Die großen Banken im Euroraum können gemäß einem Stresstest der Europäischen Zentralbank (EZB) kräftige Zinsänderungen in der Geldpolitik insgesamt gut wegstecken. Höhere Zinssätze würden bei der Mehrheit der Geldhäuser in den nächsten Jahren zu einem Anstieg des Nettozinseinkommens führen, aber zu einem niedrigeren Wert des Bankenbuchs, teilte die EZB mit. EZB-Generaldirektor Korbinian Ibel sagte: „Die Resultate zeigen, dass zumindest im Durchschnitt die Banken gerüstet sind, um mit Veränderungen im Zinsumfeld zurechtzukommen“.
Die Ergebnisse des Stresstests sollen in die diesjährige Bankenprüfung einfließen. Insgesamt sollen sich die Kapitalanforderungen für die Geldhäuser nicht ändern, sie könnten aber für einzelne Banken angepasst werden. An dem Test nahmen 111 Kreditinstitute teil. Die EZB wollte überprüfen, wie anfällig Anlagebücher und Zinseinnahmen wären, sollte es zu deutlichen Zinsänderungen in der Geldpolitik kommen.
Ein wichtiges Resultat des Tests: Ein Anstieg der Zinsen um zwei Prozentpunkte würde bei den Banken bis 2019 zu einem Anstieg der Nettozinseinnahmen um 10,5 Prozent führen. Der Wert des Anlagebuchs würde allerdings unter anderem im Zuge einer Neubewertung von Krediten und Anleihen um 2,7 Prozent fallen. Eine anhaltende Niedrigzinspolitik würde dagegen die Zinseinkünfte deutlich schrumpfen lassen. Gemäß dem Stresstest würden die Zinseinnahmen um 7,5 Prozent zurückgehen, sollten die Zinssätze in den kommenden Jahren auf dem aktuellen Rekordtief verharren.
Der Leitzins der EZB liegt schon seit längerem bei 0,0 Prozent. Außerdem müssen Banken einen Strafzins von 0,4 Prozent zahlen, wenn sie über Nacht Geld bei der Notenbank parken. Die EZB ist seit Herbst 2014 für die Aufsicht über die großen Banken im Europäischen Währungsraum verantwortlich und kontrolliert direkt 120 Kreditinstitute.