Vergangene Woche mussten die Anleger herbe Kursverluste am deutschen Aktienmarkt hinnehmen. Der Zinserhöhungskurs der US-Notenbank Fed, Angst vor einem weltweiten Handelskrieg, Nachrichten um eine höhere Besteuerung von Technologieunternehmen durch die EU und politische Unsicherheit sorgten bei Börsianern für Nervosität.
Vor diesem Hintergrund fiel das Börsendebüt für die Deutsche-Bank-Tochter DWS bescheiden aus. Der erste Kurs des Vermögensverwalters wurde in Frankfurt mit 32,55 Euro festgestellt, nur fünf Cent über dem Ausgabepreis. Im Handelsverlauf schwankte das Papier dann um dieses Niveau und kam nach zwischenzeitlichen Verlusten nicht über ein Plus von 1,1 Prozent hinaus. Allerdings konnte sich die DWS-Aktie damit zumindest etwas vom Abwärtssog an den Börsen abkoppeln. Die Emission spült der Deutschen Bank rund 1,4 Milliarden Euro in die Kassen. Erhofft hatte sie sich bis zu zwei Milliarden. Der Preis lag in der unteren Hälfte der Preisspanne, die von 30 bis 36 Euro reichte. Damit wird die DWS mit 6,5 Milliarden Euro bewertet.

Amerikaner beenden Budgetstreit

Die gedämpfte Stimmung der Investoren verbesserte sich auch nicht durch die Nachricht aus den USA, dass der dortige Kongress nach monatelangem Tauziehen den Weg für einen Bundeshaushalt freigemacht hat, der den drohenden Stillstand des Regierungsapparats verhindert. Senat und Repräsentantenhaus stimmten für einen Etat-Entwurf mit einem Volumen von 1,3 Billionen Dollar, der die Finanzierung der Bundesregierung bis Ende September sichert. Er sieht erhebliche Steigerungen im Verteidigungsbereich vor sowie mehr Mittel für die Grenzsicherung.
Ohne die Einigung in letzter Minute wären in großen Teilen der Verwaltung die Lichter ausgegangen. Denn viele Bundesbedienstete wären dann in Zwangsurlaub geschickt worden. Mit der Vereinbarung gewinnen Trump und seine Regierung ein halbes Jahr Zeit in einem langwierigen Streit. Die Zustimmung der beiden von Trumps Republikanern kontrollierten Kongress-Kammern war bereits seit Anfang Oktober überfällig. Die Republikaner hatten ihre Parlamentarier zur Zustimmung zu der Vorlage aufgefordert, doch einige von ihnen verweigerten die Gefolgschaft.
Denn der Haushalt und die bereits beschlossenen Steuersenkungen dürften ein großes Loch in die Staatskasse reißen. Das Defizit wird im laufenden Jahr voraussichtlich 800 Milliarden Dollar übersteigen. Konservative Republikaner warnen, die roten Zahlen beeinträchtigten die Chancen der im November zur Wiederwahl antretenden Parlamentarier ihrer Partei.

US-Notenbank hebt Leitzins an

Keinen Einfluss auf die Aktienmärkte hatte die Entscheidung der US-Notenbank Fed, den Leitzins um 25 Basispunkte auf die neue Spanne von 1,5 bis 1,75 Prozent anzuheben. Schließlich war dieser Schritt einhellig erwartet worden. Wichtiger war für die Notenbank-Beobachter, dass die Fed für 2018 zwei weitere Zinsschritte und für 2019 deren drei signalisierte.
Es ist aber keineswegs sicher, dass sich die US-Währungshüter tatsächlich an diesen „Fahrplan“ halten werden. So bezeichnete Fed-Chef Jerome Powell die Zinsprojektionen der Fed als „hochgradig unsicher“. Er verwies darauf, dass sich aus den Daten noch keine “Beschleunigung der Inflation” herauslesen lasse. Bei der Teuerungsrate ist die Fed noch unter ihrem Zielwert von zwei Prozent.

Der Zinsausblick der amerikanischen Zentralbanker beruht vor allem auf einem verbesserten Konjunkturausblick. Sie haben ihre Wachstumsprojektionen auf 2,7 Prozent für 2018 (nach 2,5) und 2,4 Prozent für 2019 (nach 2,1 Prozent) angehoben und berücksichtigen dabei die Steuersenkungen und zusätzlichen Ausgaben der Regierung Trump. Gleichzeitig bezeichnen sie ihren Ausblick jedoch nicht mehr als „solide“ sondern nur noch als „moderat“. Die Vorsicht ist verständlich, da der Economic Surprise Index der Citigroup für die USA – der Abweichungen der Konjunkturdaten von den Prognosen misst – seit Jahresanfang rückläufig tendiert.

