Anleger blieben vor dem Hintergrund von Zinsängsten und anhaltender politischer Risiken auch vergangene Woche vorsichtig. Für ein Highlight am deutschen Aktienmarkt sorgte das Papier der Medizintechnik-Tochter von Siemens. Sie bescherte ihren Zeichnern am ersten Handelstag einen Kursgewinn von fast acht Prozent. Siemens Healthineers schlossen am Freitag mit 30,20 Euro, ausgegeben worden waren die Papiere zu 28 Euro. Siemens nimmt mit der Emission 4,2 Milliarden Euro ein, MDax-Kandidat Healthineers ist an der Börse mehr als 30 Milliarden Euro wert.

Von der Konjunkturseite kamen durchwachsene Daten. So ging die Industrieproduktion im Euroraum im Januar um ein Prozent gegenüber dem Dezember zurück. Ein besonders kräftiges Minus verzeichneten dabei vor allem die Energiegüter. Das dürfte überwiegend mit den ungewöhnlich milden Witterungsbedingungen zu Beginn des Jahres zusammenhängen. Die privaten Haushalte heizten dadurch deutlich weniger als im Januar üblich. Grund zur Sorge ist der Rückgang der Industrieproduktion nicht. Denn nach wie vor signalisieren wichtige Indikatoren – etwa die vollen Auftragsbücher und das gute Geschäftsklima – eine Fortsetzung der expansiven Produktionstätigkeit. Der Kälteeinbruch im Februar dürfte bei Energiegütern wieder zu positiven Wachstumsraten geführt haben.

Optimistische US-Verbraucher

Positiv überrascht wurden die Börsianer vom Konsumklima in den USA. Das Barometer der Universität Michigan für das Verbrauchervertrauen stieg um 2,3 auf 102,0 Punkte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Volkswirte hatten mit einem Rückgang auf 99,3 Zähler gerechnet. Die Verbraucher bewerteten ihre derzeitige Lage deutlich besser als zuletzt, während sie ihre Perspektiven weniger rosig einschätzten. Der private Konsum ist der wichtigste Pfeiler der amerikanischen Wirtschaft, steht er doch für rund 70 Prozent der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage.
Demgegenüber hat der US-Wohnungsbau im Februar unerwartet geschwächelt. Die Zahl der begonnenen Neubauten fiel um sieben Prozent auf eine Jahresrate von 1,236 Millionen. Ökonomen waren dagegen von 1,29 Millionen ausgegangen. Der Bau von Einfamilienhäusern, der einen Großteil des Marktes ausmacht, legte zwar den zweiten Monat in Folge zu. Dafür wurden aber deutlich weniger Projekte für Mehrfamilienhäuser in Angriff genommen.
Ein Mangel an Immobilien hat die Preise für Wohnungen in den vergangenen Monaten nach oben getrieben, was viele Käufer abschreckt. Hinzu kommt, dass die Zinsen für Hypothekendarlehen mit 30-jähriger Laufzeit derzeit mit knapp 4,5 Prozent beinahe auf einem Vier-Jahres-Hoch liegen, was die Kosten ebenfalls nach oben treibt.

Inflation dürfte US-Notenbank Fed zufriedenstellen

Apropos Preise: Die US-Verbraucherpreise legten um 0,2 Prozent zum Vormonat zu, wodurch die Jahresrate leicht auf 2,2 Prozent anzog. Treibende Kraft hinter den Inflationszahlen war die Kerninflation (sie lässt Energie- und Nahrungsmittelpreise außen vor), die ebenfalls um 0,2 Prozent zum Vormonat stieg. Hierbei entwickelten sich die verschiedenen Komponenten des Preisindex recht unterschiedlich. Preisrückgänge bei Automobilen und medizinischen Produkten wurden von deutlich steigenden Preisen für Transportdienstleistungen und Kleidung überkompensiert. Die Kerninflationsrate lag auf Grund eines negativen Basiseffekts aus dem Vorjahr noch bei 1,8 Prozent.

Wenige Impulse für die Gesamtinflation gingen von den Energiepreisen aus. Den spürbar niedrigeren Rohölpreisen stand ein merklicher Anstieg der Erdgaspreise gegenüber. Das bedeutete, dass die Energiepreise lediglich um 0,1 Prozent zum Vormonat stiegen. Gleichzeitig stagnierten die Nahrungsmittelpreise im Februar.

Nach den reichlich turbulenten Inflationszahlen der vergangenen Monate können die jüngsten Preisdaten als Normalisierung interpretiert werden. Bei einer weiterhin moderat positiven Entwicklung und dem endgültigen Wegfall des Basiseffektes aus dem Vorjahr könnte die Kerninflation schon im März die Zwei-Prozent-Marke erreichen. Deshalb dürfte die US-Notenbank Fed mit den aktuellen Daten zufrieden sein und mit Blick auf die zuletzt äußerst guten Beschäftigungszahlen sowie die Steuerreform auf ihrer diese Woche stattfindenden Sitzung (20./21. März) einen weiteren Zinsschritt vornehmen.

