Gemäß Zahlen, die die Europäische Zentralbank (EZB) kürzlich veröffentlicht hat, kommt die Kreditvergabe der Geschäftsbanken in der Eurozone nicht recht voran. So verringerte sich das Jahreswachstum der Kundenkredite im August auf 3,7 Prozent nach 3,8 Prozent im Juli.

Das scheint auf den ersten Blick gar nicht so schlecht zu sein. Eine eingehende Betrachtung zeigt jedoch: Während die Kredite an öffentliche Haushalte um beachtliche 10,9 Prozent expandierten, fiel der Zuwachs bei den Ausleihungen an den privaten Sektor mit lediglich 1,5 Prozent bescheiden aus. Selbst eine von der EZB vorgenommene Bereinigung um Kreditverkäufe, Verbriefungen und fiktive Cash-Pooling-Aktivitäten ergibt einen nur wenig höheren Zuwachs der Buchkredite an den Privatsektor von 1,7 Prozent.

Mit ihrer extrem lockeren Geldpolitik möchte die EZB erreichen, dass das Kreditgeschäft der Banken in Schwung kommt und auf diese Weise die Investitionstätigkeit in der Wirtschaft angekurbelt wird. Doch der Erfolg ist bisher äußerst bescheiden: Die Wachstumsraten im Kreditgeschäft der Banken sind nach wie vor zu niedrig und bewegen sich kaum vom Fleck.

Zudem offenbaren sich die Effekte der Geldpolitik an der falschen Stelle. So sind die „Kredite“ an öffentliche Haushalte im Euroraum in Form von Schuldverschreibungen mit einer Zuwachsrate von 19,2 Prozent in die Höhe geschossen. Das heißt: Statt das Darlehensvolumen an Firmen und Privatpersonen auszudehnen, ziehen europäische Banken vor, Staatsanleihen zu kaufen.

Was sind die Gründe für die schleppende Kreditvergabe? Zum Teil profitieren die Unternehmen vom guten Cashflow, der es ihnen oft erlaubt, Investitionen selbst zu finanzieren. Das gilt vor allem für Deutschland. Leidet die Kreditvergabe in Deutschland also an einer geringen Nachfrage der Unternehmen, liegt das Problem in Italien und anderen südeuropäischen Ländern primär auf der Angebotsseite. Dabei kommt der Krise des Bankensektors mit Bergen an faulen Krediten eine entscheidende Bedeutung zu.

Fazit: Die aktuelle Kreditvergabe in der Eurozone signalisiert, dass die Geldpolitik der EZB bislang kaum die erhofften Früchte trägt.