Die US-Notenbank Fed hat bei ihrer Juli-Sitzung die Leitzinsen unverändert gelassen. Den Abbau ihrer billionenschweren Bilanz möchte sie bald in Angriff nehmen.
Sie beließ den geldpolitischen Schlüsselsatz in einer Spanne zwischen 1,0 und 1,25 Prozent. Volkswirte hatten damit gerechnet, nachdem ihn die Währungshüter um Fed-Chefin Janet Yellen erst im Juni auf das aktuell gültige Niveau angehoben hatten. Die Notenbanker hatten gleichzeitig angedeutet, noch im laufenden Jahr nachzulegen. Fed-Beobachter rechnen allerdings nur noch mit einer Wahrscheinlichkeit von 40 Prozent damit, dass Yellen und Co. bei der letzten Sitzung im Jahr einen Zinsschritt verkünden.

Da die Konjunktur wieder rund läuft, will die Fed sie nicht mehr so stark anschieben und ihr aufgeblähtes Portfolio eindampfen. Dieses Vorhaben soll „relativ bald“ angepackt werden. „Die Fed steuert auf eine Ankündigung zum Abbau der Bilanzsumme im September zu“, meint Ökonom James Knightley von der Bank ING. Die Fed hat ihr Portfolio mit dem massiven Ankauf von Wertpapieren in den Jahren nach der Weltfinanzkrise auf 4,5 Billionen Dollar anschwellen lassen. Nun plant sie, ihren Bestand an Staatsanleihen allmählich zu senken. So sollen auslaufende Titel nach und nach nicht mehr durch den Kauf neuer Papiere ersetzt werden.

Die Ankündigung, dass das Abschmelzen des Portfolios „relativ bald“ angepackt werden soll, gilt als Zeichen des Vertrauens in die Wirtschaft, die zu Jahresbeginn schwächelte. Im ersten Quartal legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) lediglich um aufs Jahr hochgerechnet 1,4 Prozent zu. Für das Frühjahrsquartal erwarten Volkswirte einen Zuwachs von 2,6 Prozent.
Zugleich sprechen die Währungshüter von einem weiterhin soliden Stellenzuwachs. Sie haben ihr Ziel Vollbeschäftigung bei einer Arbeitslosenquote von zuletzt 4,4 Prozent praktisch erreicht. Auf dem Weg zu weiteren Zinserhöhungen bereitet der Fed jedoch die hartnäckig niedrige Inflation Kopfschmerzen. Sie strebt eine Teuerungsrate von zwei Prozent an. Die Währungshüter achten dabei besonders auf Preisveränderungen bei den persönlichen Ausgaben der Verbraucher (PCE): Dabei werden Energie- und Nahrungsmittelkosten ausgeklammert. Dieser Wert war zuletzt mit 1,4 Prozent noch weit vom Ziel entfernt. Laut Fed wird die Inflationsrate auf kurze Sicht weiter unter der angepeilten Marke bleiben, sich aber sich mittelfristig bei zwei Prozent einpendeln.

Anders als bei der Zinserhöhung im Juni fiel die geldpolitische Entscheidung im Zentralbank-Führungskreis diesmal einstimmig. Vorigen Monat hatte der Chef des Fed-Ablegers in Minneapolis, Neel Kashkari, gegen eine Anhebung votiert. Ökonom Friedrich Heinemann vom ZEW in Mannheim geht wie viele andere Fachleute davon aus, dass es die Notenbank mit der nächsten Erhöhung auf den verbleibenden drei Sitzungen in diesem Jahr nicht eilig hat: „Wenn die ursprünglich in Aussicht gestellte revolutionäre Umgestaltung des Steuersystems und große schuldenfinanzierte Ausgabeprogramme scheitern, verringern sich die Wachstumsaussichten der US-Wirtschaft.“
Damit sinke die Gefahr einer Überhitzung und eines rasch steigenden Inflationsdrucks: „Das sich abzeichnende Scheitern von ‚Trumpenomics‘ gibt der US-Zentralbank mehr Zeit für eine langsame und vorsichtige Gangart bei Zinserhöhung und Bilanzabbau.“ US-Präsident Donald Trump hat mit der Ankündigung eines billionenschweren Infrastrukturprogramms und einer „phänomenalen“ Steuerreform große Hoffnungen auf ein Anschieben der Konjunktur geweckt. Nach Ansicht vieler Experten dürfte der Impuls jedoch nicht so stark ausfallen wie von vielen erhofft.