Die Unternehmensgewinne in Europa sind im ersten Quartal 2017 so stark gestiegen wie seit sechseinhalb Jahren nicht mehr. Der Gewinnzuwachs von 24 Prozent gegenüber Vorjahr belegt, dass der Konjunkturaufschwung diesseits des Atlantiks bei den Unternehmen angekommen ist. Das bedeutet auch, dass die gestiegenen Aktiennotierungen durchaus eine solide fundamentale Grundlage haben.

Zwar hat bislang erst ein Drittel der Unternehmen aus dem Stoxx Europe 600 Zahlen für das erste Vierteljahr vorgelegt. Diese haben allerdings mit einem durchschnittlichen Ergebnisanstieg um fast ein Viertel die Erwartungen der Analysten von plus 15 Prozent klar übertroffen.

Nachdem sie drei Jahre stagnierten und teilweise sogar rückläufig waren, hatten die Gewinne im Schlussquartal 2016 erstmals wieder deutlich zugelegt, um knapp 13 Prozent. Nach dem erfreulichen Auftakt der Berichtssaison für das erste Quartal rechnen Aktienstrategen nun mit einem Gewinnplus beim Stoxx Europe 600 von 22 Prozent für die drei Monate Januar bis März. Für das gesamte Jahr trauen sie den Firmen aktuell ein Plus von 15 Prozent zu, nachdem es bislang lediglich elf Prozent waren.

Mit ihren Gewinnsteigerungen lassen Europas Aktiengesellschaften derzeit die US-Konzerne deutlich hinter sich. Denn an der Wall Street haben bereits zwei Drittel der im S+P 500 notierten Firmen Quartalszahlen gemeldet und im Durchschnitt um 12 Prozent zugelegt. Damit ist die Steigerung zwar nur halb so hoch wie in Europa, aber gleichfalls besser als erwartet und der stärkste Gewinnzuwachs seit dem dritten Vierteljahr 2011.

Zurückzuführen ist der Gewinnsprung in Europa auf die sich in den vergangenen Monaten beschleunigende Konjunktur. Doch hat sich nicht nur das Wachstumstempo erhöht. Zusätzlich deuten die Frühindikatoren – etwa das ifo-Geschäftsklima oder die Einkaufsmanagerindizes – darauf hin, dass sich die konjunkturelle Dynamik noch weiter erhöht. Das ist gerade für die stets der Zukunft zugewandten Börsen eine gute Nachricht.

Von volkswirtschaftlicher Seite sind die Voraussetzungen für weiter anziehende Notierungen bei DAX, EuroStoxx und Co. also durchaus gegeben. Neue Kursrekorde sind möglich, vorausgesetzt, dass ernste Störmanöver von politischer Seite ausbleiben. Für europäische Aktien spricht übrigens auch die Tatsache, dass hiesige Dividendenpapiere bei weitem nicht so hoch bewertet sind wie US-Papiere. Daher ist es auch keineswegs überraschend, dass vermehrt anlagesuchendes internationales Kapital Richtung Europa fließt. Allein in der letzten Aprilwoche haben Investoren aus aller Welt mit netto 2,4 Milliarden Dollar so viel Geld in Aktienfonds mit Schwerpunkt Europa investiert wie seit Ende 2015 nicht mehr.