Für die Deutschen spielt das Wissen um die Themenbereiche Geld und persönliche Finanzen eine wichtigere Rolle als die Kenntnisse in den Bereichen Gesundheit, Politik und Ernährung. Allerdings klaffen Wunsch und Wirklichkeit weit auseinander: So schätzt die breite Bevölkerung ihre Kenntnisse in Finanzfragen als gut ein, Fachleute hingegen stellten Defizite fest. Dies sind die Kernergebnisse einer repräsentativen Umfrage, die das Marktforschungsunternehmen Kantar Emnid im Auftrag der Fondsgesellschaft Union Investment unter 1.014 Verbrauchern sowie 600 Experten aus den Bereichen Verbraucherschutz, Bildung, Journalismus, Politik und Finanzen durchgeführt hat.

Laut Umfrage ist rund jeder zweite befragte Verbraucher der Ansicht, dass das Wissen über Geld und persönliche Finanzen der wichtigste Bildungsbereich vor Gesundheit, Politik und Ernährung ist. Diese Meinung teilen rund zwei von drei Experten. Deutlich größer sind die Unterschiede bei beiden Gruppen hinsichtlich der Schulnoten, die für das Wissen um persönliche Finanzthemen vergeben werden: Die Verbraucher selbst benoten ihre Kenntnisse in diesem Themengebiet mit 2,5, mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer beurteilte die Fachkenntnisse mit der Note „gut“ oder sogar „sehr gut“. Unter den Experten vergaben nur fünf Prozent diese Note für die Verbraucher, insgesamt fällt sie mit 3,8 deutlich schlechter aus.

Große Defizite bei wichtigen Finanzthemen

Der Studie zufolge sehen die Deutschen die größten Wissens-Defizite unter anderem im Bereich Versicherungen (37 Prozent), Altersvorsorge (33 Prozent), Zinsen, Schulden, Ratenzahlung und Haushaltsbudget sowie Immobilienfinanzierung (je 24 Prozent) sowie Zinsen und Sparen (19 Prozent). Laut Union Investment wechseln die Schwerpunkte je nach Altersgruppe, allerdings ziehe sich mangelndes Wissens durch die Biographien vieler Menschen. Eine deutliche Diskrepanz ist der Fondsgesellschaft zufolge gerade im Bereich Aktien und Investmentfonds ersichtlich: 53 Prozent der Experten halten diesen Themenbereich für wichtig, jedoch nur jeder dritte Verbraucher. Eine bessere Finanzbildung wünschen sich Verbraucher vor allem im Bereich Altersvorsorge (89 Prozent), Schulden und Haushaltsbudget (79 Prozent) sowie Zinsen und Sparen (76 Prozent) und Versicherungen (72 Prozent). Bei diesen Themenfeldern weichen die Angaben weniger stark von denen der Experten ab.

Jeder zweite vertraut auf Kompetenz von Familienangehörigen

Als wichtigste Ratgeber in Sachen private Finanzen nennt rund jeder zweite Befragte Familienmitglieder, 30 Prozent suchen bei Finanzberatern Unterstützung, 27 Prozent verlassen sich auf die Expertise von Freunden und Bekannten. Auffällig dabei: Während 35 Prozent der Jüngeren auch Suchmaschinen und Internetseiten sowie Freunde und Bekannte für Finanzentscheidungen nutzen, greifen Ältere häufiger auf Partner und Finanzberater sowie Zeitungen und Zeitschriften zurück.

Die schlechte Benotung der Verbraucher in puncto Finanzwissen begründet mehr als die Hälfte der befragten Experten mit einer unzureichenden Behandlung dieser Themen in der Schule, jeder zweite führt die geringe Finanzbildung auf eine mangelhafte Wissensvermittlung im Elternhaus sowie schlichtes Desinteresse zurück. 48 Prozent sehen das Problem in mangelnder Eigenverantwortung junger Menschen. Als Hauptverantwortliche für die Vermittlung von Finanzwissen sehen rund drei von vier Profis die Familie, 55 Prozent nannten die Schulen. Für die Weitervermittlung des Finanzwissens vergaben die Experten den Eltern die Note 3,7, besonders schlecht schnitten die Schulen mit der Note 4,1 ab, der Politik verpassten sie die Note 4,0. Verbraucherorganisationen schneiden mit der Note 2,5 besser ab als Finanzberater, die mit 3,3 bewertet wurden.

Rolle der Schulen gilt als umstritten

Als besonders umstritten gilt der Umfrage zufolge die Rolle der Schulen als Wissensvermittler: Nur rund jeder dritte Deutsche sagt, dass ihm auch heute noch relevantes Finanzwissen in der Schule vermittelt worden sei. Rund drei Viertel der Befragten wünscht sich daher, dass die Finanzbildung schon in den unteren Jahrgängen stärker vermittelt wird, 61 Prozent sprechen sich für ein eigenes Schulfach mit Schwerpunkt private Finanzen aus. Vier von fünf Befragten sehen wiederum in der unternehmensinternen Weiterbildung eine Lösungsmöglichkeit.