Sorgen um die Deutsche Bank halten die Aktienmärkte weiter in Atem. Die jüngsten Kursverluste des Geldhauses führten Händler darauf zurück, dass deren Chef John Cryan bei einem Spitzentreffen mit Vertretern des US-Justizministeriums am Rande der IWF-Herbsttagung in Washington keine Einigung über die drohende Strafzahlung erzielen konnte. Laut Analysten habe das Treffen des Internationalen Währungsfonds (IWF) nicht dazu beigetragen, die Nerven der Deutsche-Bank-Anleger zu beruhigen. So hatte der Fonds dem Institut eine Reform seines Geschäftsmodells empfohlen.
Die US-Behörden wollen von der Deutschen Bank 14 Milliarden Dollar als Wiedergutmachung für Tricksereien auf dem amerikanischen Immobilienmarkt. Zwar steht noch nicht fest, welchen Betrag man letztlich tatsächlich zahlen muss. Anleger fürchten jedoch, dass es ohne eine Kapitalerhöhung nicht gehen wird. Seit die Strafe bekannt wurde, steht die Aktie der Deutschen Bank im Fokus der Märkte. Im September war sie auf ein Rekordtief von 9,90 Euro gefallen.

Öl wieder oberhalb der 50-Dollar-Marke

Während die Spekulationen um das größte deutsche Kreditinstitut die Börse weiter belasteten, kam vom Ölpreis Unterstützung für die Aktiennotierungen. Denn nach dem Opec-Entscheid über Förderbegrenzungen legte der Preis für das flüssige Gold (Sorte Brent) weiter auf über 50 Dollar pro Barrel zu.
Positive Impulse kamen zudem von den Konjunkturdaten. Nach dem überraschend starken ifo-Geschäftsklima und den robusten Markit-Einkaufsmanagerindizes (PMI) konnten sich nun auch die im August unerwartet eingebrochenen ISM-Frühindikatoren aus den USA deutlich erholen. Das gilt insbesondere für deren stark beachtete Auftragseingangs-Komponenten, was auf eine wieder dynamischere US-Konjunktur hinweist.

Besser als erwartet fielen auch die August-Auftragseingangs- und Produktionszahlen für die deutsche Industrie aus. Ein wichtiger Grund für die heftigen Produktionsschwankungen im Sommer – dem Plus von 2,5 Prozent im August war ein Minus von 1,5 Prozent im Juli vorausgegangen – dürfte die vergleichsweise frühe Lage einiger Werksferien gewesen sein. So legte die Produktion in der Automobilindustrie, wo die Lage dieser Ferien sehr wichtig ist, im August um 6,4 Prozent zu, nachdem sie im Juli um 3,4 Prozent gefallen war. Für den September zeichnet sich erneut ein deutliches Minus ab, weshalb wohl auch die gesamte Industrieproduktion im September wieder spürbar sinken wird. Das bedeutet, dass die hiesige Industrieproduktion im dritten Quartal in etwa stagniert haben dürfte – und damit keinen Wachstumsbeitrag für die deutsche Wirtschaft beigesteuert hat.

Auch Exporte schwanken im Sommer stark

Wesentlich kräftiger als vorausgesagt legten im August auch die deutschen Exporte zu. Sie erhöhten sich gegenüber Juli um 5,4 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. „Das ist die stärkste Zunahme seit Mai 2010“, erklärte ein Statistiker. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Anstieg um 2,2 Prozent gerechnet. Im Juli waren die Exporte noch um 2,6 Prozent gefallen, was viele Experten mit den Werksferien im Sommer begründeten.
Im Vergleich zum August 2015 kletterten die Warenausfuhren sogar um 9,8 Prozent auf 96,5 Milliarden Euro. Überdurchschnittlich stark liefen die Geschäfte mit den EU-Ländern: Hier gab es einen Zuwachs von 10,0 Prozent, weil vor allem die Nachfrage in den nicht zur Euro-Zone gehörenden EU-Staaten stark zunahm. Die Lieferungen in den Rest der Welt zogen um 9,6 Prozent an. In den ersten acht Monaten des Jahres nahmen die gesamten Exporte um 0,8 Prozent auf 795,7 Milliarden Euro zu. Diese niedrige Expansionsrate weist darauf hin, dass der globale Konjunkturmotor alles andere als rund läuft.

Fed-Zinserhöhung im Dezember weiter möglich

Da sich die Anleger dieser Tatsache bewusst sind, wünschen sie sich von der wichtigsten Notenbank der Welt, der US-Zentralbank Fed, ein äußerst behutsames Vorgehen. Weil diese mögliche Leitzinsanhebungen unter anderem von Fortschritten auf dem amerikanischen Jobmarkt abhängig macht, wird der US-Arbeitsmarktbericht Monat für Monat genau unter die Lupe genommen. Analysten hatten für den September einen Anstieg der Beschäftigung von 172 Tausend auf dem Zettel, gemeldet wurden 156 Tausend neue Stellen. Gleichzeitig wurde die Zunahme für August um 16 Tausend nach oben revidiert, die für Juli um 23 Tausend nach unten.

