Frauen der Altersgruppe 35 bis 55 Jahre lassen das Thema Altersvorsorge arg schleifen. So lassen sich die Resultate einer aktuellen Online-Umfrage zusammenfassen, die das Marktforschungsinstitut YouGov im Auftrag der Fondsgesellschaft Amundi Asset Management durchgeführt hat. So befassen sich 44 Prozent der Teilnehmerinnen noch gar nicht mit dem Thema private Vorsorge. Das gilt auch für Frauen im fortgeschrittenen Alter. Das Paradoxe: Die Mehrheit der Umfrageteilnehmerinnen weiß sehr wohl, wie wichtig die private Altersvorsorge angesichts der politischen und demografischen Entwicklung ist.

Viele Frauen steuern auf eine Versorgungslücke zu

Allerdings ist laut Amundi kein klarer Trend auszumachen, ob mit diesem Bewusstsein auch eine Änderung im Verhalten der Frauen einhergeht. Knapp ein Drittel der Befragten hat in puncto Altersvorsorge noch gar nichs unternommen. Weitere 37 Prozent sparen zwar für eine private Rente, aber tun dies nicht regelmäßig. Auch dies dürfte in der Regel nicht ausreichen, um die staatliche Rente ausreichend aufzustocken. Das Fatale daran: Diese fällt bei Frauen mit durchschnittlich 606 Euro (West) im Vergleich zu Männern (1.078 Euro, West) deutlich niedriger aus und dürfte in vielen Fällen nicht ausreichen, um den Ruhestand ohne dramatische Einbußen am Lebensstandard zu bestreiten.

Nicht nur zu wenig, sondern auch falsch angelegt

Zur geringen Neigung, überhaupt etwas für die Altersvorsorge zu tun, kommt noch, dass Frauen sich nicht gut mit Finanzthemen auskennen. So verneinen 37 Prozent der Umfrageteilnehmerinnen die Frage, ob sie über genügend Finanzwissen für die Planung ihrer Altersvorsorge verfügen. Und rund jede vierte Frau ist nicht gewillt, sich mehr Finanzwissen anzueignen, um das Thema anzugehen. Hinzu kommt, dass 54 Prozent der Befragten Sicherheit als wichtigsten Faktor bei der Altersvorsorge nennen, Rendite hingegen nur von neun Prozent der Teilnehmerinnen als wichtigster Aspekt genannt wird. Unterm Strich laufen Frauen mit dieser Einstellung Gefahr, die falschen Produkte für die Altersvorsorge auszuwählen, was sich später in einer deutlich niedrigeren Privatrente niederschlägt.

Nur wenige sehen Handlungsbedarf im Niedrigzinsumfeld

Auch das Niedrigzinsumfeld nehmen nur wenige Frauen als Anlass, aktiv zu werden, um ihre persönlichen Ziele bei der Altersvorsorge zu erreichen. Lediglich jede dritte Befragte sieht wegen des Zinstiefs Handlungsbedarf. Amundi zufolge ist es daher wenig überraschend, dass eine klare Mehrheit von 92 Prozent der Befragten gar kein oder nur ein geringes Risiko eingehen will. Immerhin: 61 Prozent der Umfrageteilnehmerinnen betrachten klassische festverzinsliche Anlageformen wie Sparbücher, Sparbriefe und Bausparverträge als nicht mehr ausreichend für die private Altersvorsorge. Dennoch haben 59 Prozent von ihnen in genau solche Anlageformen investiert. Daraus leitet Amundi ab, dass bei Frauen im Alter von 35 bis 55 Jahren unterm Strich das risikolose Sparen für die Altersvorsorge nach wie vor mit Abstand die beliebteste Vorsorgemöglichkeit ist.

Problembewusstsein vorhanden, Aufklärungsarbeit vonnöten

21Ein weiterer Fragenkomplex der Studie betraf die Einstellung der Befragten zu frauenspezifischen Themen. Rund zwei Drittel gaben an, nicht ausreichend über das aktuelle Scheidungsrecht und dessen Auswirkungen auf die finanzielle Absicherung von Frauen im Alter informiert zu sein. Immerhin ist vier von fünf Frauen bewusst, dass Teilzeit und Auszeiten in der Erwerbsbiografie im Alter zu einer Versorgungslücke führen. Und drei Viertel der Befragten gehen davon aus, dass die Gefahr einer Versorgungslücke im Alter für alleinerziehende Mütter besonders groß ist.

Generell sei bei Frauen noch jede Menge Aufklärungsarbeit in puncto Altersvorsorge zu leisten, so das Fazit von Amundi. Dies zeige sich unter anderem darin, dass rund jede zweite Frau das neue Betriebsrentenstärkungsgesetz gar nicht kenne.