Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht trotz einzelner Probleminstitute keine Gefahr einer allgemeinen Branchenkrise im Euro-Raum. „Es gibt einzelne Fälle von Geldhäusern mit Problemen, aber das System ist solide“, sagte EZB-Bankenaufseher Ignazio Angeloni auf einer Veranstaltung in Mailand. Die Voraussetzungen für eine systemische Krise seien aber nicht gegeben. Die EZB ist seit Herbst 2014 für die Aufsicht über die größten Geldhäuser im Währungsraum zuständig. Inzwischen überwacht sie direkt 129 Institute.

Angeloni zufolge ist die Wahrnehmung falsch, dass es Probleminstitute nur in einem Land gibt. In Deutschland steht derzeit insbesondere die Deutsche Bank in den Schlagzeilen, die mit knappen Reserven an der Beilegung vieler kostspieliger Rechtsstreitigkeiten arbeitet. In Italien kämpfen Geldhäuser dagegen mit einem Berg an faulen Darlehen, die sich im Zuge der jahrelangen Wirtschaftsflaute auf inzwischen rund 360 Milliarden Euro aufgetürmt haben. Der Internationale Währungsfonds (IWF) rief am Mittwoch die italienische Regierung dazu auf, mehr zu tun, um diese abzubauen.

In der gesamten Euro-Zone hatten Banken Ende des vergangenen Jahres Problemkredite im Volumen von zusammen rund 900 Milliarden Euro in ihren Bilanzen. Zu viele notleidende Darlehen machen Institute bei der Vergabe neuer Kredite zurückhaltend, was auf Dauer das Wachstum in einer Volkswirtschaft bremsen kann. Angeloni zufolge braucht eine Lösung dieses Problems allerdings Zeit. Selbst für Geldhäuser, bei denen das akut sei, könne dies nicht schnell geschehen, sagte der Bankenaufseher. „Aber genau deshalb, weil das ein langer Prozess ist, sollte er augenblicklich beginnen.“ Die EZB-Bankenaufseher wollen den Instituten bald konkrete Vorgaben beim Abbau fauler Kredite machen.