Kälte, Grippewellen und Streiks haben das Wirtschaftswachstum in der Euro-Zone im ersten Quartal fast halbiert. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte zwischen Januar und März nur noch um 0,4 Prozent zum Vorquartal zu, wie das Statistikamt Eurostat in einer ersten Schätzung mitteilte. In den drei Vorquartalen hatte es noch jeweils zu einem Plus von 0,7 Prozent gereicht. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum wuchs die Wirtschaftsleistung zu Jahresanfang um 2,5 Prozent.

Als Gründe für die schwächere konjunkturelle Dynamik führen Volkswirte das ungewöhnlich kalte Wetter, streikende Arbeiter, kurzfristige Engpässe und auch den Ausbruch der Grippe an. All diese Faktoren haben offenbar das Wachstum belastet. Hinzu kommt die Euro-Aufwertung: Die Gemeinschaftswährung kostet derzeit zum Dollar rund zehn Prozent mehr als ein Jahr zuvor, was Waren in anderen Währungsräumen teurer macht.
In den einzelnen Ländern fielen die BIP-Ergebnisse unterschiedlich aus. Spanien schaffte ein überdurchschnittliches Wachstum von 0,7 Prozent, während Frankreich ebenso wie Italien auf 0,3 Prozent kam. Die erste Schätzung für Deutschland wird erst am 15. Mai erwartet. Auch hier rechnen Experten mit einem verlangsamten Wachstum von 0,3 bis 0,4 Prozent, nachdem das Plus Ende 2017 noch 0,6 Prozent betragen hatte.

Zu Beginn des zweiten Quartals verlor die Industrie des Euroraums weiter an Schwung: Im April liefen die Geschäfte so schlecht wie seit über einem Jahr nicht mehr, signalisiert die Umfrage des Instituts IHS Markit unter Tausenden Betrieben. Der daraus ermittelte Einkaufsmanagerindex fiel im Vergleich zum Vormonat um 0,4 auf 56,2 Punkte, hielt sich damit aber immer noch deutlich über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern. “Der Industriesektor hat zum Start ins zweite Quartal zwar weiter an Dynamik verloren, die Wachstumsrate blieb jedoch auf erfreulich hohem Niveau”, sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson. Versorgungsengpässe – darunter Lieferschwierigkeiten für Rohstoffe, Lieferverzögerungen und Fachkräftemangel – bremsten demnach die Produktion. Sorgen vor einem Handelskrieg und dem Brexit erhöhten die Unsicherheit zusätzlich.

Trotz des langsameren Wachstums bessert sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt. Mit 8,5 Prozent verharrte die Erwerbslosenquote in der Euro-Zone im März auf dem niedrigsten Stand seit mehr als neun Jahren. 13,824 Millionen Frauen und Männer waren ohne Job – rund 83.000 weniger als im Vormonat und 1,414 Millionen weniger als ein Jahr zuvor. Malta (3,3 Prozent) und Deutschland (3,4) weisen die niedrigsten Arbeitslosenquoten aus, die höchsten haben Spanien (16,1) und Griechenland (20,6 Prozent im Januar).