Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) Mario Draghi hat zu gemeinsamen Anstrengungen zum Abbau der Problemkredite in den Bilanzen der Banken im Euroraum aufgerufen. “Gegenwärtig ist das wichtigste Thema hier, die faulen Kredite anzugehen”, sagte er auf einer Konferenz zur Bankenregulierung in Frankfurt. Obgleich sich die Bestände an notleidenden Darlehen bei großen Geldhäusern verringert hätten, sei das Problem noch nicht gelöst. Viele Banken seien immer noch nicht in der Lage, große Verluste zu verkraften. Bei ihnen sei unter anderem das Verhältnis von faulen Krediten zum Kapital hoch.
Banken im Währungsraum schleppen als Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise immer noch 844 Milliarden Euro an faulen Krediten mit sich. Damit nimmt ihre Bereitschaft zur Ausgabe neuer Kredite tendenziell ab, was das Wachstum der Wirtschaft potenziell dämpft. Regulatoren, Aufseher, Banken und nationale Behörden müssten gemeinsam das Problem geordnet angehen, forderte Draghi. Vor allem müsse ein Umfeld geschaffen werden, in dem Problemkredite wirksam abgebaut werden können.
Die EZB-Bankenaufsicht hatte unlängst Richtlinien zum künftigen Umgang mit neuen Problemdarlehen vorgestellt. Insbesondere in Italien hatte dies Kritik ausgelöst. Dort wird befürchtet, dass heimische Banken zu stark belastet und damit das Wirtschaftswachstum gebremst werden könnte. Zudem besteht die Sorge, dass ähnliche Vorgaben künftig auch für den Altbestand an faulen Darlehen aufgestellt werden. Auf italienische Banken entfallen rund ein Viertel aller Problemkredite von Geldhäusern in der Euro-Zone. Notenbank-Insider hielten es zuletzt für möglich, dass wegen der Kritik künftige Richtlinien für den Umgang mit dem Altbestand eher milde ausfallen könnten.
Für den Bestand seien die Situationen sehr unterschiedlich, sagte die oberste EZB-Bankenkontrolleurin, Daniele Nouy, auf der Konferenz. Bewertungen und Lösungen würden daher nur für den Einzelfall Anwendung finden. “Wir arbeiten mit allen Banken, die zu hohe Bestände an notleidenden Krediten aufweisen.” Diese würden der Aufsicht eigene Abbaupläne vorlegen und die EZB stelle sicher, dass diese glaubwürdig und ambitioniert genug seien. “Und um glaubwürdig zu sein müssen sie realistisch sein, sie können uns keine Wunder versprechen.” Ihr EZB-Kollege, Bankenaufseher Ignazio Angeloni, hatte jüngst gesagt, es sei noch offen, ob die Vorgaben künftig auch für den Altbestand gelten sollen. Es sei möglich, dass den Regulierern die Abbaupläne der Institute letztlich ausreichten.