Bauen in Deutschland wird immer mehr zum Luxus. Der Neubau konventionell gefertigter Wohngebäude kostete im August 3,1 Prozent mehr als im gleichen Vorjahresmonat. “Das ist der höchste Anstieg seit August 2008”, teilte das Statistische Bundesamt mit. Die Preise beziehen sich auf Leistungen am Bauwerk einschließlich der Umsatzsteuer. Wohnungswirtschaft und Bauindustrie machen vor allem Kapazitätsengpässe und eine Flut neuer Vorschriften für die Entwicklung verantwortlich.

“Der Anstieg ist das Ergebnis von Angebot und Nachfrage”, sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Heiko Stiepelmann. “Die Preise spiegeln Knappheitsverhältnisse angesichts der guten Baukonjunktur wider.” Nach Jahren der Flaute stellt das Bauhauptgewerbe inzwischen wieder zunehmend ein: Im kommenden Jahr soll erstmals seit 2003 die Marke von 800.000 Beschäftigten überschritten werden.

“Ein weiterer Kostentreiber ist die Normenflut”, sagte der Präsident des Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, Axel Gedaschko. Die Zahl der Bauvorschriften habe sich seit 1990 auf mittlerweile 20.000 mehr als vervierfacht. “Ob Lärm-, Brandschutz- oder Energieeinsparverordnung und Barrierefreiheit, das alles treibt die Kosten”, sagte auch Stiepelmann. Die Bauindustrie fordert daher, von weiteren Verschärfungen abzusehen. “Wir brauchen eine Atempause, um die Probleme auf dem Wohnungsmarkt anzugehen”, meinte Stiepelmann.

Die Wohnungswirtschaft sieht das ähnlich und fordert außerdem, das Bauen mit vorgefertigten Teilen zu fördern. “Es bietet die Möglichkeit, Bauverfahren zu vereinfachen und zu verkürzen”, sagte Gedaschko. “Um den hohen Wohnungsbedarf zu decken, sollte eine neue Regierung daher die serielle und standardisierte Bauweise bis hin zur Modernisierung fördern und dazu eine bundesweit gültige bauliche Zulassung für diese Gebäude ermöglichen.”

Erdarbeiten verteuerten sich dem Statistikamt zufolge mit 4,6 Prozent besonders stark. Bei Klempner-, Gerüst- sowie Dachdeckungs- und Dachabdichtungsarbeiten lag der Anstieg bei jeweils knapp vier Prozent. Nicht nur für Wohnungen müssen Bauherren tiefer in die Taschen greifen, sondern auch für Bürogebäude. Hier zogen die Neubaupreise um 3,2 Prozent an. Bei gewerblichen Betriebsgebäuden gab es einen Aufschlag von 3,3 Prozent, im Straßenbau von 4,2 Prozent.