Der Aufwärtstrend wichtiger Aktienindizes hat sich in den vergangenen Wochen weltweit abgeschwächt. Dieser Trend hielt auch in der letzten Woche an, einige dieser Indizes mussten sogar Rückgänge hinnehmen.

Die branchenmäßige Betrachtung zeigt, dass sich Technologieaktien und Werte aus defensiven Bereichen besser halten als konjunkturzyklische Papiere. Zwar ist in den meisten Weltregionen der wirtschaftliche Erholungstrend solide, aber Konjunktur-Überraschungsindizes – diese vergleichen die tatsächlich veröffentlichten Daten mit den Erwartungen der Analysten – weisen mittlerweile wieder nach unten, nachdem sie im Juli ihr höchstes Niveau seit Anfang 2015 erreicht hatten.

Gemischte Konjunkturdaten

Vergangene Woche fielen die veröffentlichten Konjunkturzahlen durchwachsen aus. So ging der Auftragseingang in der deutschen Industrie im Juni um 0,4 Prozent zum Vormonat
zurück – und unterschritt damit klar die Prognosen der Volkswirte, die im Durchschnitt bei einem Plus von 0,5 Prozent lagen. Damit fällt der Quartalsvergleich für das zweite Quartal mit -0,5 Prozent negativ aus.

Die aktuellen Orderzahlen belegen zweierlei: Erstens hat der Brexit im Juni noch keine messbaren Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft gehabt. Zweitens ist die Dynamik in der Industrie hier zu Lande besser als die Juni-Daten auf den ersten Blick signalisieren. Denn die ausgesprochen volatilen Großaufträge waren im Juni deutlich unterdurchschnittlich. Weil in Branchen, die solche Großaufträge erhalten, die Auftragsbücher meist auf lange Sicht gefüllt sind, hat diese schwankungsintensive Komponente kaum unmittelbare Effekte auf
die Produktion. Rechnet man die Großaufträge heraus, so ergibt sich für den Juni ein recht strammes Auftragsplus von 0,9 Prozent gegenüber Mai. Für die Produktion sind die Perspektiven daher gar nicht so übel.

Deutsche Industrie mit Produktionsplus

Diese Einschätzung wurde durch die Anfang dieser Woche gemeldeten Zahlen zur Industrieproduktion bestätigt. Sie stieg von Mai bis Juni um 0,8 Prozent, was in etwa den Erwartungen entsprach. Zudem wurde das Mai-Ergebnis von -1,3 auf -0,9 Prozent nach oben revidiert. Die schwache Entwicklung seit Februar scheint damit zum Ausklang des zweiten Quartals ihr Ende gefunden zu haben.

Ungeachtet des positiven Juni-Wertes fällt der Quartalsvergleich für die Industrieproduktion negativ aus. Mit einem Minus von rund einem Prozent zum ersten Vierteljahr konnte die Industrie im Frühjahr keinen Konjunkturimpuls liefern. Hierbei spielt allerdings auch ein recht starker Überhangseffekt aus dem ersten Quartal eine Rolle. Nach vorne blickend dominiert das Brexit-Votum den Ausblick auch für die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe. Zwar deutet sich mit den Juni-Zahlen an, dass die Produktion nach der volatilen Entwicklung zu Jahresbeginn und der Schwächephase seit Februar allmählich wieder auf einen leichten Aufwärtstrend einschwenkt. Allerdings dürfte sich erst mit den Juli-Produktionsdaten zeigen, wie stark dieser Trend wirklich ist und ob der Brexit-Beschluss nennenswerte Spuren hinterlassen hat.

Vor dem Hintergrund der eingetrübten Stimmungsindikatoren wäre ein Rückgang der Produktion durchaus keine Überraschung. Allerdings dürfte die robuste Inlandsnachfrage in Deutschland mögliche Folgen des Brexit-Votums für die deutsche Industrie abfedern und der Rückgang der Industrieproduktion somit keinesfalls dramatisch ausfallen. Die Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts dürften aber im Jahresverlauf kleiner werden als im ersten Quartal.

