2017 ist Geschichte, Anleger machen sich Gedanken, was das Jahr 2018 für sie bringen wird. Das Börsenjahr 2017 konnte sich durchaus sehen lassen. Die Weltwirtschaft lief besser als erwartet, an den Aktienmärkten wurden neue Rekorde erreicht, selbst politische Krisen konnten die Party an den Börsen nicht nennenswert stören.

Ökonomen und Aktienstrategen sind sich weitgehend einig, dass die Rekordjagd an den Börsen vor allem durch die extrem expansive Geldpolitik der großen Notenbanken begünstigt wurde. Denn mit Zinsanlagen, etwa Festgelder oder Staatsanleihen, lässt sich nun schon seit Jahren kaum Rendite erzielen. Das bedeutet, dass es seit geraumer Zeit zu Aktien kaum Anlagealternativen gibt.
Natürlich werden die Zentralbanken auch im neuen Jahr eine entscheidende Rolle für die Finanzmärkte spielen. Die große Frage für hiesige Investoren lautet: Wann folgt die Europäische Zentralbank (EZB) der US-Notenbank Fed und leitet die Zinswende ein? Experten befürchten, dass ein zu schneller Anstieg der Zinsen an den Finanzmärkten zu schweren Turbulenzen führen könnte. Denn nie zuvor hat es eine so lange Niedrigzinsphase gegeben, in der sich die Marktakteure an das reichliche und billige Geld gewöhnt haben.

In diesem monetären Umfeld reagieren die Marktakteure empfindlicher auf Signale der Notenbanken als früher. Einen ersten kleinen Schritt unternahm die EZB ja bereits: Sie verlängerte ihr Programm zum Ankauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren mit reduziertem Umfang. Statt für 60 Milliarden Euro pro Monat kauft sie ab Januar „nur noch“ Titel im Umfang von 30 Milliarden Euro an. Doch ursprünglich sollte das Kaufprogramm Ende 2017 auslaufen. Die Fed hob vergangenes Jahr sogar ihre Leitzinsen an – allerdings nur geringfügig.

Nach Meinung von Zentralbank-Beobachtern wird es noch über Jahre hinweg nur Minischritte nach oben bei den Leitzinsen geben. Das heißt: Von dieser Seite dürften die Aktienmärkte auf absehbare Zeit weiter Rückenwind erhalten. Außerdem läuft die Weltwirtschaft passabel, ohne dass eine Überhitzungsphase droht. Die Inflationsraten sind nach wie vor niedrig, ein scharfer Anstieg zeichnet sich nicht ab.
Hier eine Einschätzung, wie sich unter diesen Rahmenbedingungen 2018 die wichtigsten Anlageklassen entwickeln könnten:

Aktienmarkt

Obwohl die Hausse an den Börsen mittlerweile bereits neun Jahre währt, ist die Mehrheit der Analysten und Strategen auch für 2018 optimistisch. Demnach soll der DAX im Verlauf des Jahres 14.000 Punkte erreichen bzw. hinter sich lassen. Die wichtigsten Argumente für den anhaltenden Aufwärtstrend sind die gute Weltkonjunktur, damit einhergehende Gewinnsteigerungen der Unternehmen und natürlich die nach wie vor expansiv wirkende Notenbankpolitik. Es ist aber unwahrscheinlich, dass die Volatilität der Kurse so niedrig bleibt wie im vergangenen Jahr. Anleger sollten daher zumindest mit stärkeren Kursschwankungen rechnen.

Außerdem: Notierungen nahe Rekordständen laden Anleger, die bislang noch nicht in Aktien investiert haben, nicht gerade dazu ein, noch einzusteigen. Wer jetzt Dividendenpapiere kauft, sollte unbedingt langfristig orientiert sein. „Für Ungeduldige kommt der Börsenaufschwung zu spät. Neueinsteiger sollten mindestens 15 Jahre Zeit mitbringen, um auch eine schwere Krise im Zuge der Zinswende aussitzen zu können“, empfiehlt Thomas Mayer, Direktor des Flossbach von Storch Research Institute und ehemaliger Chefökonom der Deutschen Bank. Die Börsenindizes könnten nämlich dann auch mal um 30 oder sogar 50 Prozent einbrechen, dem langfristigen Trend schade das aber nicht.