Powell schlug auf seiner ersten Pressekonferenz denn durchaus auch taubenhafte Töne an, indem er von „graduellen“ Zinserhöhungen sprach. Man wolle einen Mittelweg zwischen „zu schnell“ und „zu langsam“ beschreiten. Im Klartext heißt das, dass sich die Fed auf keinen exakt vorbestimmten Zinspfad festnageln lässt. Vielmehr bewahrt sie sich angesichts einer unsicheren Zukunft mit beträchtlichen Unsicherheiten eine gewisse Flexibilität.

Zollstreit dämpft Stimmung in Unternehmen

Die Unsicherheit ist insbesondere auch deshalb groß, weil niemand voraussagen kann, ob nun ein globaler Handelskrieg droht oder nicht. Tatsache ist, dass US-Präsident Trump chinesische Waren im Volumen von bis zu 60 Milliarden Dollar mit Zöllen belegen will. Im Gegenzug bereitet die Regierung in Peking bereitet ihrerseits Zusatz Abgaben auf amerikanische Produkte vor.

Klar ist, dass eine Eskalation des Handelskonflikts die stark exportabhängige deutsche Wirtschaft empfindlich treffen würde. Dies hat sich bereits auf die Stimmung in den Chefetagen hiesiger Firmen ausgewirkt. Das ifo-Geschäftsklima ist mittlerweile zwei Mal in Folge gesunken, die Geschäftserwartungen sogar vier Mal in Folge. Andere Frühindikatoren, etwa die Einkaufsmanagerindizes (PMI) haben ebenfalls nachgegeben.

Die Angriffe der USA in Handelsfragen richten sich in erster Linie gegen China, dem man in der Tat nicht bescheinigen kann, ein Vorbild in Sachen Freihandel zu sein. Der Ärger der Amerikaner ist deshalb durchaus verständlich. Das ändert aber nichts daran, dass bei einem Handelskrieg alle Seiten verlieren würden.

Dessen ist man sich natürlich auch in Peking bewusst. Daher ist kaum damit zu rechnen, dass China mit massiven Schritten auf die US-Zölle reagiert. Vielmehr dürfte es bei kleineren Gegenmaßnahmen bleiben, die letztlich primär der Gesichtswahrung dienen. Schließlich ist das Reich der Mitte der größte Exporteur der Welt und würde unter einem Handelskrieg am stärksten leiden. Das kann sich das Land schon allein deshalb nicht leisten, weil es sonst einen enormen Anstieg der Arbeitslosigkeit und soziale Unruhen riskieren würde.

Umgekehrt sind die USA eng in globale Wertschöpfungsketten eingebunden, bei denen China eine wichtige Rolle spielt. Eine vernünftige Lösung könnte darin bestehen, dass die chinesische Führung seine zweifelhaften Handelspraktiken überdenkt und die US-Regierung im Handelsstreit zurückrudert. Die EU könnte im Gegenzug für amerikanische Zoll-Ausnahmen Zölle auf importierte US-Waren auf Niveaus senken, die auch umgekehrt gelten.

Was die neue Woche bringt

In der Eurozone stehen diese Woche die ersten Preisdaten der großen Länder für März im Mittelpunkt des Interesses. Nach dem Rückgang der Jahresrate im Februar dürfte für Deutschland eine Erholung folgen (Do.). Denn die im Vormonat preisdämpfenden, schwankungsanfälligen Komponenten der Nahrungsmittel und der Energie werden im März wohl keine vergleichbaren Bremseffekte mehr entfaltet haben. Zum einen sollte die Jahresrate bei Energie, trotz wenig veränderter Energiepreise zum Vormonat, auf Grund eines Basiseffektes im letzten März wieder gestiegen sein. Zum anderen dürften sich auch Nahrungsmittel wieder etwas verteuert haben und damit in der Jahresrate ebenfalls erneut einen Impuls für die Gesamtinflation liefern.

Ein kleiner Stimmungsdämpfer für Preisbullen könnten die Importpreise für Februar werden, denn diese dürften sich sehr schwach entwickelt haben, was den Preisauftrieb auf den nachfolgenden Stufen bis zum Verbraucher nicht begünstigt (Mo.). Zusammengenommen sollte aber die Februar-Inflationsschwäche für die Europäische Zentralbank (EZB) am Ende der Woche nahezu vergessen sein.

