Lange kaum beachtet und von Ökonomen und Notenbankern allenfalls belächelt, werden Kryptowährungen inzwischen heftig diskutiert und kritisiert. Dazu haben natürlich vor allem die explosionsartigen Kurssteigerungen der vergangenen Monate beigetragen.
Anleger, dies sich für Kryptowährungen interessieren, müssen wissen, dass diesen wesentliche Merkmale von traditionellem Geld fehlen. Sie sind auch keineswegs so sicher, wie manche Bewunderer dieses digitalen Geldes behaupten. Vor allem fehlt eine Institution, die im Falle eines größeren Vertrauensverlusts stabilisierend eingreifen könnte. Es ist daher unwahrscheinlich, dass private Kryptowährungen auf absehbare Zeit das von Zentralbanken ausgegebene Geld ersetzen werden. Denn kein Land oder Währungsgebiet (wie die Eurozone) wird bereit sein, auf das Monopol eines eigenen gesetzlichen Zahlungsmittels zu verzichten.
Was Kryptowährungen von anderen Anlagemöglichkeiten, beispielsweise Aktien, unterscheidet ist die Tatsache, dass eine Fundamentalanalyse bei ihnen schlicht nicht möglich ist. Das bedeutet, dass jede Prognose über die Entwicklung einer solchen „Währung“ reine Spekulation ist. Aussagen, wo der „richtige“ oder „faire“ Preis einer Kryptowährung liegt, sind schlicht unmöglich. Es gibt auch keine historischen Erfahrungen, an denen man sich orientieren könnte.
Niemand kann sagen, ob es auf lange Sicht Kryptowährungen geben wird bzw. welche sich durchsetzen werden und welche wieder verschwinden. Hackerangriffe, die möglicherweise eine Vertrauenskrise bei einer bestimmten Kryptowährung bewirken, können ebenfalls nicht vorausgesagt werden. Außerdem dürfte es über kurz oder lang zu regulatorischen Eingriffen kommen, welche die Nachfrage nach Kryptowährungen zumindest erheblich bremsen könnten.
Für welche Anleger könnten Kryptowährungen interessant sein?
- Erstens: Investoren, die kein Vertrauen in das etablierte Finanzsystem bzw. in Zentralbanken oder Banken haben – und daher nach Alternativen suchen.
- Zweitens: Anleger, die überzeugt sind, dass Kryptowährungen eine Zukunft haben und mit weiteren Kurssteigerungen rechnen.
Allerdings sollte sich jeder, der ein Investment in Betracht zieht, über die hohen Risiken im Klaren sein. Die Kursschwankungen sind enorm, ein Totalverlust kann nicht ausgeschlossen werden. Deshalb sollten selbst risikofreudige Anleger nur einen kleinen Teil ihres Vermögens in Kryptowährungen halten.
Unbestreitbar ist, dass mithilfe der Technologie, auf denen Bitcoin & Co. basieren, rasche und kostengünstige Zahlungen möglich sind, und das relativ einfach und sicher, auch über die Grenzen von Währungsräumen hinweg. Dies ist im Vergleich zu herkömmlichen Zahlungssystemen ein Vorteil. Daher können Kryptowährungen vor allem für Menschen interessant sein, deren Länder nicht über eine gut ausgebaute Zahlungsinfrastruktur
verfügen oder deren Währungen wenig Vertrauen genießen.