Bundesbank-Chef Jens Weidmann hat vor wachsenden Risiken von Cyberattacken auf europäische Zentralbanken gewarnt. „Mittlerweile ist nicht mehr die Frage, ob eine Infrastruktur oder eine Institution Ziel eines Angriffs sein wird, sondern nur noch wann und wie oft“, sagte er kürzlich auf einem Bundesbank-Symposium in Frankfurt.

Die Deutsche Bundesbank sei 2016 bereits vereinzelt angegriffen worden. Dabei sollte ein über das Internet erreichbarer Dienst mit gleichzeitigen Anfragen in großer Zahl in die Knie gezwungen und das System dadurch zum Ausfall gebracht werden. „Und weitere Angriffe erfolgten mit dem Erpressungs-Trojaner Locky, der sich im Februar 2016 insbesondere in Deutschland über E-Mails mit über 5.000 Neuinfektionen pro Stunde rasend schnell verbreitete“, erläuterte der Bundesbankchef. Mit ihren Schutzmechanismen habe die Notenbank die Angriffe bis heute aber erfolgreich abgewehrt.

Die weltweiten Ransomware-Angriffe vom vergangenen Wochenende hätten jedoch die Verwundbarkeit der digitalen Infrastrukturen noch einmal deutlich vor Augen geführt, sagte Weidmann. Die Schadsoftware WannaCry hatte mehr als 200.000 Computer in 150 Ländern erfasst und blockiert. Die Urheber wollten damit von Firmen wie dem staatlichen britischen Gesundheitsdienstleister NHS, dem französischen Autobauer Renault und der Deutschen Bahn Geld erpressen, damit sie wieder Zugang zu ihren Rechnern erhalten. Schätzungen des wirtschaftlichen Schadens reichen von einigen hundert Millionen Dollar bis zu vier Milliarden Dollar.

Weidmann verwies darauf, dass Bundesregierung und Bundesbank die Cybersicherheit zu einem Schwerpunkt der deutschen G20-Präsidentschaft gemacht haben. Bis Oktober 2017 soll eine Expertengruppe Eckpunkte für eine effektive Beurteilung der Cybersicherheit vorlegen.