Der US-Jobmarkt brummt

Eindeutig positiv fiel der US-Arbeitsmarktbericht für den Juli aus. Er zeigte – wie schon die Juni-Zahlen –, dass die schwachen Mai-Daten ein Ausreißer nach unten waren und der Jobmarkt sich weiter erholt. Die US-Beschäftigung stieg im Juli um 255 Tausend Stellen und damit deutlich stärker als erwartet. Denn Ökonomen hatten nur ein Plus von 180 Tausend vorausgesagt. Eventuell noch bestehende Sorgen um den US-Arbeitsmarkt wurden mit dem guten Arbeitsmarktbericht gedämpft. Sie waren aufgekeimt, weil die Beschäftigung im Mai mehr oder weniger stagnierte. Vor allem der Dienstleistungssektor schaffte nun neue Stellen; aber selbst in der Industrie, die seit geraumer als schwach eingestuft wird, kamen neue Jobs hinzu.

Die starke Nachfrage nach Arbeitskräften macht sich langsam bei den Löhnen bemerkbar.
Beim durchschnittlichen Stundenlohn betrug die Vorjahresrate (wie schon im Juni) 2,6 Prozent –, was die höchste Zuwachsrate seit der Rezession darstellt. Die Arbeitslosenquote sank nur deshalb nicht, weil dem Arbeitsmarkt 400 Tausend Personen zusätzlich zur Verfügung standen, ein weit überdurchschnittlicher Zuwachs. Nachdem das Arbeitskräftepotenzial inzwischen weitgehend ausgeschöpft ist und die Bevölkerung nur
wenig wächst, dürfte der Anstieg im Trend eher knapp 100 Tausend betragen und damit niedriger sein als die Zahl neuer Stellen. Deshalb ist es keine allzu kühne Voraussage, dass die Arbeitslosenquote im Verlauf des Jahres weiter sinken wird.

Bedingungen für US-Zinserhöhung bald erfüllt?

Was bedeutet das für die US-Notenbank Fed? Fed-Chefin Janet Yellen hat immer wieder betont, dass die Fed die Zinsen anheben wird, wenn sich der Arbeitsmarkt verbessert, die
Wirtschaft solide wächst und die Inflation zunimmt. Während Wachstum und Inflation zuletzt
enttäuschten, befindet sich der Arbeitsmarkt auf einem guten Weg. Außerdem lassen die
jüngsten US-Konjunkturdaten vermuten, dass Wirtschaftswachstum und Inflation bald anziehen werden. So spricht die kräftig steigende Beschäftigung (zusätzlich arbeiteten die Arbeitnehmer länger, was gleichfalls die Einkommen erhöht) für ein ordentliches Konsumplus, und die anziehenden Löhne für nach oben gehende Inflationsraten. Damit bleibt eine Zinsanhebung bis Ende des Jahres für die Fed eine Option.

Firmen-Quartalssaison mit Licht und Schatten

Derweil steuert die Unternehmens-Berichtssaison zum zweiten Quartal 2016 in den USA ihrem Ende entgegen und bringt ein gemischtes Ergebnis mit sich. Positiv ist, dass die Gewinnerwartungen – gemessen an den im Vorfeld wieder einmal stark abgesenkten Analystenschätzungen – von rund 80 Prozent der berichtenden US-Firmen übertroffen wurden. Die Umsatzerwartungen wurden demgegenüber nur von etwa 58 Prozent überschritten. Negativ ist, dass wieder einmal ein Quartal zu Ende gegangen ist, das im Vergleich zum Vorjahresquartal einen Gewinnrückgang der S&P 500-Unternehmen mit sich brachte.

Sieht man sich die aktuellen Gewinnschätzungen für 2017 an, muss man befürchten, dass von dieser Seite weiteres Ungemach droht. Prognostizierte Gewinnzuwächse von mehr als zehn Prozent über fast alle etablierten Aktienmärkte erscheinen übertrieben und werden wohl Abwärtsrevisionen nach sich ziehen. Neben der mauen Dynamik beim Gewinnwachstum erschweren die bereits ambitionierten US-Bewertungen bei einer sich verschlechternden Bilanzstruktur sowie beträchtliche politische Risiken einen klaren Aufwärtstrend bei den Aktienkursen.

