Im Jahr 2035 werden die deutschen Metropolen voraussichtlich eine deutlich höhere Einwohnerzahl als heute haben, prognostiziert das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in einer aktuellen Studie. Besonders viele junge Menschen und Ausländer ziehe es in diese Städte, sie würden dort bevorzugt studieren, eine Ausbildung beginnen oder ihren ersten Job annehmen. Senioren wiederum würden sich unter anderem aufgrund der besseren Versorgung, des großen Freizeitangebots für den Umzug in die Metropolen entscheiden. Auch für Arbeitnehmer seien sie aufgrund der Schaffung vieler neuer Arbeitsplätze in den Bürozentren auch für diese Bevölkerungsgruppe attraktiv, begründet das IW seine Einschätzung. In der Studie erläutert das IW beispielhaft an Berlin, München und Frankfurt, wie sich die Bevölkerungsentwicklung in den deutschen A-Städten voraussichtlich darstellen wird.

Bevölkerungsstruktur dürfte sich ändern
Mit dem Zuzug der Neubürger würde sich zudem nicht nur die Einwohnerzahl deutlich erhöhen, sondern auch die Altersstruktur ändern: So geht das IW davon aus, dass der Durchschnittsdeutsche 2035 rund 47 Jahre alt sein wird. Für die drei in der Studie beispielhaft für die Metropolen analysierten Städte wird das Durchschnittsalter hingegen zwischen 41 und knapp 43 Jahren liegen, heißt es vom IW. Gleichzeitig erwartet das Institut, dass die Zahl der über 67-Jährigen und der unter 15-Jährigen steigt. Angesichts dieses zu erwartenden Szenarios sieht das IW Handlungsbedarf in den Großstädten: Es müsse zum einen dringend benötigter Wohnraum geschaffen werden. Schon heute sei der Bedarf weit höher als das Angebot. Zum anderen müsste unter anderem auch der öffentliche Personennahverkehr ausgebaut werden.

Berlin überschreitet 4-Millionen-Grenze
Nach dem durch den Krieg und die Teilung induzierten Bevölkerungsrückgang verzeichnet Berlin seit Ende der 70er-Jahre wieder eine Zunahme der Einwohnerzahl. Stand heute leben dort rund 3,5 Millionen Menschen, für 2035 erwartetet das IW einen Anstieg um rund 15 Prozent. Damit würde die Schallmauer von vier Millionen Einwohnern durchbrochen werden. Die hohe Zuwanderung junger Menschen wird laut IW zu einem ausgeprägten Bevölkerungsschwerpunkt bei etwa 30 Jahren führen. Damit würde die Struktur deutlich von der gesamtdeutschen abweichen: Bundesweit bilden die geburtenstarken 1960er-Jahrgänge die größte Bevölkerungsgruppe.

Elf Prozent mehr Einwohner in Frankfurt
Für die Bankenmetropole Frankfurt sagt das IW bis 2035 einen Bevölkerungsanstieg um elf Prozent auf rund 814.000 Einwohner voraus. Nach heutigem Stand ist die Stadt am Main mit einem Durchschnittsalter von 40,2 Jahren die jüngste der drei untersuchten Metropolen. Bis 2035 wird es nach Einschätzung der IW-Forscher auf 42,5 Jahre ansteigen. Die Bevölkerungsgruppe der über 67-Jährigen wird laut IW um 3,6 Prozentpunkte auf 17,3 Prozent wachsen.

München: Zuwachs um mehr als 14 Prozent erwartet
Für die bayerische Landeshauptstadt prognostiziert das IW bis 2035 einen Anstieg der Bevölkerung um 14,4 Prozent auf 1,66 Millionen Einwohner. Als Gründe nennt das Institut unter anderem die positive wirtschaftliche Entwicklung sowie die hohe Lebensqualität. Dies schlage sich jedoch auch im höchsten Mietniveau Deutschlands nieder. Anders als in Frankfurt wird das Durchschnittsalter laut IW nur unwesentlich von derzeit 41 auf 41,4 Jahre ansteigen. Im Vergleich zu Berlin und Frankfurt steigt die Zahl der unter 15-Jährigen jedoch mit 3,6 Prozent deutlich stärker an. Der Anstieg des Anteils der über 67-Jährigen hingegen wird laut IW-Prognose mit 0,8 Prozent deutlich geringer ausfallen als in Frankfurt.

Konsequenzen für die Baubranche
Aus den Studienergebnissen leitet das IW ab, dass der bereits heute bestehende Nachholbedarf beim Bau neuer Wohnungen auch künftig bestehen bleiben dürfte. Werde der Baubedarf nicht in neue Wohnungen übersetzt, würden die Großstädte an ihre Grenzen stoßen. Abzuwarten bleibe allerdings, ob sich die Wohnwünsche der Menschen in naher Zukunft verändern werden und sich die Nachfrage wieder stärker auf den so genannten suburbanen Raum fokussiert.