Im Herbst 2016 sind die Baufinanzierungszinsen auf ein Rekordtief gefallen. Und auch wenn die Zinsen seitdem gestiegen sind, lässt sich der Immobilienkauf noch immer sehr günstig finanzieren. Doch wohin tendieren die Zinsen in den kommenden Monaten, ist der jüngste Zinsanstieg bereits der Vorbote einer Zinswende? Laut dem jüngsten Bauzins-Trendbarometer, einer monatlichen Umfrage des Finanzierungsvermittlers Interhyp unter zehn deutschen Banken, könnte es zumindest langfristig zu einem weiteren Aufwärtstrend mit steigenden Zinsen kommen. Dafür sprächen unter anderem die weiteren erwarteten Leitzinserhöhungen in den USA sowie stabilere Konjunkturdaten in Europa, berichtet Interhyp. Auf Sicht von sechs bis zwölf Monaten erwarten 70 Prozent der Befragten daher steigende Zinsen, 20 Prozent rechnen mit einem gleichbleibenden Zinsniveau. Nur jeder Zehnte geht von sinkenden Zinsen aus.
Kurzfristig wird eine Seitwärtsbewegung erwartet
Inwieweit die jüngsten Seitwärtsbewegungen bei den Zinskonditionen sich fortsetzen oder es auch bereits kurzfristig zu steigenden Zinsen kommt, sei hingegen derzeit noch nicht klar absehbar. 80 Prozent der befragten Bankexperten rechnen zumindest für die kommenden vier Wochen mit stagnierenden Zinsen, nur 20 Prozent mit einem Zinsanstieg. So sei der Markt angesichts des Machtwechsels in den USA und der anstehenden Wahlen in Frankreich und Deutschland sowie der noch ungeklärten Fragen rund um den Brexit von vielen Unwägbarkeiten geprägt. Sollte sich der bislang zaghafte positive Trend hinsichtlich der europäischen Konjunkturdaten verstärken, könnte sich auch die Europäische Zentralbank (EZB) veranlasst sehen, ihre ultralockere Geldpolitik zugunsten eines höheren Leitzinssatzes zu beenden.
Anleihekaufprogramm der EZB hält Zinsen niedrig
Trotz anziehender Inflation sah die EZB bei ihrer letzten Sitzung im Januar noch keinen Bedarf für eine Leitzinserhöhung. Sie drosselt aber zumindest ihr monatliches Anleihekaufprogramm, das voraussichtlich noch bis Ende dieses Jahres fortgesetzt werden soll. Dies verhindert bis auf weiteres einen Renditeanstieg, was sich wiederum auf die Verzinsung von Immobiliendarlehen auswirkt. Der Grund: Sie hängt eng mit der Entwicklung der Renditen von Pfandbriefen zusammen, über die sich Banken das Geld für die Immobilienkredite besorgen. Und weil Pfandbriefe und Staatsanleihen zur gleichen Anlagekategorie gehören, ähnelt sich auch der Renditeverlauf.
Anschlussfinanzierer sollten Zinstrend beobachten
Wer noch auf der Suche nach einer Immobilie ist, muss wohl oder übel mit dem jeweils geltenden Zinsniveau kalkulieren. Wer hingegen bereits eine Immobilie besitzt und sich auf absehbare Zeit mit der Anschlussfinanzierung beschäftigt, kann rechtzeitig aktiv werden, um sich das aktuell noch niedrigere Zinsniveau zu sichern. Dabei ist es empfehlenswert, die Zinsentwicklung laufend zu beobachten und im ersten Schritt schon einmal ein unverbindliches Konditionen-Angebot der finanzierenden Bank für ein so genanntes Forward-Darlehen einzuholen.
Zwar verteuert der Zinsaufschlag für die Reservierung aktueller Zinskonditionen den Forward-Kredit, doch in Zeiten steigender Zinsen können die Konditionen trotz Aufschlag immer noch günstiger sein als die zum Ende der Zinsbindung geltenden Zinssätze. Generell sollten mehrere Vergleichsangebote eingeholt werden, wenn ein Forward-Darlehen in Betracht gezogen wird. Läuft die Zinsbindung in wenigen Monaten aus, ist die Sicherung aktueller Konditionen oftmals sogar ohne Zinsaufschlag möglich.