Ob junge Gutverdiener oder Anleger ab 40 Jahren: Beide Bevölkerungsgruppen eint die Skepsis gegenüber der Bankberatung. Dies belegen zwei aktuelle Studien unter den beiden Zielgruppen. Die eine Umfrage wurde vom Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der Targobank durchgeführt. An ihr nahmen 1.006 beratungsaffine Anleger ab 40 Jahre teil, hochgerechnet entspricht dies einer Bevölkerungsgruppe von zwölf Millionen Menschen. Die andere basiert auf einer Umfrage unter 500 so genannten Young Professionals zwischen 18 und 36 Jahren und überdurchschnittlichem Einkommen und wurde von der Hochschule Essen in Zusammenarbeit mit der Kanzlei Baum Reiter & Collegen durchgeführt.

Angst vor Fehlern lässt Kunden an zinslosen Anlagen festhalten
Die Studie der Targobank belegt auch, dass die Mehrzahl der Anleger nicht weiß, wo und wie sie ihr Geld angesichts der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) noch sinnvoll anlegen können. 36 Prozent der Befragten glauben, dass ihre Anlagestrategie wenig bis gar nicht zum aktuellen Marktumfeld passt. Da drei von vier Anlegern jedoch Angst haben, etwas falsch und damit möglicherweise Verluste zu machen, halten sie an ihrem Depot fest. Gleichzeitig sagen sieben von zehn befragten Anlegern, dass sie ihre Strategie aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen durch die EZB überdenken müssten. Doch statt zu handeln, parken der Umfrage zufolge zwei von drei Befragten ihr Geld auf dem Konto, obwohl sie wissen, dass ihnen hierfür praktisch keine Zinsen gutgeschrieben werden. Der Grund für das Ausharren: Mehr als zwei Drittel der Befragten bezeichnen ihre persönliche Anlagestrategie als konservativ bis sicherheitsorientiert. Nur jeder zehnte beschreibt sie als gewinnorientiert. Angesichts dieser niedrigen Quote renditefokussierter Anleger verwundern die niedrigen Renditeerwartungen nicht: Die Mehrheit der Anleger hält eine Rendite zwischen zwei und fünf Prozent per anno für attraktiv.

Risikoscheu dominiert – Bankberater ist wichtigste Anlaufstelle
Obwohl die Informationsmöglichkeiten rund um die Geldanlage – vor allem über das Internet – stetig steigen, hält sich jeder dritte Anleger für wenig oder gar überhaupt nicht gut über diesen Themenbereich informiert. Als mit Abstand größte Informationsquelle gilt der Bankberater: 72 Prozent der Befragten gaben dies an. Freunde, Familie und Bekannte fungieren für 43 Prozent der Befragten als Anlaufstelle, 37 Prozent nennen Online-Angebote und 31 Prozent TV-Ratgebersendungen. Jeder vierte greift auf Fachzeitschriften zurück.

Bankempfehlungen in der Kritik
Das Paradoxe am Umfrageergebnis in Sachen Bankberater: Zwar sind diese für die Mehrheit der Befragten die wichtigste Informationsquelle, gleichzeitig gaben 68 Prozent der Befragten an, dass Berater meist Anlageprodukte anbieten würden, an denen die Bank besonders gut verdient. Zudem kritisieren 41 Prozent die fehlende Flexibilität der angebotenen Produkte. Mit den Produkten könnten die Anleger nicht ausreichend auf Marktschwankungen reagieren. Diese führe unter anderem dazu, dass niedrig rentierliche Geldanlagen nicht ausgetauscht würden, berichtet die Targobank.

Junge Anleger verzichten überwiegend auf Bankberatung
Vorbehalte gegenüber der Bankberatung spiegelt auch die zweite Studie wieder, über die das Handelsblatt berichtete. Demnach konsultiert nur rund jeder fünfte der Studienteilnehmer seine Hausbank zur Geldanlage. Die Mehrheit – 62 Prozent der Befragten – verzichtet auf eine Beratung. Laut Studie erzielten 57 Prozent der Befragten in den vergangenen zwölf Monaten zumindest keinen inflationsbereinigten Wertverlust, rund jeder Dritte erzielte mindestens drei Prozent Rendite. Dabei setzt rund die Hälfte der Umfrageteilnehmer auf Aktien, 46 Prozent haben in Fonds investiert und rund jeder vierte hat Exchange Traded Funds – kurz: ETFs – im Depot. Dieses im Vergleich zur Studie der Targobank deutlich offensivere Anlageverhalten lässt sich mit der Teilnehmergruppe erklären: Befragt wurden so genannte Young Professionals – junge Berufseinsteiger zwischen 18 und 36 Jahren mit einem überdurchschnittlichen Einkommen.