Ungeachtet des anhaltenden Booms in Deutschland mahnen die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute die Bundesregierung zur Vorsorge für die nächste Krise.

“Nach jedem Boom kommt ein Abschwung”, sagte Volkswirt Oliver Holtemöller in Berlin bei der Präsentation des Frühjahrsgutachtens für die Bundesregierung. “Darauf sollte man vorbereitet sein.” In ihrer Gemeinschaftsdiagnose sagen die Institute zunächst aber mehr Wachstum, weniger Arbeitslose und hohe staatliche Überschüsse voraus. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) soll im laufenden Jahr statt der noch im Herbst erwarteten 2,0 Prozent sogar um 2,2 Prozent zulegen. Für 2019 wird die Prognose von 1,8 auf 2,0 Prozent erhöht. Das würde bedeuten, dass das Wirtschaftswachstum dann zehn Jahre in Folge angehalten hätte.

“Der Boom, in dem sich die deutsche Wirtschaft befindet, hält an”, sagte der Leiter der Konjunkturforschung des federführenden Ifo-Instituts, Timo Wollmershäuser. “Allerdings wird die Luft dünner, da die noch verfügbaren gesamtwirtschaftlichen Kapazitäten knapper werden.” Besonders in der Baubranche sei dies bereits zu beobachten, aber auch anderswo fehlten Fachkräfte. Hinzu kämen neue Risiken wie ein drohender Handelskrieg.

Nach Einschätzung der Experten tut die neue Regierung bisher wenig, um für einen Abschwung gerüstet zu sein, sondern befeuert den aktuellen Boom noch, beispielsweise durch höhere Renten und Kindergeld oder die Rückkehr zur paritätischen Finanzierung in der gesetzlichen Krankenversicherung. “Das kommt zur Unzeit”, mahnt der Konjunkturchef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Ferdinand Fichtner. “Die deutsche Konjunktur braucht solche Zusatzausgaben gerade nicht.” Wollmershäuser fügte hinzu: “Die im Koalitionsvertrag vereinbarten Leistungsausweitungen und Leistungsversprechen in der Gesetzlichen Rentenversicherung laufen dem Nachhaltigkeitsgedanken zuwider.”