Die Bundesregierung warnt in ihrem aktuellen „Alterssicherungsbericht 2016“ davor, dass viele Deutsche im Alter in finanzielle Schwierigkeiten geraten könnten. Das berichten diverse Medien sowie die Deutsche Presseagentur, denen der Bericht vorliegt. Vor Altersarmut könnten vor allem Geringverdiener mit einem Bruttolohn von weniger als 1.500 Euro monatlich betroffen sein, von denen 47 Prozent keine zusätzliche Altersvorsorge betreiben. Der Grund: Das Versorgungsniveau aus der gesetzlichen Rente wird in den kommenden Jahren deutlich zurückgehen. Nach aktuellem Stand sinkt das Rentenniveau bis 2035 von heute 47,8 auf 43 Prozent des Durchschnittsentgelts, bis 2045 wären es 41,6 Prozent, sofern sich an den derzeitigen Bedingungen nichts ändert. Wer diese Versorgungslücke nicht durch ergänzende Absicherung schließt, läuft daher Gefahr, im Alter seinen Lebensunterhalt nicht mehr ausreichend selbst bestreiten zu können.
Senioren erhalten im Schnitt monatlich 1.472 Euro pro Kopf
Grundlage des Berichts ist die Erhebung „Alterssicherung in Deutschland“, die nach Angaben der Bundesregierung die „umfangreichste und repräsentativste Datenquelle zur Einkommenssituation der deutschen Bevölkerung im Alter“ darstellt. Rund 30.000 Bürger nahmen an der von TNS Infratest durchgeführten Umfrage teil. Der Alterssicherungsbericht wird alle vier Jahre durchgeführt. Dem Bericht zufolge umfasste die Altersgruppe der über 65-Jährigen Anfang 2015 rund 17 Millionen Menschen.
Frauen sind finanziell schlechter gestellt
Im Schnitt liegt das Pro-Kopf-Alterseinkommen dieser Personengruppe bei monatlich 1.472 Euro. Differenziert nach Männern und Frauen, ergibt sich ein deutliches Einkommensgefälle zu Lasten der weiblichen Senioren: Während Männer im Schnitt monatlich netto rund 1.614 Euro zur Verfügung haben, fallen ihre Einkünfte mit 1.420 Euro niedriger aus. Dies dürfte vor allem auf ihre Erwerbsbiografien mit Erziehungszeiten und Teilzeitarbeit sowie der oftmals niedrigeren Entlohnung zurückzuführen sein.
Gesetzliche Rente ist wichtigste Einkunftsquelle
Insgesamt erhält die Altersgruppe im Schnitt rund drei Viertel ihres Alterseinkommens aus der Rentenkasse. Rund ein Drittel erhält darüber hinaus zusätzliche Einkünfte, etwa aus der betrieblichen Altersvorsorge (bAV), zitiert die „Süddeutsche Zeitung“ aus dem Bericht. Brutto fließen durchschnittlich 418 Euro pro Kopf aus der bAV auf die Konten der Senioren. In dieser Größenordnung bewegt sich auch das Einkommen, das sie aus privaten Altersvorsorgeverträgen beziehen. Am weitesten verbreitet sind Zinseinkünfte als Zusatzeinkommen. Ehepaare in Westdeutschland erhalten demnach durchschnittlich rund 282 Euro monatlich aus Sparkonten, Alleinstehende beziehen aus dieser Einkunftsquelle durchschnittlich 178 Euro im Monat zusätzlich zur gesetzlichen Rente.
Immobilieneigentümer und Pensionäre stehen am besten da
Die höchsten Nebeneinkünfte erzielen Senioren mit vermieteten Immobilien: Ehepaare kommen über Einnahmen aus Vermietung und Verpachtung auf zusätzlich 947 Euro im Monat. Auch wer selbst genutztes Wohneigentum besitzt, steht laut Bericht überdurchschnittlich gut da: Diese Personengruppe verfügt im Schnitt über ein deutlich höheres verfügbares Einkommen als Mieter. Auch Beamte haben im Ruhestand im Schnitt höhere Alterseinkünfte. Diese liegen bei netto 2.300 Euro monatlich.
Ehemals Selbständige oft unzureichend abgesichert
Dem Bericht zufolge verfügt die Gruppe der ehemals Selbständigen über ein deutlich unregelmäßiger verteiltes Einkommen als das der im Arbeitsleben abhängig Beschäftigten. Demnach hat rund die Hälfte der früheren Selbständigen ein Netto-Alterseinkommen von weniger als 1.000 Euro monatlich. Hier will Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) daher auch ansetzen, indem sie eine Vorsorgepflicht für Selbständige einführen will. Im November will sie ein umfangreiches Rentenkonzept vorlegen.