Im Laufe dieses Jahres haben Aktien aus Schwellenländern ein beachtliches Comeback hingelegt. Seit Jahresbeginn hat der MSCI-Emerging-Market-Index rund zwölf Prozent zugelegt, der MSCI World dagegen gerade mal 2,5 Prozent.
Da stellt sich für Anleger die Frage, ob noch weiteres Kurspotenzial vorhanden ist oder ob es bereits zu spät ist, Geld in den Emerging Markets anzulegen. Die langfristige Analyse der Kursentwicklung von Schwellenländer- und Industrieländer-Aktienmärkten zeigt, dass die aktuelle Outperformance der Emerging-Market-Werte im historischen Vergleich noch nicht besonders ausgeprägt ist.

Die unterdurchschnittliche Entwicklung der Schwellenländer-Aktien zwischen 2011 und 2015 war Ausdruck der schwierigen ökonomischen und teilweise auch politischen Situation, in der sich viele große Emerging Markets in dieser Zeit befanden. Schließlich waren Länder wie China, Russland und Brasilien über Jahre hinweg Ziel ausländischer Direktinvestitionen, die dann ausblieben und in den Schwellenländern schmerzlich vermisst wurden. Zudem verfügen viele der aufstrebenden Staaten über keinen ausreichend starken privaten Konsum, dessen Wachstum die Investitionsschwäche ausgleichen könnte, wie es in den Industrieländern, allen voran in Deutschland, im Moment der Fall ist.

Mit einer schlagartigen Besserung der Lage ist zwar nicht zu rechnen. Allerdings gibt es durchaus Anzeichen dafür, dass die für viele Länder schwierige Situation sich zumindest allmählich verbessert. So dürfte beispielsweise die sich abzeichnende Hinwendung zu einer expansiveren Fiskalpolitik der Industrieländer der globalen Konjunktur neue Impulse verleihen, von denen auch die Volkswirtschaften der Schwellenländer profitieren.

Als Folge der in diesem Jahr wieder zunehmenden Kapitalzuflüsse in die Emerging-Markets-Aktienmärkte sind deren Bewertungen bereits spürbar nach oben gegangen. Dennoch sind sie noch rund ein Drittel günstiger bewertet als Industrieländer-Aktien. Es ist eine durchaus plausible Annahme, dass sich die Bewertungen der Schwellenländer-Aktien denen der Industrieländer annähern, zumal Investoren weltweit auf der Suche nach renditeträchtigen Investments sind. Das bedeutet: Aktien der Schwellenländer sind aktuell noch relativ billig und haben weiteres Kurssteigerungspotenzial.

Ein Risiko für die Aktienmärkte allgemein sind steigende Zinsen, ausgehend von der US-Notenbank Fed. 2015 hatte die Erwartung einer unmittelbar bevorstehenden US-Zinswende zu massiven Kapitalabflüssen aus den Emerging Markets geführt und die Aktiennotierungen in den Keller stürzen lassen. Als es dann im Dezember so weit war, war der Tiefpunkt der Kursentwicklung fast erreicht. Im Moment tut sich die Fed allerdings schwer damit, eine weitere Zinserhöhung vorzunehmen. Deshalb hält sich das Risiko, das von US-Zinspolitik und Dollar für die Emerging Markets ausgeht, durchaus in Grenzen.