Die Oktober-Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) konnte wider Erwarten mit einigen interessanten Neuigkeiten aufwarten. EZB-Chef Mario Draghi lieferte unerwartet klare Hinweise, dass das Anleihen-Kaufprogramm nicht abrupt enden wird, sondern schrittweise zurückgefahren wird. Das heißt: Selbst wenn die Inflationsraten nach oben gehen, dürften die Notenbanker der Eurozone ihre Anleihekäufe über den März 2017 hinaus in gedrosseltem Tempo fortsetzen.
Keineswegs ausgeschlossen ist, dass die Bondkäufe sogar in vollem Umfang fortgesetzt werden, da das Inflationsziel der EZB noch weit entfernt ist. Zwar dürften die Preissteigerungsraten wegen der auslaufenden preisdämpfenden Ölpreiseffekte in den nächsten Monaten zulegen, aber es wird seine Zeit brauchen, bis die von Draghi und Co. angestrebte Zwei-Prozent-Marke erreicht sein wird.
Die Pressekonferenz im Anschluss an die EZB-Sitzung offenbarte, dass Mario Draghi seiner Linie treu bleibt. In welche Richtung die Geldpolitik steuert, wird erst mit den neuen Projektionen der EZB-Volkswirte im Dezember entschieden. Die Entscheidungen der EZB basieren auf Prognosen. Ändern sich die Einschätzungen der EZB-Ökonomen, ändert sich auch die Geldpolitik. Zum Jahresende werden zudem erste Ergebnisse vorliegen, wie mögliche Knappheitsprobleme beim Anleihen-Kaufprogramm gelöst werden können. Möglicherweise gibt es also im Dezember eine vorweihnachtliche Bescherung von Seiten der EZB.