Gestützt werden die Aktienmärkte allerdings weiterhin von den extrem expansiven Notenbanken. Zuletzt hat die Bank of England ein sehr umfangreiches Lockerungspaket beschlossen, das die bereits sehr hohen Erwartungen am Markt noch übertraf. Mit den umfassenden Maßnahmen hat die BoE klar gemacht, dass sie dem Anschieben der Konjunktur nach dem Brexit-Votum eine hohe Priorität zuweist und dabei auch ein Überschießen der Inflation und das Risiko einer Währungskrise in Kauf nimmt.

Das bringt die neue Woche

In der neuen Woche stehen die Veröffentlichungen „harter“ Konjunkturdaten in China für Juli an. Der Außenhandel dürfte sich weiter erholt haben (Mo.), die Industrieproduktion gestiegen sein (Fr.). In den USA steht in dieser Woche der Konsument im Fokus. So sollten die Einzelhandelsumsätze im Juli moderat zugelegt haben (Fr.), ohne die starke Expansionsrate von Juni zu erreichen. Zudem geht das Plus im Einzelhandel ganz auf das Konto der Automobilverkäufe, die im Juli gestiegen sein sollten.

Bei den US-Konsumenten ist für August eine Stimmungsaufhellung in Sicht. Das Verbrauchervertrauen der Universität von Michigan dürfte mit Blick auf die gestiegene Konsumentenstimmung in einer Gallup-Umfrage wieder etwas zugelegt haben und eine wieder höhere Konsumdynamik im August ankündigen (Fr.).

In der Eurozone hat sich die Sentix-Investorenstimmung im August wohl wieder leicht erholt, nachdem an den Märkten der erste Brexit-Schock verdaut ist und die Bank of England umfangreiche Lockerungsmaßnahmen beschlossen hat (Mo.). Die BIP-Wachstumsraten
im zweiten Quartal dürften für die Währungsunion die vorab gemeldete Rate von 0,3 Prozent zum Vorquartal bestätigen, während in Deutschland unter dem Strich ebenfalls ein BIP-Wachstum von knapp 0,3 Prozent gestanden haben dürfte.

Die deutschen Warenausfuhren haben sich gemäß Analysten-Schätzungen im Juni merklich belebt (Di.). Doch auch die Importe dürften gegenüber dem Vormonat gestiegen sein. Angesichts der schwachen Vormonate bei den Exporten sowie den eingetrübten Aussichten nach dem Brexit und den gleichzeitig starken Importen gehen vom Außenhandel weiterhin keine nennenswerten Konjunkturimpulse aus.

 

Aktuelle Konjunkturdaten der neuen Woche

MonatPrognoseLetzter
Montag, 8.8.2016
Industrieproduktion Deutschland (% zum Vorm.)Juni1-1.3
Exporte China (% zum Vorjahr)Juli-3.1-4.8
Importe China (% zum Vorjahr)Juli-7.7-8.4
Sentix Investorenvertrauen (Punkte)August3.11.7
Dienstag, 9.8.2016
Verbraucherpreise China (% zum Vorjahr)Juli1.71.9
Exporte Deutschland (% zum Vormonat)Juni1.9-1.9
Importe Deutschland (% zum Vormonat)Juni1.50.1
Mittwoch, 10.8.2016
Auftragseingang Japan (% zum Vormonat)Juni3.4-1.4
Donnerstag, 11.8.2016
keine wichtigen Daten
Freitag, 12.8.2016
Industrieproduktion China (% zum Vorjahr)Juli6.26.2
BIP Deutschland (% zum Vorquartal)Q20.30.7
BIP Euroland (% zum Vorquartal)Q20.30.3
Einzelhandelsumsatz USA (% zum Vormonat)Juli0.30.6
Uni Michigan Konsumklima USA (Punkte)August9190