Nahezu drei Jahre interessierten sich Anleger kaum für zyklische Aktien. Doch seit einigen Wochen ziehen deren Kurse wieder an. Was hat es mit der neu entdeckten Liebe zu konjunkturabhängigen Titeln, etwa Maschinenbauer und Rohstoffwerte, auf sich? Handelt es sich nur um ein Strohfeuer oder ist dies erst der Beginn einer langanhaltenden Hausse dieser Aktien?
Überraschenderweise setzte die Trendwende der Zykliker nach oben just nach dem Brexit-Votum der Untertanen Ihrer Majestät Elisabeth II. ein. Dabei hatten zu diesem Zeitpunkt viele Ökonomen damit gerechnet, dass die Weltwirtschaft in eine Rezession stürzen könnte – was eher für weitere Kursrückgänge bei konjunktursensiblen Aktien sprach.

Aber es wurde rasch klar, dass der Brexit allenfalls geringe Bremsspuren in der globalen Wirtschaft hinterlassen wird. Im Vereinigten Königreich selbst fielen die Konjunkturzahlen in den Wochen nach der sogar wesentlich besser aus als erwartet. Der Rückgang des Pfunds-Wechselkurses und die sich verflüchtigenden Ängste vor schlimmen Folgen des Brexit stärkten den Optimismus der Börsianer.

Zykliker wurden allerdings noch von anderer Seite begünstigt. So sind die Notierungen von Öl und anderen Rohstoffen deutlich gestiegen, was als Signal gewertet werden kann, dass die Konjunktur allmählich anzieht. Zum anderen kam es in China, das trotz langsameren Wachstums noch immer den größten Beitrag zum globalen Wachstum leistet, zu einer konjunkturellen Stabilisierung. Und: Der seit längerer Zeit andauernde Rückgang der Unternehmensgewinne scheint von einem neuen deutlichen Anstieg abgelöst zu werden. Im zweiten Quartal dieses Jahres haben die Firmenerträge in den USA, in Europa, in Japan und in den Schwellenländern die Prognosen bereits signifikant übertroffen.

Weil die Unternehmensgewinne auf lange Sicht die wichtigste Triebfeder der Aktienkurse ist, ist es nur plausibel, dass immer mehr Investoren ihre Zurückhaltung aufgeben und verstärkt in Firmen investieren, deren Gewinne mit besser werdender Konjunktur steigen. Hinzu kommt im Moment, dass die Zykliker, gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und anderen Kennzahlen – noch wesentlich günstiger zu haben sind als die lange favorisierten defensiven Titel wie Versorger oder Telekom.

Stellt sich die Frage, welche Werte am meisten profitieren, wenn Investoren von defensiven Papieren in Zykliker umschichten? Die historische Betrachtung zeigt, dass besonders die Bereiche Technologie, Rohstoffe, Chemie, Finanzen und natürlich Investitionsgüterhersteller wie der Maschinenbau und die Elektrotechnik von einer solchen Entwicklung begünstigt werden.