Laut einer aktuellen europaweiten Umfrage der Direktbank ING-DiBa sagen 51 Prozent der befragten Deutschen, dass sie über keinerlei Finanzbildung verfügen. Damit bilden sie im Vergleich über elf Länder die am zweitschlechtest informierte Verbrauchergruppe. Nur die Briten schneiden mit einer Quote von 56 Prozent noch ungünstiger ab. Das ist das Ergebnis der Studie „ING International Survey“ (IIS), die vom Ipsos Meinungsforschungsinstitut im Auftrag der ING DiBa durchgeführt wurde.

Zwar holten die Deutschen seit 2013 auf und gaben die rote Laterne an die Briten ab, doch nach wie vor kann von einer erfreulichen Platzierung keine Rede sein. Vor vier Jahren lag der Anteil derer, die keine Finanzbildung besitzen, noch bei 53 Prozent, gemeinsam mit den Spaniern bildeten die Deutschen seinerzeit das Schlusslicht unter den zwölf Nationalitäten. Anders als die Spanier, bei denen die Quote seit 2013 auf 49 Prozent gesunken ist, konnten die Deutschen hingegen seitdem nur geringfügig aufholen. Im europäischen Durchschnitt liegt die Quote der finanziell Ungebildeten bei 48,8 Prozent.

Bessere Finanzkenntnisse unter Personen ab 35 Jahren

Die leichte Verbesserung der deutschen Werte geht vor allem auf die Altersgruppe der 35- bis 44-Jährigen zurück, die in Sachen Finanzbildung offenbar Eigeninitiative ergreift: In dieser Bevölkerungsgruppe ging der Anteil der Personen ohne Finanzbildung von knapp 56 Prozent vor vier Jahren auf 48,5 Prozent zurück. Dabei stieg der Anteil derer, die sich über Bücher in Sachen Finanzen weiterbilden, von 9,5 von 14 Prozent. Die Nutzung von Informationen durch Freunde und Familie stieg von 14,5 auf 19,5 Prozent. Auch unter den Befragten ab 65 Jahren nahm der Anteil der finanziell Ungebildeten leicht ab. Anders stellt sich die Situation bei den Jungen im Alter von 18 bis 24 Jahren dar: In dieser Bevölkerungsgruppe stieg der Anteil der Personen ohne jede Finanzbildung um zwei Prozentpunkte auf 49 Prozent – und das, obwohl in der öffentlichen Debatte zunehmend die Rolle der Schulen als Wissensvermittler diskutiert wird.

Schulen gelten als am besten geeignet für die Wissensvermittlung

Schulen gelten nach Einschätzung von rund 80 Prozent der Befragten als am ehesten geeignet, um Finanzwissen zu vermitteln. Dennoch ging der Anteil der jungen Befragten (18 bis 24 Jahre), denen in der Schule Finanzkenntnisse vermittelt wurden, seit 2013 von 31 auf 18,5 Prozent zurück. Wie die Umfrage weiter zeigt, meinen zudem 30 Prozent der Befragten, dass Finanzbildung durch die Familie vermittelt werden sollte, weniger als zehn Prozent sehen Regierungsinstitutionen als geeignet an, rund 15 Prozent meinen dies von Finanzinstitutionen.

Frauen gelten als kompetenter in Finanzfragen

Im Rahmen der Umfrage wurde auch untersucht, ob Männer oder Frauen besser mit Geld umgehen können. Sowohl in Deutschland als auch europaweit will sich die Mehrheit der Umfrageteilnehmer zwar nicht festlegen, doch werden Frauen im Durchschnitt häufiger genannt als Männer. Wie die Studie im Vergleich zu 2013 zeigt, ist der Anteil derjenigen in den meisten Ländern leicht gestiegen, die beiden Geschlechtern gleichviel Kompetenz zutrauen.

Zur Studie: Die Online-Befragung wird mehrmals jährlich durchgeführt. In Luxemburg  nahmen 500 Personen teil, in Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Österreich, Polen, Rumänien, Spanien und der Türkei wurden jeweils 1.000 Teilnehmer befragt.