Die Immobilienpreise steigen seit Jahren, vielerorts ist Wohneigentum gerade für Familien kaum noch erschwinglich. Das von CDU, CSU und SPD im Rahmen der Koalitionsvereinbarungen vereinbarte Baukindergeld soll nun Abhilfe schaffen. Nach Schätzungen der Bundesregierung könnten rund 200.000 Familien mit 300.000 Kindern von dieser Förderung profitieren. Um das Baukindergeld zu erhalten, darf das zu versteuernde Jahreseinkommen nicht über 75.000 Euro plus jeweils 15.000 Euro Freibetrag je Kind liegen. Eine vierköpfige Familie könnte demnach bis zu einem Jahreseinkommen von 105.000 Euro in den Genuss der Förderung kommen. Diese liegt pro Kind und Jahr bei 1.200 Euro über einen Zeitraum von bis zu zehn Jahren. Dieser Betrag soll so lange gezahlt werden, wie der Anspruch auf Zahlung von Kindergeld besteht. Dies ist nach Schulabschluss auch während der Ausbildung der Fall, mit Erreichen des 25. Lebensjahres endet der Anspruch auf Kindergeld. Die Förderung soll sowohl für den erstmaligen Kauf einer Immobilie als auch für den Neubau eines Hauses greifen. Rückwirkend kann es nicht mehr geltend gemacht werden.
Verbände sind geteilter Meinung
Die Meinungen zu dieser Fördermaßnahme gehen allerdings auseinander. So begrüßt etwa der Verein zur Qualitäts-Controlle am Bau (VQC) die Einführung des Baukindergeldes als „Schritt in die richtige Richtung“. Allerdings könne dies den bestehenden Bauboom noch weiter befeuern, was die bereits bestehenden Engpässe wegen des Mangels an qualifizierten Handwerkern noch verschärfen und steigende Preise für Handwerkerleistungen sowie Grund und Boden zur Folge haben könnte. In diesem Fall würde die Förderung durch höhere Kauf- und Baupreise konterkariert.
Auch der Deutsche Mieterbund (DMB) geht davon aus, dass die Förderung durch steigende Preise letztlich verpuffen könnte. Es sei nicht mit der Entstehung neuen Wohnraums, sondern mit einer Umwandlungswelle von Miet- in Eigentumswohnungen zu rechnen. Der DMB sieht im Baukindergeld lediglich ein Milliarden-Geschenk für diejenigen Familien, die sich ohnehin Eigentum leisten können.
Bund der Steuerzahler: Senken der Grundsteuer wäre effektiver
Der Bund der Steuerzahler (BdSt) geht mit der geplanten Förderung ebenfalls hart ins Gericht und nennt das Baukindergeld ein „ineffizientes Wohlfühlprogramm“. Der BdSt macht folgende Rechnung auf: Kauft beispielsweise eine Familie mit einem Kind in Berlin eine Eigentumswohnung für 300.000 Euro, würde sie 12.000 Euro Baukindergeld erhalten. Doch schon beim Kauf würden allein 18.000 Euro Grunderwerbsteuer fällig. Die Förderung würde demnach verpuffen, kritisiert der BdSt. Es sei absurd, dass der Staat Familien mit immer höheren Steuern belaste und dann mit teuren Finanzhilfen gegensteuere. Der BdSt sieht einen sinnvolleren Ansatz zur Wohneigentumsförderung von Familien darin, bei den Nebenkosten anzusetzen. Ein Absenken der Grunderwerbsteuer etwa hält der Steuerzahlerbund für effektiver.
Eine solche Förderung in Form eines Freibetrags bei der Grunderwerbsteuer ist auch angedacht, allerdings bislang von der Großen Koalition (GroKo) nicht konkretisiert worden.
Bei hohen Kaufpreisen und Nebenkosten wenig wirkungsvoll
In den Regionen mit besonders hohen Immobilienpreisen, hoher Grund- und Grunderwerbsteuer sowie eher nachteiligen Regelungen hinsichtlich der Maklercourtage dürfte das Baukindergeld vielfach nicht ausreichen, um deutlich mehr Familien den Zugang zu Wohneigentum zu ermöglichen. Dazu ein Beispiel: Frankfurt etwa gehört bundesweit zu den teuersten Wohnimmobilienmärkten, die Quadratmeterpreise liegen nach Angaben des Research-Unternehmens F+B aktuell bei durchschnittlich 3.810 Euro je Quadratmeter. Mit sechs Prozent Grunderwerbsteuer sowie Maklerkosten von 6,25 Prozent gehört Frankfurt im Bundesdurchschnitt zu den Standorten mit hohen Kaufnebenkosten. Auch die Grundsteuer liegt mit einem Hebesatz von 500 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Eine Familie, die eine Wohnung mit 100 Quadratmetern in Frankfurt kaufen will, muss neben dem Kaufpreis von 381.000 Euro noch 46.472,50 Euro Nebenkosten zuzüglich Notarkosten aufbringen und zahlt insgesamt rund 430.000 Euro. Auch im deutlich preiswerteren Köln wären bei Quadratmeterpreisen von durchschnittlich 3.060 Euro, 6,5 Prozent Grunderwerbsteuer und einer vergleichsweise niedrigen Maklercourtage von 3,57 Prozent immer noch insgesamt rund 340.000 Euro zu zahlen.