EZB bleibt vorsichtig

Während die Fed also auf dem Weg der geldpolitischen Normalisierung voranschreitet, ist die Europäische Zentralbank (EZB) von einer Zinserhöhung nach wie vor weit entfernt. Die Euro-Notenbanker äußern sich nur vorsichtig zu Schritten einer geldpolitischen Wende. Anpassungen der Geldpolitik würden „vorhersehbar“ erfolgen und „in einem maßvollen Tempo“, erklärte EZB-Präsident Mario Draghi kürzlich. Bevor die EZB ihre Wertpapierkäufe beende, müsse „eine nachhaltige Anpassung des Inflationspfads hin zu unserem Ziel“ erkennbar sein, ergänzte er. Der EZB-Chef verwies darüber hinaus auf weiterhin bestehende Risiken und Unsicherheiten. So schlage die konjunkturelle Erholung nicht so stark auf die Teuerung durch wie in früheren Aufschwungphasen. Außerdem gingen von den US-Importzöllen und der Aufwertung des Euro Risiken aus.

EZB-Beobachter rechnen damit, dass die Leitzinsen in der Eurozone erst dann merklich steigen werden wenn die Inflation im Euroraum auf breiter Front anzieht. Das kann lange dauern. Denn in Europa ist die Arbeitslosigkeit noch immer überaus hoch. Zudem dämpfen Globalisierung und Digitalisierung die Verhandlungsmacht der Gewerkschaften, weshalb ein scharfer Lohnanstieg nicht zu sehen ist.

Was die neue Woche bringt

In der Eurozone dürften die Frühindikatoren im März erneut schwächer ausfallen. Die insgesamt weiterhin guten Vorgaben der weltweiten Konjunktur wurden zuletzt durch einen festen Euro und die Unsicherheit um einen drohenden Handelskrieg deutlich getrübt. Daher ist im Euroraum, vor allem im exportabhängigen Verarbeitenden Gewerbe, ein Rückgang der Einkaufsmanagerindizes (PMI) wahrscheinlich (Do.). Besonders spürbar dürfte dies in Deutschland werden, da die Wirtschaft hier enge Handelsverflechtungen mit Ländern außerhalb der EU aufweist.

Entsprechend wird wohl auch das ifo Geschäftsklima den zweiten Monat in Folge zurückgehen (Do.). Angesichts der klaren Stimmungsabkühlung im Februar dürfte der Rückgang im März jedoch begrenzt ausfallen und primär von den Geschäftserwartungen
bestimmt sein. Trotzdem besteht angesichts der schwelenden Diskussion um einen Handelskrieg die Möglichkeit, dass die Stimmung künftig noch weiter sinken wird. Ein dritter Rückgang des Geschäftsklimas in Folge wird üblicherweise als Signal einer konjunkturellen Eintrübung gewertet. Das gedämpfte Bild der Frühindikatoren wird durch die stärker von den Finanzmärkten beeinflussten ZEW Konjunkturerwartungen abgerundet. Diese sollten sich im März ebenfalls eintrüben, da von den Finanzmärkten (insb. den Aktienmärkten) gleichfalls negative Impulse ausgingen (Di.).

In den USA stehen diese Woche relativ wenige Daten zur Veröffentlichung an. Der Markit Frühindikator für das Verarbeitende Gewerbe dürfte im März mit Blick auf den nur leicht gefallenen Philadelphia Fed-Index leicht gesunken sein (Do.). Die angekündigten Aluminium- und Stahl-Zölle werden in der März-Umfrage von Markit wohl noch keine Rolle spielen. Einen positiven Impuls sollten die Auftragseingänge langlebiger Güter für Februar geben (Fr.). Hier ist nach dem schwachen Jahresstart ein positiver Rückpralleffekt zu erwarten, der in den kommenden Monaten auch die Industrieproduktion stützen sollte.

Am 23. März läuft erneut die Übergangsfinanzierung der US-Bundesregierung aus. Sollte es zu keinem neuen Finanzierungsbeschluss im Kongress kommen droht ein erneuter Government Shutdown. Da bei den letzten Budgetverhandlungen Anfang Februar das neue Haushaltspaket beschlossen wurde, ist eine fristgerechte Einigung in der laufenden Woche wahrscheinlich. Die Finanzierung der Bundesregierung dürfte dann bis zum Ende des Fiskaljahres (30. September) verlängert werden.

