Die bevorstehende Steuerreform in den USA könnte den börsennotierten US-Unternehmen ein unverhofftes Weihnachtsgeschenk liefern. Die geplante Entlastung um rund 1,4 Billionen Dollar wäre die größte seit Präsident Ronald Reagans Steuerermäßigungen. Sollte der Steuersatz auf Gewinne der US-Firmen wirklich von 35 auf 20 Prozent sinken, wäre ein kräftiger Gewinnsprung bei S&P 500 & Co. zu erwarten.

Zwar bezahlen bereits jetzt die meisten US-Unternehmen deutlich weniger als 35 Prozent (Experten halten 25 bis 27 Prozent für realistisch); zudem dürften bereits einige Aktienanalysten Annahmen zur Steuerreform in ihren Modellen berücksichtigt haben. Dennoch ist ein weiterer Gewinnsprung um bis zu acht Prozentpunkte wahrscheinlich, sollte eine der beiden Vorschläge (oder ein Kompromiss) in der bisher bekannten Form im Dezember verabschiedet werden.

Zuletzt sagten die Experten in ihren Prognosen beim S&P einen Gewinnanstieg von elf Prozent für 2018 voraus (vor Steuerreform). Dank der Steuergeschenke kämen noch rund acht Prozent dazu. Außerdem ist damit zu rechnen, dass – ähnlich wie 2004 – Guthaben aus dem Ausland zu steuerlich günstigen Konditionen zurück in die USA repatriiert werden können. In diesem Zusammenhang ist eine Rückführungssteuer von 14,5 Prozent in der Diskussion. Vor allem Technologiefirmen wie Apple, Cisco oder Oracle verfügen im Moment über außergewöhnlich hohe Bargeldbestände außerhalb der Vereinigten Staaten. Bei allen US-Unternehmen zusammen handelt es sich um Auslandsguthaben von 1,2 Billionen Dollar. 2004 waren nach der Rückführung der Gelder die Aktienrückkäufe temporär in die Höhe geschossen.

Für 2018 erwarten Analysten eine ähnliche Entwicklung. Der Großteil der Steuererleichterungen dürfte in Form von Aktienrückkäufen und höheren Dividenden den Anlegern zugutekommen. Kräftig zulegen dürften insbesondere die Aktienrückkäufe. Wahrscheinlich ist, dass die amerikanischen Aktienindizes nach der Verabschiedung der Steuerreform einen großen Teil der Erwartungen zügig einpreisen werden und deutlich steigen.