Anleihenmarkt

Es ist wohl nicht zu bestreiten, dass die Renditen von Anleihen durch die umfangreichen Käufe der EZB künstlich niedrig gehalten werden. Beenden EZB-Chef Mario Draghi und seine Kollegen diese Käufe dieses Jahr, wird es zu einem Anstieg der Bondrenditen kommen. Allerdings werden die Währungshüter äußerst behutsam vorgehen und darauf achten, dass der Renditeanstieg nicht zu stark ausfällt. Gemäß den Prognosen der meisten Volkswirte liegt die Rendite von Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit Ende 2018 immer noch unterhalb der Ein-Prozent-Marke.

Gold

Keine größeren Preisbewegungen 2018 sagen Fachleute für Gold voraus. Politische Unsicherheiten und niedrige Zinsen sprechen gegen einen starken Rückgang, ein anhaltender Aufwärtstrend an den Aktienmärkten und die niedrige Inflation gegen einen deutlichen Anstieg.

Euro

Weil die Fed ihren Leitzins 2018 weiter nach oben schleusen wird (wenn auch nur in Minischritten), während die EZB bei ihrer Nullzins-Politik bleibt, dürfte der Euro gegenüber dem Dollar an Wert verlieren. Fed-Watcher unterstellen für 2018 zwei weitere Zinsschritte der Fed um je einen Viertel Prozentpunkt auf dann 1,75 bis 2,00 Prozent. Im Euroraum ist frühestens für 2019 mit der ersten Leitzinserhöhung zu rechnen. Allerdings dürfte das Auslaufen der Wertpapierkäufe durch die EZB die Euro-Abwertung bremsen.

Rohöl

Rohöl ist nach wie vor der wichtigste Rohstoff der Welt. Die Preisentwicklung des flüssigen Goldes wird wohl auch 2018 vor allem davon abhängen, ob die großen Förderländer sich an die vereinbarte Produktionsbeschränkung halten. Diese hat die Notierung der Nordseesorte Brent zuletzt erstmals seit zweieinhalb Jahren wieder über die Marke von 65 Dollar je Barrel (159 Liter) steigen lassen. Weil der Preisanstieg jedoch das aufwendige Fracking in Nordamerika lohnender macht, werde zusätzliches Öl auf den Markt drängen und den Preis wieder auf rund 60 Dollar drücken, sagen die Rohstoffexperten der Commerzbank voraus. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Analysten prognostizieren für Brent einen Durchschnittspreis von 58,84 Dollar und für die US-Rohölsorte WTI 54,78 Dollar.

Bitcoin

Die Preisentwicklung 2018 für die bekannteste Kryptowährung Bitcoin (die natürlich keine Währung im herkömmlichen Sinn ist) zu prognostizieren, ist schlicht unmöglich. Das gilt auch für die anderen „Coins“ wie beispielsweise Ehtherium, Litecoin, Siacoin. Genauso unseriös wie viele Prognosen, etwa dass der Bitcoin auf 100.000 Dollar steigt, sind allerdings auch Vorhersagen, dass Bitcoin und Co. vom Markt verschwinden werden. Und: Wer eine Reglementierung des Marktes für Kryptowährungen fordert, weil der Anstieg des Bitcoin „Wahnsinn“ sei, muss auch für andere Märkte, zum Beispiel den Kunstmarkt oder den Markt für Oldtimer eine Regulierung fordern. Denn ist es nicht auch Wahnsinn, für einen alten Ferrari oder ein Gemälde 50 Millionen Euro zu zahlen? Richtig ist, dass sich jeder Anleger, der Geld in eine Digitalwährung investiert, über die enormen Risiken klar sein muss. Tagesschwankungen von bis zu 50 Prozent sind nicht ungewöhnlich.