Neben den Inflationszahlen richtet sich der Fokus auf die Stimmungsindikatoren, da die Angst vor einem Ende des Konjunktur-Booms zuletzt gestiegen ist. Nach den enttäuschenden nationalen Stimmungsindikatoren dürfte auch das Stimmungsbarometer der EU-Kommission (ESI) im März deutlich gesunken sein (Di.). Insbesondere das exportabhängige Verarbeitende Gewerbe wird hierfür wohl der Auslöser gewesen sein.

Insgesamt haben die positiven Überraschungen der Konjunkturindikatoren zuletzt abgenommen und Realismus hat Einzug gehalten. Dies dürfte auch an den Konsumenten in Deutschland nicht spurlos vorbeigegangen sein und das GfK-Konsumklima sollte im April etwas an Höhe verlieren (Mi.). Da hilft es auch nur bedingt, dass sich der deutsche Arbeitsmarkt im März wohl erneut sehr positiv entwickelt hat (Do.). Die hohe Auslastung
der Unternehmen begünstigt weiterhin Neueinstellungen, womit die Arbeitslosigkeit
(saisonbereinigt) weiter gesunken sein dürfte und die Arbeitslosenquote nur noch bei 5,3 Prozent liegen sollte.

In den USA werden die privaten Haushalte und ihr Konsumverhalten im Fokus stehen. So könnten sich langsam auch die Steuersenkungen im Zuge der Steuerreform auf den Lohnzetteln der Arbeitnehmer bemerkbar machen. Im Februar sind etwas höhere Einkommen zu erwarten, die weniger auf die Steuersenkungen als auf die gute Arbeitsmarktlage zurückgehen sollten (Do.). Das höhere Einkommen sollte allerdings nicht so sehr für Konsumzwecke verwendet worden sein, sondern eher das Sparschwein gefüllt haben. So hat im Februar die Witterung erneut kaum zu ausgedehnten Einkäufen eingeladen. Zudem war
die Sparquote zuletzt äußerst niedrig. Im Zuge der gestiegenen politischen Unsicherheit könnten daher die Konsumenten im Februar etwas mehr zurückgelegt haben.

Preisseitig sollten die Verbraucherpreise der Privaten Konsumausgaben (PCE-Deflator) sowohl in der Kern- als auch der Gesamtinflation moderat zum Vormonat zugelegt haben (Do.). Die Jahresraten dürften auf Grund eines weiter bestehenden negativen Basiseffekts aber unverändert geblieben sein.
An der Londoner Börse ist die Geldpolitik ein großes Thema. Anleger wollen aus den Protokollen der jüngsten Beratungen der Bank von England (BoE) herauslesen, ob diese den Leitzins im Mai anhebt. Bislang sehen Börsianer die Wahrscheinlichkeit hierfür bei rund 60 Prozent.
Auf der Agenda stehen auch einige Unternehmensbilanzen. Am Mittwoch öffnen die Online-Kleinanzeigenbörse Scout24, der Hafenbetreiber HHLA und der Finanzkonzern Wüstenrot & Württembergische ihre Bücher. Tags zuvor ist der schwedische Modehändler Hennes & Mauritz (H&M) an der Reihe.

Die wichtigsten Konjunkturdaten der neuen Woche

MonatPrognoseLetzter
Montag, 26.3.2018
Importpreise Deutschland (% zum Vorjahr)Februar-0.50.7
Dienstag, 27.3.2018
Einzelhandelsumsatz Deutschland (% zum Vorjahr)Februar22.3
ESI Index Euroland (Punkte)März113.4114.1
Industrievertrauen Euroland (Punkte)März6.98
Verbrauchervertrauen Euroland (Punkte)März0.10.1
Richmond Fed Index USA (Punkte)März2128
Conference Board Verbrauchervertr. USA (Punkte)März131130.8
Mittwoch, 28.3.2018
GfK Verbrauchervertrauen Deutschland (Punkte)April10.710.8
BIP USA (annualisiert, % zum Vorquartal)Q42.72.5
Donnerstag, 29.3.2018
Arbeitslosenrate Deutschland (%)März5.35.4
Verbraucherpreise Deutschland (% zum Vorjahr)März1.61.4
Private Einkommen USA (% zum Vormonat)Februar0.50.4
Konsumausgaben USA (% zum Vormonat)Februar0.20.2
PCE-Deflator USA (% zum Vorjahr)Februar1.71.7
PCE-Deflator Kernrate USA (% zum Vorjahr)Februar1.51.5
Uni Michigan Konsumentenvertrauen USA (Punkte)März101.8102
Freitag, 30.3.2018
Industrieproduktion Japan (% zum Vormonat)Februar5-6.8