Aktionäre europäischer Banken hatten in den vergangenen Jahren nichts zu lachen. Allein seit Anfang 2016 entwickelten sich die Bankaktien im Durchschnitt um 18 Prozent schlechter als der Vergleichsindex.
Die Ursachen für diese miserable Kursentwicklung reichen von regulatorischen Anforderungen über Strafzahlungen wegen Verfehlungen bis zu notorischer Ertragsschwäche im Kerngeschäft. Letztere ist natürlich auch dem extremen Niedrigzinsumfeld in der Eurozone geschuldet – woran sich vorerst nichts ändern dürfte.

Dennoch spricht inzwischen einiges dafür, dass der Zeitpunkt gekommen ist, nun Bankaktien ins Depot zu nehmen. Schließlich dürfte bei den Notenbankern der Europäischen Zentralbank (EZB) allmählich die Einsicht reifen, dass es mit der von ihnen verfolgten Geldpolitik kaum gelingen wird, die angestrebten Ziele zu erreichen. Tatsache ist nämlich, dass die Politik von Notenbanken nur mit Hilfe des Bankensystems zu verwirklichen ist. Geht es den Banken aber schlecht – was momentan der Fall ist – ist der Transmissionsmechanismus zwischen monetärer Sphäre und Realwirtschaft gestört.
Weniger technisch ausgedrückt: Eigenkapital- und ertragsschwache Banken können nicht genügend Kredite an die Unternehmen vergeben. Folge: Das Wachstumspotenzial der Wirtschaft kann nicht ausgeschöpft werden.

Weil der EZB nicht daran gelegen sein kann, die Lage der Kreditinstitute weiter zu verschärfen, ist davon auszugehen, dass sie den Einlagenzins (der Zins, zu dem die Banken überschüssiges Geld bei der EZB parken) nicht weiter in den negativen Bereich senken wird.

Vor allem aber sind bei einem durchschnittlichen Kurs-Buchwert-Verhältnis von rund 0,6 die aktuellen Risiken hinreichend eingepreist. Ein ähnlich tiefes Bewertungsniveau hatte die Finanzbranche im Tiefpunkt der Finanzmarktkrise 2009 sowie der Griechenlandkrise 2012 erreicht. In beiden Fällen dürfte das mit Bankinvestments verbundene Risiko erheblich höher gewesen sein als heute. Hinzu kommt, dass die jüngst veröffentlichten Ergebnisse des EBA-Stresstests fast allen europäischen Banken eine höhere Krisenfestigkeit bescheinigen, als dies noch in den Vorjahren der Fall war.

Fazit: Es spricht einiges dafür, dass der Bankensektor in den kommenden Monaten zumindest einen Teil seiner „Underperformance“ gegenüber dem Gesamtmarkt aufholen kann.