Das Mitglied des EZB-Rats Ewald Nowotny erwartet ab Anfang 2018 eine langsame Abkehr der Europäischen Zentralbank (EZB) von ihrer ultraexpansiven Geldpolitik. “Ich gehe davon aus, dass wir mit Beginn des kommenden Jahres in eine vorsichtige Geschwindigkeitsverringerung übergehen”, sagte Nowotny laut Vorabbericht des Magazins Trend“. Er stimme mit Bundesbankchef Jens Weidmann überein, dass es nicht darum gehe, abrupt zu bremsen. Das wäre gefährlich, deshalb müsse man überlegen, wie man den Fuß vom Gaspedal nimmt.
Die EZB hält schon seit längerem ihren Leitzins auf dem Rekordtief von Null Prozent. Zudem erwerben die Währungshüter seit März 2015 in großem Stil Staatsanleihen und andere Wertpapiere, um Banken zur stärkeren Vergabe von Krediten an Firmen und Haushalte zu bewegen. Den Rückkauf von Unternehmensanleihen sieht Nowotny kritisch. Der Ankauf solcher Anleihen könne tatsächlich verzerrende Effekte haben, sagte er. “Ich bin dafür, dass wir diesen Bereich künftig nicht mehr ins Programm aufnehmen”.
Eine gewisse Problematik sieht der Notenbanker auch darin, dass Pensionskassen, Versicherungen und Private-Equity-Firmen auf der Suche nach Renditen zu hohe Risiken eingehen könnten. “Aber wir haben mittlerweile Instrumente entwickelt, um bei allfälligen Blasenbildungen eingreifen zu können. Man muss diese Dinge im Auge behalten”.
Beobachtet werde von der EZB auch die Entwicklung an den Aktienmärkten. Dass die Politik des billigen Geldes Verwerfungen am Markt erzeugen und damit zur nächsten Blase führen könnte, sei etwas, worauf man aufpassen müsse, sagte Nowotny. “In den USA sehen wir am Aktienmarkt Anzeichen von sehr hohen Kurs-Gewinn-Verhältnissen und damit eine erhöhte Gefahr für abrupte Abstürze”. In Europa sei eine generelle Überbewertung der Aktienmärkte hingegen noch nicht zu sehen.