Die US-Notenbank Fed hat ihren Leitzins in der Spanne von 1,0 bis 1,25 Prozent belassen. Volkswirte hatten dies erwartet. Die Währungshüter um Fed-Chefin Janet Yellen haben die Zinszügel 2017 bereits zwei Mal angezogen und dürften sie noch dieses Jahr weiter straffen, falls die Wirtschaft mitspielt. Die konjunkturellen Rahmenbedingungen seien laut Fed günstig: Trotz der Folgen der jüngsten Wirbelstürme wachse die Wirtschaft “robust”. Auch die Lage am Arbeitsmarkt habe sich weiter verbessert. “Die Fed ist auf Kurs für eine Erhöhung im Dezember”, so das Fazit von Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner.

Ein solcher Schritt könnte die letzte große geldpolitische Entscheidung unter Yellen sein, deren Amtszeit Anfang Februar 2018 abläuft. US-Präsident Donald Trump will schon in Kürze das Geheimnis lüften, wer die Notenbank künftig leiten soll. Insidern zufolge hat der einzige Republikaner im Fed-Direktorium, Jerome Powell, die besten Karten. Er gilt als ein Kandidat, der den von Yellen eingeschlagenen vorsichtigen Kurs der geldpolitischen Straffung fortsetzen würde. Der vom Präsidenten nominierte Kandidat muss danach noch vom US-Senat bestätigt werden. Der 64-Jährige Powell gilt dabei als Kompromisskandidat, den Trumps Republikaner und auch viele Demokraten akzeptieren können.

Trump strebt mittelfristig ein US-Wirtschaftswachstum von drei Prozent an: Die US-Wirtschaft wuchs im vorigen Quartal aufs Jahr hochgerechnet exakt in diesem Tempo, trotz der Folgen der Hurrikans “Harvey” und “Irma”. Auch der Arbeitsmarkt dürfte sich bereits rasch von den Folgen der Stürme erholt haben. Die Fed soll Vollbeschäftigung fördern und hat dieses Ziel mit einer Arbeitslosenquote von zuletzt 4,2 Prozent so gut wie erreicht.

Allerdings ist der Preisauftrieb noch niedriger als von der Fed angestrebt. Trotzdem setzt sie darauf, dass sich die Inflationsrate auf mittlere Sicht bei der angestrebten Marke von zwei Prozent einpendeln wird. Auch weil die Fed das anhaltende Verfehlen des Inflationsziels nicht stärker in den Vordergrund rückt, sieht sich ING-Ökonom James Knightley in seiner Einschätzung einer Zinserhöhung im Dezember bestätigt: “Nur eine Eskalation des Haushaltsstreits könnte noch für Störfeuer sorgen.” Präsident Trump hat sich mit dem Kongress auf eine Zwischenfinanzierung bis zum 15. Dezember geeinigt – zwei Tage davor berät die Fed über den Leitzins.