Trotz Kritik aus Deutschland hält die Europäische Zentralbank (EZB) unverändert an ihrem extrem lockeren Kurs fest. So sagte EZB-Präsident Mario Draghi im Anschluss an die Januar-Sitzung des EZB-Rats: „Niedrige Raten sind jetzt erforderlich, um in der Zukunft höhere zu haben“. Die konjunkturelle Erholung der Euro-Zone liege im Interesse aller, auch Deutschlands. Wenn sie sich verfestige, würden auch die Zinsen wieder steigen. „Und dies wird für Deutschland und auch für andere Länder geschehen.“
Die Zentralbank beließ auf ihrer Ratssitzung die Leitzinsen auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Auch an ihrem im Dezember verlängerten Anleihen-Kaufprogramm, mit dem Draghi & Co die Konjunktur unterstützen und für mehr Inflation sorgen wollen, wurde nicht gerüttelt. Es gebe zwar Anzeichen für eine etwas stärkere Erholung der Weltwirtschaft, so Draghi. Doch sei noch immer ein „sehr erhebliches Ausmaß an geldpolitischer Unterstützung“ für den Währungsraum nötig. Denn in der Euro-Zone werde das Wirtschaftswachstum durch fehlende Strukturreformen gebremst.
Seit März 2015 pump die EZB über den Kauf von Staatsanleihen Woche für Woche Milliarden in das Finanzsystem. Erst im Dezember hatten sie das Programm um neun Monate bis Ende 2017 verlängert. Das Gesamtvolumen wird dadurch – andere Titel wie Pfandbriefe oder Firmenanleihen eingeschlossen – auf 2,28 Billionen Euro anschwellen. Ab April sinkt allerdings das monatliche Kaufvolumen von 80 auf 60 Milliarden Euro.
Die Rufe aus Deutschland nach einem Ende der ultra-lockeren Geldpolitik waren zuletzt wieder lauter geworden. Der Grund: Die Inflation in der Euro-Zone war im Dezember aufgrund der gestiegenen Energiepreise deutlich auf 1,1 Prozent geklettert – der stärkste Anstieg seit mehr als drei Jahren. Noch im November lag die die Teuerung lediglich bei 0,6 Prozent. Die EZB strebt knapp zwei Prozent als Idealwert für die Wirtschaft an.