Geldpolitisch steht die März-Sitzung der Fed im Fokus (Di./Mi). Es gilt als ausgemacht, dass die Notenbank in der ersten Sitzung unter der Leitung des neuen Fed-Vorsitzenden Jerome Powell den Leitzinskorridor um 25 Basispunkte auf 1,50 bis 1,75 Prozent anheben wird. Die Anleger wird deshalb viel mehr interessieren, ob die Mitglieder des Offenmarktausschusses (FOMC) ihre Projektionen ändern. Der Zinsausblick für 2018 könnte dabei von drei auf vier Zinsschritte angepasst werden.

Gemäß Aussagen von Powell muss die Fed in den nächsten Jahren eine Balance finden zwischen der Notwendigkeit, eine Überhitzung der Wirtschaft zu vermeiden und die Inflation zurück zum Zwei-Prozent-Ziel zu steuern. Bisher hatte der Schwerpunkt der Fed eindeutig auf Letzterem gelegen, während das Risiko einer Überhitzung nur sehr wenig Beachtung fand.

Sogar eine ausgewiesene „Taube“ wie Gouverneurin Lael Brainard beurteilt die wirtschaftliche Lage mittlerweile deutlich positiver. In einer Rede unterschied sie die aktuelle Situation von derjenigen 2015/16, als große Vorsicht geboten gewesen sei. So bekomme die Wirtschaft nun von der Finanzpolitik keinen Gegenwind, sondern infolge der anstehenden Steuersenkungen sogar Rückenwind. Zudem seien die Investitionen angesprungen, und der Dollar habe abgewertet.

Angesichts dieses Szenarios setzt die Fed weiter auf vorbeugende Zinserhöhungen, um die befürchtete Überhitzung zu verhindern und damit den Aufschwung zu verlängern. Bislang hat ihr geholfen, dass es am Jobmarkt offensichtlich noch Reserven gab. So ist die Partizipationsquote in den vergangenen Jahren nicht – wie aus demographischen Gründen zu erwarten – gefallen, sondern stabil geblieben. Offenbar kehren einstmals „Entmutigte“ an den Arbeitsmarkt zurück. Dies war auch der Grund, warum die Arbeitslosenquote im Februar trotz eines sehr hohen Stellenzuwachses stabil blieb. Diese Reserven haben wohl auch dafür gesorgt, dass bisher der Lohndruck nur äußerst langsam zunimmt und die Inflationsraten vorerst noch etwas unter dem Zwei-Prozent-Ziel liegen. Das reduziert den Handlungsdruck auf die Fed und erlaubt bisher ein im historischen Vergleich sehr langsames Bremsen.

Der weil blicken die Europäer gespannt auf den EU-Gipfel (Do/Fr). Schließlich ist in Sachen Brexit eine Einigung auf eine Übergangsphase zwischen der EU und Großbritannien weiterhin alles andere als in trockenen Tüchern. Angesichts dieser politischen Unsicherheit dürften auf der vor dem Gipfel-Entscheid stattfindenden Sitzung der Bank of England selbst die Falken im geldpolitischen Rat davon absehen, für eine weitere Zinsanhebung zu stimmen (Do.). Davon abgesehen findet ein G20-Treffen der Finanzminister und Notenbankgouverneure in Buenos Aires statt (Mo./Di.). Dort sucht die US-Regierung wohl neue Verbündete im Handelskonflikt mit China.

Die wichtigsten Konjunkturdaten der neuen Woche

MonatPrognoseLetzter
Montag, 19.3.2018
keine wichtigen Daten
Dienstag, 20.3.2018
ZEW Konjunkturerwartungen Deutschland (Punkte)März5.117.8
ZEW Aktuelle Lage Deutschland (Punkte)März8892.3
ZEW Konjunkturerwartungen Euroland (Punkte)März21.529.3
Verbrauchervertrauen Euroland (Punkte)März0.10.1
Mittwoch, 21.3.2018
Fed-Zinsentscheid USA (%)März1.751.5
Donnerstag, 22.3.2018
PMI Verarb. Gewerbe Deutschland (Punkte)März59.660.6
PMI Dienstleistungen Deutschland (Punkte)März54.955.3
PMI Verarb. Gewerbe Euroland (Punkte)März57.758.6
PMI Dienstleistungen Euroland (Punkte)März55.856
ifo Geschäftsklima Deutschland (Punkte)März114.9115.4
ifo Geschäftserwartungen Deutschland (Punkte)März104.2105.4
ifo Geschäftslage Deutschland (Punkte)März126126.3
Bank of England Zinsentscheid UK (%)März0.50.5
PMI Verarb. Gewerbe USA (Punkte)März5555.3
Freitag, 23.3.2018
Verbraucherpreise Japan (% zum Vorjahr)Februar1.51.4
Auftragseingang langl. Güter USA (% zum Vormonat)Februar1.8-3.6
Neubauverkäufe USA (Tsd.)Februar620593