Das Auf und Ab an den Finanzmärkten stellt Anleger vor eine große Herausforderung. Das galt auch 2016: Das Jahr begann mit einem heftigen Kursrutsch – ausgelöst durch eingetrübte Wachstumsaussichten in China. Und turbulent ging es weiter. Auch das laufende Börsenjahr könnte angesichts des Regierungswechsels in den USA Überraschungen bereithalten, was sich in einer hohen Volatilität niederschlagen würde. Doch was ist das überhaupt? Vereinfacht gesagt, gilt dieser Wert als Maß für die Schwankungsbreite eines Wertpapiers. Bei hohen Kursausschlägen ist auch die Volatilität – oft auch kurz als Vola bezeichnet – hoch. Was sicherheitsorientierte Investoren nervös macht, ist für andere Anleger hingegen eine eigene Anlageklasse.

Wie funktioniert Volatilität als Anlagesegment?
Doch wie muss sich ein Privatanleger eigentlich diese Anlageklasse vorstellen? Am ehesten als solche nachvollziehbar wird sie über Volatilitätsindizes. Sie bilden die erwartete (implizierte) Schwankungsbreite des Aktienmarktes für die kommenden 30 Tage ab. So gibt es beispielsweise den Vix, dem der S&5 500 zugrunde liegt, während der Vstoxx sich auf den Euro Stoxx 50 bezieht. Der Vdax-New baut auf dem Dax auf. Im Klartext: In unruhigen Marktphasen steigen Vola-Indizes, in ruhigen fallen sie. Die Rating-Agentur Scope führt dies darauf zurück, dass sich Marktteilnehmer in fallenden Märkten mit Optionen absichern. Dies führt zu steigenden Preisen und damit auch zu einer steigenden implizierten Volatilität. Daher gilt sie auch als Stimmungsindikator und Risikomaß.

Möglichkeit 1: ETFs und Zertifikate auf Vola-Indizes
Es gibt mehrere Möglichkeiten, Volatilität als Anlageklasse zu nutzen. Variante eins besteht darin, einen börsengehandelten Indexfonds – englisch: Exchange Traded Funds (ETFs) – auf einen Volatilitätsindex – etwa den Vdax – zu kaufen oder entsprechende Zertifikate zu erwerben. Der Nachteil besteht allerdings darin, dass diese Indizes enormen Schwankungen unterliegen.

Möglichkeit 2: ETFs auf Minimum-Volatility-Indizes
Nach einem völlig anderen Konzept sind so genannte Minimum-Volatility-Indizes aufgebaut: Sie setzen sich aus Aktien zusammen, die in der Vergangenheit besonders geringe Schwankungen aufwiesen. Ein Beispiel: der MSCI World Minimum Volatility-Index. Er setzt sich aus 308 Titeln aus 23 Ländern weltweit zusammen, der bekanntere MSCI World hingegen umfasst 1.654 Aktien. Die Drei-Jahres-Volatilität dieses Index liegt aktuell bei 11,1 Prozent, der Minimum-Volatility-Index kommt auf einen Wert von 8,7 Prozent.

Der Branchenschwerpunkt liegt aufgrund der Vola-Vorgaben eher bei wenig konjunkturanfälligen (defensiven) Branchen, die generell weniger schwankungsanfällig sind. Der hier genannte Index ist unter anderem über den iShares Edge MSCI World Minimum Volatility Ucits ETF für Anleger zugänglich. Dieser ETF ist ohne Kenntnis der genauen Bezeichnung nicht so leicht in den Listen der Rating-Agentur Morningstar zu finden, da sie ihn nicht der ebenfalls vorhandenen Kategorie „Alt (für Alternative) – Volatilität“ zuordnet, sondern ihn in der Vergleichsgruppe „Aktien weltweit Standardwerte Blend“ einsortiert.

Möglichkeit 3: Aktiv gemanagte Vola-Fonds
Auch aktiv gemanagte Fonds stehen Anlegern offen. Die Produkte unterscheiden sich hinsichtlich der Risikostruktur teils deutlich voneinander und sollten daher genau auf die eigenen Anlagewünsche hin überprüft werden. So verfolgen einige eine eher defensive Anlagestrategie, während andere deutlich aggressiver gemanagt werden und mehr Risiken eingehen. Dies zeigt sich auch in der breiten Volatilitätsspanne, die laut Morningstar derzeit von 1,4 Prozent bis 30 Prozent reicht (Stand 26. Januar 2017). Der französische Anbieter Amundi beispielsweise bietet drei Fonds dieser Bauart an. Morningstar listet in der Kategorie „Alt-Volatilität“ insgesamt 81 aktiv gemanagte Fonds.

Die längste Historie innerhalb des Anlagesegments hat der HSBC Trinkaus Aktienstrukturen Europa vorzuweisen: Er wurde bereits 2002 aufgelegt und ist damit nach Angaben von HSBC Trinkaus der älteste Vola-Fonds weltweit. Fondsmanager Florian Reibis setzt auf Discountzertifikate mit Risikopuffer. Diese können sowohl auf Indizes der Eurozone als auch auf Einzeltitel lauten. Über die vergangenen fünf Jahre konnten Anleger mit dem Fonds im Schnitt knapp sechs Prozent Wertzuwachs pro Jahr verbuchen (Stand 26. Januar 2017).