Ursache für den etwas geringeren Stellenaufbau war, dass die öffentliche Hand im Gegensatz zu den vorangegangenen Monaten im September Jobs abbaute. Zu dieser Jahreszeit schwankt die Zahl der Staatsbediensteten oft je nach Zeitpunkt des Schuljahresbeginns, wenn Lehrer neu eingestellt werden. Dagegen stieg die Beschäftigung in der Privatwirtschaft um 167 Tausend und damit stärker als im August (144 Tausend).

Da die Zahl der dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehenden Personen um 444 Tausend zunahm, erhöhte sich die Arbeitslosenquote geringfügig von 4,92 auf 4,96 Prozent. Seit rund einem Jahr bewegt sie sich um die Fünf-Prozent-Marke. In dieser Zeit entstanden zwar viele neue Arbeitsplätze, doch gleichzeitig lockten die verbesserten Jobaussichten mehr Arbeitssuchende an als zuvor.

Die Zahlen für September haben zwar die Erwartungen leicht verfehlt, allerdings nicht so stark, dass sich das große Bild geändert hätte. Die aktuelle Beschäftigungszunahme ist durchaus mit der moderaten konjunkturellen Erholung kompatibel. Das heißt: Eine Zinserhöhung im Dezember ist für die Fed weiterhin eine Option. Ob sie von Fed-Chefin Janet Yellen und ihren Mitstreitern gezogen wird, hängt nicht zuletzt von den noch anstehenden zwei Arbeitsmarktberichten vor dieser Sitzung ab.

Brexit rückt näher

Die global insgesamt wieder besseren konjunkturellen Frühindikatoren stützen im Moment die Aktienmärkte. Fraglich ist aber, wie lange das insbesondere in Europa noch der Fall sein wird, nachdem sich der Brexit mit der Ankündigung der britischen Premierministerin Theresa May, das Austrittsgesuch im ersten Quartal nächsten Jahres zu stellen, konkretisiert. Schließlich rücken damit auch mögliche Bremseffekte für die Konjunktur näher.
Bislang gingen die Ankündigung und die entschlossene Vorgehensweise von May bei der Brexit-Umsetzung an den Aktienmärkten weitgehend spurlos vorüber, sogar in Großbritannien selbst. So erzielte der britische FTSE 250 vergangene Woche ein Jahreshoch. In Euro gerechnet liegt er allerdings rund zwölf Prozent unter dem Stand von Jahresbeginn, sowie acht Prozent unter dem Stand unmittelbar vor dem Brexit-Votum.

Was die neue Woche bringt

Diese Woche wird es von Seiten der Konjunktur etwas ruhiger. Auf der Agenda stehen unter anderem der ZEW-Index der Konjunkturerwartungen für Deutschland und die Eurozone (Di.), die Industrieproduktion im Euroraum (Mi.), die chinesischen Außenhandelsdaten (Mi.) sowie der US-Einzelhandelsumsatz (Fr.). Außerdem veröffentlicht die Fed das Protokoll der letzten FOMC-Sitzung vom 20./21. September (Mi.).

Stärker in den Fokus der Börsianer rücken ab dieser Woche außerdem die Unternehmenszahlen mit dem inoffiziellen Start der Berichtssaison zum dritten Quartal durch den US-Aluminiumkonzern Alcoa am Dienstag. Am Freitag folgen dann die US-Großbanken JP Morgan Chase, Wells Fargo und Citigroup mit ihren Quartalsberichten.

 

Die wichtigsten Konjunkturdaten der neuen Woche

MonatPrognoseLetzter
Montag, 10.10.2016
Exporte Deutschland (% zum Vormonat)August2.2-2.6
Sentix Investorenvertrauen Euroland (Punkte)Oktober55.6
Dienstag, 11.10.2016
ZEW-Konjunkturindex Deutschland (Punkte)Oktober20.5
ZEW-Konjunkturindex Euroland (Punkte)Oktober65.4
Mittwoch, 12.10.2016
Auftragseingang Japan (% zum Vormonat)August-4.94.9
Industrieproduktion Euroland (% zum Vormonat)August0.7-1.1
Donnerstag, 13.10.2016
Exporte China (% zum Vorjahr)September-3.1-2.8
Freitag, 14.10.2016
Verbraucherpreise China (% zum Vorjahr)September1.61.3
Einzelhandelsumsatz USA (% zum Vormonat)September0.6-0.3
Uni Michigan Konsumklima USA (Punkte)Oktober9291.2