Wer einen Investmentfonds kaufen will, hat die Qual der Wahl: Das Angebot ist schwer zu überschauen. Wer beispielsweise einen Fonds mit Fokus auf deutschen Aktien sucht, muss sich zwischen mehr als 100 Produkten entscheiden. Eine Entscheidungshilfe erhoffen sich viele Anleger von Ratings. Doch auch hier gilt es, den Überblick zu behalten. Denn die Ratingagenturen Morningstar, Feri und Lipper kommen in manchen Fällen zu unterschiedlichen Ergebnissen, was sich aus den unterschiedlichen Ansätzen ergibt, mit deren Hilfe sie Sterne, Buchstaben und Noten verteilen.

Klar ist jedenfalls: Mit einem klassischen Bonitätsrating, wie es Standard & Poors und Moody’s durchführen, haben die Bewertungsverfahren nichts zu tun. Bei diesen Ratings geht es darum, die Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalls einzuschätzen. Fondsratings hingegen treffen Aussagen über die Wertentwicklung. Und hier liegt das Problem, denn dies ist nur in Form der Rückschau möglich. Eine verlässliche Prognose für die künftige Wertsteigerung können sie nicht liefern. Doch immerhin lässt sich anhand der bisherigen Wertentwicklung vergleichen, wie gut ein Fondsmanager schwierige Marktsituationen in der Vergangenheit gegenüber der Konkurrenz bewältigt hat. Dies lässt vermuten, dass er auch in künftigen ungemütlichen Börsenphasen den richtigen Riecher beweist. Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass ihm dies auch in Zukunft gelingen könnte, könnte somit als tendenziell höher eingeschätzt werden.

So bewertet Morningstar

Die Ratingagentur Morningstar klassifiziert die von ihr untersuchten Fonds mit ein bis fünf Sternen. Die Bestnote erhalten ausschließlich Fonds, die zu den besten zehn Prozent ihrer Kategorie gehören. Um sich für ein Rating zu qualifizieren, müssen die Fonds mindestens drei Jahre am Markt sein. Das quantitative Rating führt die Agentur anhand der Wertentwicklung der letzten drei bis zehn Jahre durch. Dabei berücksichtigt Morningstar auch die Fondskosten und die Stabilität der Rendite.

Für rund 1.100 Fonds führen die Analysten außerdem ein qualitatives Rating durch. Die Auswahl der Fonds wird anhand der Beliebtheit bei den Anlegern, des Fondsvolumens und der Qualität getroffen. Für die Auszeichnung mit Bronze, Silber und Gold durchleuchtet Morningstar das Fondsmanagement, die Gesellschaft, den Anlageprozess, die Wertentwicklung und den Preis. So fließt beispielsweise auch in die Bewertung ein, wie erfahren der Fondsmanager in seinem Metier ist. Da die Fonds über den jeweiligen Anlagestil des Fondsmanagers seine persönliche Handschrift tragen, setzt Morningstar das qualitative Rating im Fall eines Fondsmanagerwechsels auf ‚under Review’. Das ist derzeit beispielsweise beim DWS Aktien Strategie Deutschland der Fall, der bislang mit fünf Sternen und einem Silber-Rating bewertet wird. Der Grund: Fondsmanager Henning Gebhardt verlässt die Fondsgesellschaft.

Zu den Fonds, die Morningstar in jeder Hinsicht mit der Bestnote Gold und fünf Sternen bewertet, gehört unter anderem der Schwellenländerfonds Comgest Growth Emerging Markets.

So bewertet Feri

Die in Bad Homburg ansässige Ratingagentur Feri verteilt Noten zwischen A und E. Anders als Morningstar unterscheidet sie nicht zwischen einem qualitativen und einem quantitativen Rating. Die Bad Homburger nehmen die Bewertung anhand des Performance-Beitrags des Managements sowie dem Beitrag zur Risikominderung vor. Der Performance-Beitrag wird mit 70 Prozent gewichtet, untersucht werden hierfür die relative Performance, die langfristige Ertragskraft sowie die Stabilität. Den mit 30 Prozent gewichteten Beitrag zur Risikominderung ermitteln die Bad Homburger anhand von Aspekten wie dem Timing-Risiko, dem Verlust- und dem Verhaltensrisiko.

Im Gegensatz zu Morningstar analysiert Feri auch Fonds, die weniger als drei Jahre auf dem Markt sind. Anfangs stehen dabei qualitative Indikatoren im Vordergrund. Diese ermittelt die Ratingagentur anhand von Fragebögen. Mit deren Hilfe will Feri prüfen, welche Voraussetzungen für Kontinuität im Fondsmanagement gegeben sind. Ab einer Historie von fünf Jahren mit gleichbleibendem Management und unveränderter Strategie nimmt Feri das Rating ausschließlich nach quantitativen Kriterien vor. Nach Aussage der Ratingagentur liefert dieses Modell eine hohe Prognosegüte. Die Qualität der Ratings wird monatlich geprüft, indem das Abschneiden des Fonds für einen Anlagehorizont von drei Jahren verglichen wird. Feri zufolge schneiden die Fonds mit A- und B-Rating in nahezu jeder Kategorie im Schnitt besser als die Fonds mit schwächerem Rating ab. Den Comgest Growth Emerging Markets bewertet Ferie wie Morningstar mit der Bestnote (A).

So bewertet Lipper

Die Ratingagentur Lipper verteilt Noten auf der Skala von 5 bis 1 absteigend. Es gibt jedoch keine Gesamtnote, sondern die Bewertung erfolgt für die vier Teilbereiche Gesamtertrag, konsistenter Ertrag, Kapitalerhalt und Kosten. Fonds, die zu den besten 20 Prozent ihrer Kategorie zählen, werden von der Ratingagentur als Lipper Leaders bezeichnet. Die Ratingagentur sieht in der Benotung der vier Teilbereiche für Anleger den Vorteil, dass diese passend zu ihren Anlagezielen eine Auswahl treffen können. Renditejäger können gezielter nach passenden Fonds Ausschau halten, wer wenig Risiko wünscht, kann entsprechende Fonds ebenfalls schnell identifizieren.

In den Bereichen Gesamtertrag und konsistenter Ertrag hat Feri für den Comgest Growth Emerging Markets die Bestnote 5 vergeben, der Bereich Kapitalerhalt wird mit 2 bewertet, der Bereich Kosten mit der Note 3.