorgeentscheidungen richtig zu treffen und Fehlentscheidungen in jungen Jahren in späteren Lebensphasen aufzuholen.

Interesse vorhanden, Kenntnisse eher schwach

Laut Umfrage zeigen 47 Prozent der Deutschen starkes bis sehr starkes Interesse an Wirtschaftsthemen, immerhin 37 Prozent gaben an, dass sie „etwas“ an diesen Themen interessiert seien. Nur 17 Prozent gaben an, sich kaum oder gar nicht dafür zu interessieren. Drei von vier Befragten meinen, dass sie sich mit Finanzangelegenheiten gut auskennen. Im Widerspruch dazu gaben aber auch 49 Prozent der Befragten an, dass sie keine Ahnung haben, was an den Börsen eigentlich geschieht. Sprich: Die Befragten schätzen ihre Finanzkenntnisse weit besser ein als sie tatsächlich sind.

Dass zwischen Selbsteinschätzung und tatsächlichem Wissensstand eine Lücke klafft, zeigt auch die Auswertung der weiteren Fragen: so wissen zwar immerhin 74 Prozent, was sich hinter dem Begriff „Inflationsrate“ verbirgt. Doch nur rund die Hälfte der Befragten konnte die derzeitige Höhe der Inflationsrate benennen. Auch der Kenntnisstand zu Investmentfonds weist auf Wissenslücken hin: So können 44 Prozent der Befragten nicht erklären, was ein Investmentfonds ist. Den Begriff „Gesetzliche Einlagensicherung“ können 59 Prozent der Umfrageteilnehmer nicht erklären.

Mehrheit der Deutschen befasst sich regelmäßig mit Finanzen

Wie die Auswertung weiter zeigt, beschäftigt sich die Mehrheit der Deutschen immerhin regelmäßig mit ihrer Finanzplanung: 49 Prozent tun dies regelmäßig, von ihnen gaben 46 Prozent an, sich mindestens einmal im Monat mit der Thematik zu befassen, 31 Prozent tun dies sogar mindestens einmal wöchentlich. 28 Prozent der Befragten gaben an, ab und zu Zeit für die Finanzplanung aufzuwenden. Weitere 22 Prozent tun dies hingegen selten oder sogar nie.

Das Thema Altersvorsorge tangiert 78 Prozent der Befragten. Sie gaben an, sich schon einmal ernsthaft damit beschäftigt zu haben. Unter den 18- bis 29-Jährigen ist der Anteil mit 57 Prozent am geringsten, zugleich gaben von ihnen 23 Prozent an, sich gar nicht damit befasst zu haben. Unter den 40- bis 49-Jährigen ist der Anteil derer, die das Thema überhaupt nicht tangiert, mit einem Prozent am geringsten, gleichzeitig ist der Anteil derer, die sich mit der Thematik bereits befasst haben, mit 87 Prozent am höchsten.

Mehrheit spart regelmäßig

Nach ihrem Sparverhalten befragt, gaben 53 Prozent der Umfrageteilnehmer an, regelmäßig etwas beiseite zu legen. Am häufigsten (33 Prozent) wurde als Grund „zur Sicherheit für Notfälle“ angegeben, 26 Prozent der Sparer nennen als Grund, sich später etwas größeres leisten zu können. Weitere 24 Prozent geben das Alter als Sparmotiv an. Der Vermögensaufbau rangiert mit neun Prozent weit hinten.

Die Auswertung der Fragen – zusammengefasst im „Index Finanzplanungskompetenz“ zeigt insgesamt, dass 26 Prozent der Befragten kaum hinreichende Kompetenzen für eigene Vorsorge- und Finanzentscheidungen haben, weitere 37 Prozent haben laut Bankenverband sogar schlechte Voraussetzungen dafür. Gegenüber 2014 nahm der Anteil der nicht ausreichend kompetenten Befragten von 56 auf 63 Prozent zu.