Die Fondsgesellschaft Union Investment stellt dem aus drei Schichten bestehenden deutschen Rentensystem ein gutes Zeugnis aus – sofern die Menschen auch die Möglichkeit nutzen, über die zweite und dritte Schicht hinaus vorzusorgen. Das ist das Fazit der aktuellen Studie „Vorsorgeatlas 2017“, die das Forschungszentrum Generationenverträge der Universität Freiburg unter Leitung von Professor Dr. Bernd Raffelhüschen im Auftrag der Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken durchgeführt hat. Raffelhüschen sieht angesichts der Studienergebnisse keinen Bedarf für grundlegende Veränderungen des derzeitigen Systems, bei dem die gesetzliche Rente für rund 34 Millionen Deutsche den Grundpfeiler ihrer Altersvorsorge darstellt.

Erste Schicht reicht vielfach nicht aus

Im Schnitt erhalten der Studie zufolge Rentner monatlich 1.070 Euro über die Gesetzliche Rentenversicherung, was rund 48 Prozent des letzten Bruttoeinkommens entspricht. Da nach Angaben von Union Investment zur Sicherung des Lebensstandards mindestens 60 Prozent des letzten Einkommens erforderlich sind, ist also zusätzliche Vorsorge erforderlich. In welcher Höhe dies der Fall ist, hängt unter anderem vom Alter ab: So zeigt die Untersuchung der verschiedenen Altersgruppen, dass die 50- bis 65-Jährigen auf eine Rente in Höhe von 64,1 Prozent des letzten Bruttogehalts kommen, während 20- bis 34-Jährige nur 38,6 Prozent erreichen. Das entspricht nach Angaben von Union Investment einem Zusatzbedarf von rund 800 Euro monatlich, für den private Vorsorgemaßnahmen erforderlich sind. Auch regional unterscheiden sich die Zahlen deutlich: So liegt die Rente in Ostdeutschland im Schnitt bei 53,4 Prozent des letzten Bruttoeinkommens, in Süddeutschland sind es hingegen lediglich 48 Prozent.

Was bringt die zweite Schicht?

Für die Studie wurde auch untersucht, inwieweit die so genannte zweite Schicht dazu beiträgt, die Rente ausreichend aufzustocken. Dazu gehört die Betriebliche Altersvorsorge (BAV), die Riester-Rente und die Zusatzversorgung des öffentlichen Dienstes. Wer diese Schicht nutzt, kommt im Schnitt auf eine Rente in Höhe von 61,8 Prozent des letzten Einkommens – demnach erfüllt die zweite Schicht ihren Zweck, die Versorgungslücke zu schließen. Diese ergibt sich aus der Differenz zwischen 60 Prozent des letzten Einkommens und der gesetzlichen Rente. Allerdings zeigt sich auch hier, dass die Ergebnisse stark variieren: So kommt die junge Generation lediglich auf eine Quote von 55 Prozent und muss demnach zusätzlich zur zweiten Schicht Vorsorge treffen.

Wie die Studie belegt, sorgen derzeit rund acht Millionen Menschen im Alter von 20 bis 65 Jahren über die BAV vor und erhalten im Schnitt 549 Euro zusätzliche Rente. Damit können sie nach Angaben von Union Investment rund 15 Prozent des letzten Bruttoeinkommens ersetzen. Riester-Verträge werden von rund 16 Millionen Deutschen genutzt, mit ihnen lässt sich die Rente über die aktuellen Sparraten im Schnitt um 290 Euro aufstocken, was 10,6 Prozent des letzten Bruttoeinkommens entspricht. Bei den heute 20- bis 35-Jährigen sind die Werte höher: Sie können später mit einer Zusatzrente von durchschnittlich 392 Euro rechnen, was knapp einem Achtel des letzten Bruttoeinkommens entspricht.

Dritte Schicht trägt erheblich zur Rente bei

Über die so genannte dritte Schicht lässt sich die Rente nochmals aufstocken. Hierzu zählen etwa das angesparte Geldvermögen und selbstgenutzte oder vermietete Immobilien. Laut Studie trägt diese Säule erheblich dazu bei, die Rente im Alter zu erhöhen: Im Schnitt ersetzt sie mit 26,1 Prozent mehr als ein Viertel des letzten Bruttoeinkommens. Unterm Strich liegt die Altersrente über alle drei Schichten damit bei durchschnittlich 82,6 Prozent.

Wie Union Investment betont, reichen die erste und zweite Schicht bei Jüngeren im Alter von 20 bis 35 Jahren im Schnitt nicht aus, um die Versorgungslücke zu schließen. Unter Berücksichtigung der dritten Schicht kommt diese Altersgruppe im Schnitt auf 69 Prozent des letzten Bruttoeinkommens und wäre damit ausreichend versorgt, um sich später nicht einschränken zu müssen.